Volltext: Der Inn-Isengau 1. Heft 1923 (1. Heft / 1923)

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zwischen Gurten und Diagonalrippen bilden in jedem 
Joch ein Rautenmuster, von dem ein ausspringender 
Winkel gegen den einen, ein einspringender Winkel 
gegen den anderen seitlichen Bogenscheitel liegt. Im 
nächsten Joch wiederholt sich die Zeichnung im Gegen 
sinne, sodaß ein das Gewölbe entlang laufendes Zick 
zackmuster entsteht. Diese Gestaltung dürfte wohl einzig 
dastehen. Sehr reich ist die Westempore mit fünf Bögen, 
davon drei im Mittelschiff. Hier wird sie von zwei 
runden Marmorsäulen getragen, deren Kapitelle aus 
einem Wulst in ein Achteck übergehen. Darüber an der 
Wand sind schöne Kopfkonsole, ein Männer- und ein 
Frauenkopf. Die fünf Kielbögen sind mit Krabben und 
Kreuzblumen geziert. Das Südportal hat die bekannte 
Form, einen Rundstab und einen Birnstab, die sich im 
Scheitel kreuzen. Das jetzige Westportal ist ähnlich, es 
stammt von der 1517 gebauten, 1869 abgerissenen Ursula- 
kapelle, ein Zeichen, wie lange sich diese Form hielt. 
Deinting, Engelsberg und das Schiff von Trostberg 
sind Bauten ein und derselben Werkstatt von ausge 
sprochener Eigenart. Einen Namen können wir leider 
nicht nennen, höchstens vermuten. 1467 liefert ein 
Meister Stephan von Trostberg Lehrgerüste für die Ein 
wölbung der Kirche von Frauenchiemsee, und 1511 stif 
tete derselbe Meister einen Iahrtag in Trostberg. Der 
Auftrag für Frauenwörth beweist seine Tüchtigkeit, allein 
er reicht nicht aus, um in ihm das Haupt jener Werk 
statt zu sehen. Es sind in ihr noch manche Ueber 
lieferungen der Pürkhel-Schule lebendig, so das Fehlen 
der Kapitelle und die gekreuzten Stäbe der Portale. 
Die Gewölbe sind weiterentwickelt, aber im Sinne der 
Zusammenfassung und Vereinheitlichung, die schon Pürk- 
hel in Seeon begonnen hat. Auch die Westemporen 
sind nur eine reichere Ausgestaltung der alten einfachen 
Form in Truchtlaching. Gerade diese Geschlossenheit der 
Entwickelung macht die ganze Gruppe von Seeon und 
Trostberg besonders anziehend.
	        
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