Volltext: 150 Jahre Bistum Linz (225 / 1935)

Von DDr. Karl Eder 
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Es ist kein Widerspruch, wenn man behauptet, das 
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alten Geschichte. Nicht künstlich gemacht, sondern lang 
sam gewachsen in jahrhundertelanger Vergangenheit betrat 
der innerlich längst verselbständigte Sprengel 1785 auch 
äußerlich die Wege eines eigenen Bistums. Die Geschicke 
beider in diesem Jahre entstandenen Suffraganate Wiens, 
Linz und St. Pölten, sind so enge mit Österreichs Geschichte 
verknüpft, daß sie nur im Zusammenhange mit dieser ver 
ständlich werden. Die alte Passauet Diözese breitete sich, 
wie ein Blick auf die Bistumskarte von 1723 lehrt, zu zwei 
Drittel ihres Umfanges über das heutige Ober- und Nieder 
österreich aus. Die alte Paffauer Bistumsgeschichte liest sich 
daher vorwiegend wie österreichische Geschichte. In der Tat 
sache, daß sich die Bistums- und die Landesgrenzen so aus 
fällig überschnitten, steckte nicht nur der Anlaß zu vielen 
Reibereien, sondern auch der Keim für die späteren Abtren 
nungen. Die Betrachtung der Diözesangeschichte darf daher 
nicht mit 1785 beginnen, sondern hat an der Hand der öster- 
chen Geschichte bis zun 
Mest. Mur wer die 
.. Schichte Wnt. Mrd Mq» ^ 
MzeD Änz und die spanne der isOImsM 
folgend^ Geschichte richtig würdigen. 
I. 
Als erster Ansatzpunkt der künftigen Diözese darf die 
Verleihung der Ostmark an den Babenberger Luitpold 
(676) gelten. Die Markgrafschaft Österreich trug aus Grund 
ihrer geopolitischen Lage von Anfang an den Drang der 
Verselöständigung in sich. Ihre Erhebung zum Herzogtums 
(1156) lockerte den engen Zusammenhang mit Baiern und 
unter den letzten Babenbergern erstarkte Österreich so sehr, 
daß Leopold VI. sich in Rom bereits um ein Bistum Wien be 
warbt) Bis Oberungarn erstreckte sich die Diözese Passau, 
die bereits auf 739 zurückging und sich als Hochstift auf 
eine ansehnliche Hausmacht stützen konnte. Zwischen dem 
kraftvoll emporstrebenden Österreich, an das sich andere 
Länder angliederten, und zwischen dem Hochstist Passau 
bestand eine starke Spannung, die um so mehr wuchs, als 
Wien zu einer reichen Hauptstadt aufblühte. Passau konnte 
die kirchliche Sendung und die Missionierung des Ostens, 
Österreich die Kraft einer Dynastie und die Machtmittel 
eines Staates in die Waagschale werfen. 
Als unmittelbarer Anrainer Passaus und ziemlich ent 
fernt von dem Mittelpunkte Österreichs, Wien, nahm das 
Land ob der Enns eine eigentümliche Zwischenstellung ein. 
Passaus Bestreben, sich das entlegenere Land unter der 
Enns und besonders Wien durch rechtliche und wirtschaftliche 
Maßnahmen zu sichern, begünstigten die Herausbildung einer 
Sonderlage ebenso, wie die begreifliche Vorliebe der Herzoge 
für ihre Residenz. Die Enns, welche ursprünglich „Ober- 
österreich" im alten Sinne (das Gebiet westlich der Dbbs 
bis zum Hausruck) in zwei Teile zerlegte, bildete sich immer 
fester zur Grenze eines eigenen Landes heraus. Es ist hier 
nicht der Ort, auf den höchst verwickelten Werdegang dieses 
Landes einzugehend) doch springt sofort in die Augen, 
welche deutliche Niederschläge die verschiedenen Abschnitte 
dieser Entwicklung gerade in kirchlicher Hinsicht, vorzüglich 
in den Klostergründungen gefunden haben. Aus der Epoche 
der A g i l o l f i n g e r Herzoge kamen Otilos Stiftung 
Mondsee (748) und Tassilos II. Gründung Kremsmünster 
J ) K. Eder, Österreichs Kampf um ein Landesbistum, Sonder 
abdruck, S. 7. 
2 ) I. Lohninger, Oberösterreichs Werdegang, S. 9 ff. 
(777), aus der Zeit der oft fränkischen Herrscher 
Traunkirchen, vielleicht eine Stiftung Ludwigs des Kindes 
(um 900) in die Markgrafschaft Ö st erreich ein. 
