Von DDr. Karl Eder "J 1 ' >."£?r% Es ist kein Widerspruch, wenn man behauptet, das BistumLinzisteinejungeDiözesemiteiner alten Geschichte. Nicht künstlich gemacht, sondern lang sam gewachsen in jahrhundertelanger Vergangenheit betrat der innerlich längst verselbständigte Sprengel 1785 auch äußerlich die Wege eines eigenen Bistums. Die Geschicke beider in diesem Jahre entstandenen Suffraganate Wiens, Linz und St. Pölten, sind so enge mit Österreichs Geschichte verknüpft, daß sie nur im Zusammenhange mit dieser ver ständlich werden. Die alte Passauet Diözese breitete sich, wie ein Blick auf die Bistumskarte von 1723 lehrt, zu zwei Drittel ihres Umfanges über das heutige Ober- und Nieder österreich aus. Die alte Paffauer Bistumsgeschichte liest sich daher vorwiegend wie österreichische Geschichte. In der Tat sache, daß sich die Bistums- und die Landesgrenzen so aus fällig überschnitten, steckte nicht nur der Anlaß zu vielen Reibereien, sondern auch der Keim für die späteren Abtren nungen. Die Betrachtung der Diözesangeschichte darf daher nicht mit 1785 beginnen, sondern hat an der Hand der öster- chen Geschichte bis zun Mest. Mur wer die .. Schichte Wnt. Mrd Mq» ^ MzeD Änz und die spanne der isOImsM folgend^ Geschichte richtig würdigen. I. Als erster Ansatzpunkt der künftigen Diözese darf die Verleihung der Ostmark an den Babenberger Luitpold (676) gelten. Die Markgrafschaft Österreich trug aus Grund ihrer geopolitischen Lage von Anfang an den Drang der Verselöständigung in sich. Ihre Erhebung zum Herzogtums (1156) lockerte den engen Zusammenhang mit Baiern und unter den letzten Babenbergern erstarkte Österreich so sehr, daß Leopold VI. sich in Rom bereits um ein Bistum Wien be warbt) Bis Oberungarn erstreckte sich die Diözese Passau, die bereits auf 739 zurückging und sich als Hochstift auf eine ansehnliche Hausmacht stützen konnte. Zwischen dem kraftvoll emporstrebenden Österreich, an das sich andere Länder angliederten, und zwischen dem Hochstist Passau bestand eine starke Spannung, die um so mehr wuchs, als Wien zu einer reichen Hauptstadt aufblühte. Passau konnte die kirchliche Sendung und die Missionierung des Ostens, Österreich die Kraft einer Dynastie und die Machtmittel eines Staates in die Waagschale werfen. Als unmittelbarer Anrainer Passaus und ziemlich ent fernt von dem Mittelpunkte Österreichs, Wien, nahm das Land ob der Enns eine eigentümliche Zwischenstellung ein. Passaus Bestreben, sich das entlegenere Land unter der Enns und besonders Wien durch rechtliche und wirtschaftliche Maßnahmen zu sichern, begünstigten die Herausbildung einer Sonderlage ebenso, wie die begreifliche Vorliebe der Herzoge für ihre Residenz. Die Enns, welche ursprünglich „Ober- österreich" im alten Sinne (das Gebiet westlich der Dbbs bis zum Hausruck) in zwei Teile zerlegte, bildete sich immer fester zur Grenze eines eigenen Landes heraus. Es ist hier nicht der Ort, auf den höchst verwickelten Werdegang dieses Landes einzugehend) doch springt sofort in die Augen, welche deutliche Niederschläge die verschiedenen Abschnitte dieser Entwicklung gerade in kirchlicher Hinsicht, vorzüglich in den Klostergründungen gefunden haben. Aus der Epoche der A g i l o l f i n g e r Herzoge kamen Otilos Stiftung Mondsee (748) und Tassilos II. Gründung Kremsmünster J ) K. Eder, Österreichs Kampf um ein Landesbistum, Sonder abdruck, S. 7. 