Volltext: Der Spaßvogel 1934 (1934)

Aber der Friseur reichte schon dem 
Schwiegersohn die Hand. „Meine Gratu— 
lation zur Teilhaberschaft, Herr Karl.“ 
Vater Tumann begriff nicht. Aber er 
hatte auch gar keine Zeit zum Nachdenken, 
denn es wurde schon wieder gratuliert. 
„Da haben Sie nun den jungen Leuten 
eine schöne Neujahrsfreude gemacht, daß 
Sie nun den Schwiegersohn auf das Ge— 
schäft haben anschreiben lassen“, sagte ein 
anderer. 
„Da ist wohl keine Gefahr, daß sich 
die zwei Chefs nicht vertragen“, meinte 
wieder einer. 
Tumann kam aus der Verblüffung 
nicht heraus. „Sie irren — Chef bin 
ich“, behauptete er. „Ich ganz allein.“ 
„Na ja, doch. Das wird Ihnen wohl 
auch niemand von den Ihren streitig ma— 
chen. Vor dem Alter Respekt. Aber so 
bloß zum Schein werden Sie wohl das 
Firmenschild nicht haben abändern lassen.“ 
Ein paar Sekunden später ging Va— 
ter Tumann verstohlen vor die Geschäfts— 
türe. Und starrte draußen so lange auf 
die Firmentafel, daß ihm schließlich die 
Buchstaben vor den Augen tanzten. 
„Franz Tumann u. Co.“ stand da, 
mit funkelnagelneuen Buchstaben. Hellblau 
leuchteten sie von der gelben Tafel herab. 
„u. Co.“ — war denn das möglich? 
Wer hatte ihm diesen Possen gespielt? 
Der Herr Schwiegersohn? Der konnte sich 
freuen! IJ 
Stürmisch trippelte Tumann ins Ge⸗— 
schäft zurück, er hatte einen geheimen 
Wutanfall bekommen. Aber drinnen im 
Geschäft wurde wieder von allen Seiten 
gratuͤliert und ihm zu seiner richtigen Tat 
Glück gewünscht. Blamieren konnte er sich 
doch nicht vor den Leuten. Aber verstohlen 
musterte Tumann seine Angehörigen. Und 
er sah die feuchten Augen seiner Frau, 
die hellen seiner Tochter Käthe. Nein, er 
kannte sie zu gut. Die sahen nicht nach 
schlechter Tat aus. Und zu seiner Ver— 
blüffung kam in einem stilleren Moment 
der Schwiegersohn herzu und reichte ihm 
die Hand. „Vater, ich danke dir für die 
Ueberraschung.“ Und Karl machte dazu ein 
unglaublich ehrliches Gesicht. 
Tumann war zuerst sprachlos. Aber 
dann fuhr er doch auf. „Ihr glaubt also 
auch, das da draußen ist mein Will —? 
Da irrt Ihr euch aber!“ .** 
Aus der Verblüffung heraus, die alle 
ergriff, sagte schließlich Karl resignierend: 
„Wenn du willst, so können wir ja das 
u. Co.“ wieder übermalen lassen.“ 
Da fuhr Tumann auf. „Du bist wohl 
verrückt! Daß der, der mir diesen Possen 
gespielt hat, noch einmal seine Freude 
hat und ich zum Schluß zu Gespött der 
ganzen Stadt werde.“ 
Die Firmeninschrift blieb somit in ih⸗— 
rer neuen Art bestehen. 
Wer aber die richtigen Täter waren, 
kam, dank des geringen Nachforschungs— 
triebes Pater Tumanns, der die Spötter 
zu sehr fürchtete, nie heraus. Das wußten 
nur Fritz, dessen Helfer — und der schweig— 
same Mond. 
A 
Die aufrichtige Quäkerin. 
Ein, Gerichtsvollzieher kam in das wurde von der schönen Quäkerin höchst 
Haus eines Londoner Quäkers, um ihn liebenswürdig unterhalten. Da ihr Mann 
zu verhaften. Auf dem Flur traf er dessen aber nie erschien, wurde dem Exekutor doch 
Frau an, und fragte sie, ob ihr Mann zu endlich die Zeit zu lang und er fragte: 
Hause sei. J „Wird Ihr Mann nicht bald kom—⸗ 
„Ja“, erwiderte die Quäkerin, deren men? Ihr sagtet ja, daß ich ihn gleich 
Religion strenge verbot, die Unwahrheit sehen werde!“ J 
zu sagen, „er ist zu Hause und wird Dich „Er hat Dich schon gesehen“, war die 
gleich sehen!“ Letzteres ist eine englische Antwort, „vorhin durch die Alkoventür; 
Höflichkeitsphrase, die gleichviel bedeutet aber weil ihm Dein Gesicht nicht gefiel, 
wie das deutsche „wird gleich erscheinen“. ist er aus der Hintertür gegangen.“ 
Der Gerichtsbeamte nahm Platz und L.
	        
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