Nach der vielsagenden Pause während des bairischen Stam 
mesherzogtumes setzte unter dem Einflüsse der von Cluny 
getragenen Kirchenreform auch zwischen Enns und Inn» 
Oberösterreich im heutigen Sinne genommen, ein förmlicher 
Gründungswetteifer an. Die Geschlechter, die sich in den 
Besitz der zwölf voneinander unabhängigen Herrschafts 
gebiete im Lande ob der Enns teilten, stifteten selbst oder 
durch ihre Ministerialen. Es gründeten als Benediktiner- 
klöster Adalbero, Graf von Lambach und Bischof von Würz 
burg, die Burg seiner Väter Lambach (1056), Ottokar VI. 
Garsten (1107) 3 ), Arnholm von ©leint unter Förderung 
Ottokars VI. Gleink (1120), als Zisterzen Otto von Machland 
das Schloß Baumgartenberg (1141), Ulrich v. Wilhering und 
Cholo von Waxenberg Wilhering (1146), als Chorherren 
stifte Altmann von Passau St. Florian (1071) 4 * 6 7 8 ), der Edle 
Wernher auf Reichersberg und seine Gemahlin Diethberga 
Burg Reichersberg (um 1084), Heinrich IX. von Baiern 
HanMyfejidl 188)Mltmanp jjm (Ij&ßY}.' 
Mto von Machlayd und WÄlMm von KlaM Sabnich 
(1146),«) als Hospiz Otto II. Graf von Andechs, Bifchof von 
Bamberg, Spital a. P. (1190), als Prämonstratenserstift 
Chalhohus von Falkenstein Schlägl (1218)?) Es verdient 
Beachtung, daß in die Zeit des Herzogtums Öster 
reichs (1156—1246) nur Spital a. P. und Schlägl fallen. 
In der Zwischenzeit (1246—1282) betätigte sich Pkemysl 
Ottokar II. in großartiger Weise als Förderer der Kirche. 
Wieder tauchte flüchtig der Plan eines Bistums Wien auf. 
Im Lande ob der Enns bedeutete der 1264 zum ersten Male 
genannte Landrichter einen Schritt weiter auf dem Wege 
der Verselbständigung und man darf in diesem Amtsträger 
den Vorläufer des späteren Hauptmannes ob der Enns er 
blicken. 
Unter den Habsburgern (1282 bis zur Gründung 
der Diözese 1785) setzten sich die Klostergründungen bis zum 
Eintritt der Glaubensspaltung fort. Der Löwenanteil fällt 
wiederum Adelsgeschlechtern zu. Es stifteten Bischof Bern 
hard von Brambach als Hospiz Engelszell (1293), Ulrich II. 
von Capellen, der berühmte Mitkämpfer Rridolfs von Habs 
burg in der Schlacht auf dem Marchfelde, das Spital Pul- 
garn (1303)«), Eberhard II. von Wallsee seine Burg Schlier 
bach als Zisterze für Frauen (1355). überaus bezeichnend 
gehen die drei ältesten Stadtklöster der Mendikanten gleich 
falls auf Herrengeschlechter zurück. Es stifteten Bischof Weik- 
hart von Pollheim und sein Bruder Albero das Minoriten- 
kloster in Wels (1280). Friedrich von Wallsee das Mino- 
ritenkloster Linz (1284) und wohl auch das Minoritenkloster 
Enns (vor 1309). Der vergleichenden Geschichtsbetrachtung 
entgeht nicht, daß diese Gründungsepochen den drei großen 
Kolonisationswellen in der Karolingerzeit, im elften und um 
die Wende zum dreizehnten Jahrhundert folgten, deren kul 
turelle Vertiefung und Krönung sie darstellen. Der bedeu 
tende Anteil der Hochstifte Passau, Salzburg, Regensburg, 
Bamberg und Würzburg am Grundbesitz im Lande ob der 
3 ) Ursprünglich von Ottokar V. 1082 für weltliche Chorherren 
gegründet. 
4 ) über die ältere Geschichte vergl. I. Hollnsteiner, Das Chor- 
herrenstift St. Florian, S. 6 f. 
°) Er ist der zweite Stifter der Gründung Tutas von Form 
bach zwischen 1080—1060. 
6 ) 1161 ließen sich die Chorherren in Waldhausen nieder. 
7 ) 1209 den Zisterziensern übergeben. 
8 ) Wurde am 28. Juli 1313 dem Hl.-Geist-Orden übergeben.
	        
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