2 ) I. Lohninger, Oberösterreichs Werdegang, S. 9 ff. (777), aus der Zeit der oft fränkischen Herrscher Traunkirchen, vielleicht eine Stiftung Ludwigs des Kindes (um 900) in die Markgrafschaft Ö st erreich ein. Nach der vielsagenden Pause während des bairischen Stam mesherzogtumes setzte unter dem Einflüsse der von Cluny getragenen Kirchenreform auch zwischen Enns und Inn» Oberösterreich im heutigen Sinne genommen, ein förmlicher Gründungswetteifer an. Die Geschlechter, die sich in den Besitz der zwölf voneinander unabhängigen Herrschafts gebiete im Lande ob der Enns teilten, stifteten selbst oder durch ihre Ministerialen. Es gründeten als Benediktiner- klöster Adalbero, Graf von Lambach und Bischof von Würz burg, die Burg seiner Väter Lambach (1056), Ottokar VI. Garsten (1107) 3 ), Arnholm von ©leint unter Förderung Ottokars VI. Gleink (1120), als Zisterzen Otto von Machland das Schloß Baumgartenberg (1141), Ulrich v. Wilhering und Cholo von Waxenberg Wilhering (1146), als Chorherren stifte Altmann von Passau St. Florian (1071) 4 * 6 7 8 ), der Edle Wernher auf Reichersberg und seine Gemahlin Diethberga Burg Reichersberg (um 1084), Heinrich IX. von Baiern HanMyfejidl 188)Mltmanp jjm (Ij&ßY}.' Mto von Machlayd und WÄlMm von KlaM Sabnich (1146),«) als Hospiz Otto II. Graf von Andechs, Bifchof von Bamberg, Spital a. P. (1190), als Prämonstratenserstift Chalhohus von Falkenstein Schlägl (1218)?) Es verdient Beachtung, daß in die Zeit des Herzogtums Öster reichs (1156—1246) nur Spital a. P. und Schlägl fallen. In der Zwischenzeit (1246—1282) betätigte sich Pkemysl Ottokar II. in großartiger Weise als Förderer der Kirche. Wieder tauchte flüchtig der Plan eines Bistums Wien auf. Im Lande ob der Enns bedeutete der 1264 zum ersten Male genannte Landrichter einen Schritt weiter auf dem Wege der Verselbständigung und man darf in diesem Amtsträger den Vorläufer des späteren Hauptmannes ob der Enns er blicken. Unter den Habsburgern (1282 bis zur Gründung der Diözese 1785) setzten sich die Klostergründungen bis zum Eintritt der Glaubensspaltung fort. Der Löwenanteil fällt wiederum Adelsgeschlechtern zu. Es stifteten Bischof Bern hard von Brambach als Hospiz Engelszell (1293), Ulrich II. von Capellen, der berühmte Mitkämpfer Rridolfs von Habs burg in der Schlacht auf dem Marchfelde, das Spital Pul- garn (1303)«), Eberhard II. von Wallsee seine Burg Schlier bach als Zisterze für Frauen (1355). überaus bezeichnend gehen die drei ältesten Stadtklöster der Mendikanten gleich falls auf Herrengeschlechter zurück. Es stifteten Bischof Weik- hart von Pollheim und sein Bruder Albero das Minoriten- kloster in Wels (1280). Friedrich von Wallsee das Mino- ritenkloster Linz (1284) und wohl auch das Minoritenkloster Enns (vor 1309). Der vergleichenden Geschichtsbetrachtung entgeht nicht, daß diese Gründungsepochen den drei großen Kolonisationswellen in der Karolingerzeit, im elften und um die Wende zum dreizehnten Jahrhundert folgten, deren kul turelle Vertiefung und Krönung sie darstellen. Der bedeu tende Anteil der Hochstifte Passau, Salzburg, Regensburg, Bamberg und Würzburg am Grundbesitz im Lande ob der 3 ) Ursprünglich von Ottokar V. 1082 für weltliche Chorherren gegründet. 4 ) über die ältere Geschichte vergl. I. Hollnsteiner, Das Chor- herrenstift St. Florian, S. 6 f. °) Er ist der zweite Stifter der Gründung Tutas von Form bach zwischen 1080—1060. 6 ) 1161 ließen sich die Chorherren in Waldhausen nieder. 7 ) 1209 den Zisterziensern übergeben. 8 ) Wurde am 28. Juli 1313 dem Hl.-Geist-Orden übergeben.