Volltext: Der Spaßvogel 1935 (1935)

nun in ein recht übermütiges helles Mäd— 
chengelächter ausgebrochen. Sie hatte in 
dem Angstmacher den Jungbauern des Leh— 
nergutes erkannt, der jetzt im Dunkel der 
Kirche abwartete, ob sie nun in Geister— 
furcht die Flucht ergreifen werde. Aber 
der sollte sich gründlich geirrt haben! Ein 
Angsthase war die Theres nie gewesen und 
Sich aufrichtend, merkte sie, daß auch 
etwas dabei abbekommen habe. 
an Gespenster glaubte sie erst recht nicht! 
Und ruhig trat sie nun aus dem Schatten 
der Kirche den Heimweg an. Doch — da 
fiel etwas in ihre Gedanken.. Hieß es 
nicht nach uraltem Glauben — — und so 
du einen um die zwölfte Stunde der hei— 
ligen Thomasnacht vor der Kirchhoftüre 
begegnest, der muß in dem Jahr bis zur 
nächsten Nacht des Heiligen sterben. Also 
war dem Junglehner der Tod in diesem 
Jahre bestimmt! Eine geheimnisvolle 
Wächt, ein unleugbares Gesetz, jedem Aber— 
gläubischen eine sichere, feststehende Regel 
gab sich da kund. Und die Therese, die 
fonst eine recht vernünftige Dirne war, 
glaubte daran wie alle anderen Leute im 
Dorfe. Und deshalb überkam sie jetzt ein 
furchtbares Bangen. Sie hatte 
den Jungbauern lieb, so lieb 
wie ein Weib nur einen 
Mann haben kann. Zwar 
ahnte der Lehner bis jetzt noch 
nichts von dieser Liebe, aber 
es war bei ihm, wie bei des 
Mädchens Eltern ausgemacht, 
daß die Beiden ein Paar wer— 
den sollten. In der Erwartung 
dieser Freite war die Groß— 
bauerntochter etwas stolz und 
zurückhaltend gegen den Freier, 
wie es von ihrem Stand— 
punkte aus und in den Augen 
aller Dorfbewohner ja einzig 
richtig war. Aber es klopfte 
ihr Herz dem Lehner entgegen 
und so tief war ihre Liebe, 
daß der Gedanke, dem Gelieb— 
ten wäre der Tod beschieden, 
eine beklemmende Furcht in 
ihr auslöste. Als der junge 
Bauer an der Kirchentüre eben 
bereit war, ihren Mut ohne 
Einschränkung anzuerkennen., 
rannte sie aus Furcht wie ge— 
hetzt die etwas steile Straße 
abwärts, als würde ihr die 
ganze Hölle im Rücken sein. 
Dort, wo der Bach die 
Straße überquerte und ein 
holpriͤges Brücklein zu über— 
setzen war, stolperte sie und 
fiel mit einem Aufschrei nie— 
der. Das kostbare Weihwas— 
ser verfloß in zZahlreichen 
Rinnsalen und die Scherben 
des Kruges bohrten sich schmer— 
J zend in Theresens Arm. Sich 
aufrichtend, merkte sie, daß auch der Fuß 
etwas dabei abbekommen habe und stöh— 
nend mußte sie sich von den kraftvollen 
Männerarmen emporheben lassen, die sie 
gleich darauf umschlagen. Dann kamen 
stammelnde, um Verzeihung flehende Worte 
aus des Lehnerjungbauerns Mund. Er 
bezichtigte sich des Leichtsinns, der Dumm— 
heit, schalt auf die Späse der Kamera— 
der Fuß
	        
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