Aber der Friseur reichte schon dem
Schwiegersohn die Hand. „Meine Gratu—
lation zur Teilhaberschaft, Herr Karl.“
Vater Tumann begriff nicht. Aber er
hatte auch gar keine Zeit zum Nachdenken,
denn es wurde schon wieder gratuliert.
„Da haben Sie nun den jungen Leuten
eine schöne Neujahrsfreude gemacht, daß
Sie nun den Schwiegersohn auf das Ge—
schäft haben anschreiben lassen“, sagte ein
anderer.
„Da ist wohl keine Gefahr, daß sich
die zwei Chefs nicht vertragen“, meinte
wieder einer.
Tumann kam aus der Verblüffung
nicht heraus. „Sie irren — Chef bin
ich“, behauptete er. „Ich ganz allein.“
„Na ja, doch. Das wird Ihnen wohl
auch niemand von den Ihren streitig ma—
chen. Vor dem Alter Respekt. Aber so
bloß zum Schein werden Sie wohl das
Firmenschild nicht haben abändern lassen.“
Ein paar Sekunden später ging Va—
ter Tumann verstohlen vor die Geschäfts—
türe. Und starrte draußen so lange auf
die Firmentafel, daß ihm schließlich die
Buchstaben vor den Augen tanzten.
„Franz Tumann u. Co.“ stand da,
mit funkelnagelneuen Buchstaben. Hellblau
leuchteten sie von der gelben Tafel herab.
„u. Co.“ — war denn das möglich?
Wer hatte ihm diesen Possen gespielt?
Der Herr Schwiegersohn? Der konnte sich
freuen! IJ
Stürmisch trippelte Tumann ins Ge⸗—
schäft zurück, er hatte einen geheimen
Wutanfall bekommen. Aber drinnen im
Geschäft wurde wieder von allen Seiten
gratuͤliert und ihm zu seiner richtigen Tat
Glück gewünscht. Blamieren konnte er sich
doch nicht vor den Leuten. Aber verstohlen
musterte Tumann seine Angehörigen. Und
er sah die feuchten Augen seiner Frau,
die hellen seiner Tochter Käthe. Nein, er
kannte sie zu gut. Die sahen nicht nach
schlechter Tat aus. Und zu seiner Ver—
blüffung kam in einem stilleren Moment
der Schwiegersohn herzu und reichte ihm
die Hand. „Vater, ich danke dir für die
Ueberraschung.“ Und Karl machte dazu ein
unglaublich ehrliches Gesicht.
Tumann war zuerst sprachlos. Aber
dann fuhr er doch auf. „Ihr glaubt also
auch, das da draußen ist mein Will —?
Da irrt Ihr euch aber!“ .**
Aus der Verblüffung heraus, die alle
ergriff, sagte schließlich Karl resignierend:
„Wenn du willst, so können wir ja das
u. Co.“ wieder übermalen lassen.“
Da fuhr Tumann auf. „Du bist wohl
verrückt! Daß der, der mir diesen Possen
gespielt hat, noch einmal seine Freude
hat und ich zum Schluß zu Gespött der
ganzen Stadt werde.“
Die Firmeninschrift blieb somit in ih⸗—
rer neuen Art bestehen.
Wer aber die richtigen Täter waren,
kam, dank des geringen Nachforschungs—
triebes Pater Tumanns, der die Spötter
zu sehr fürchtete, nie heraus. Das wußten
nur Fritz, dessen Helfer — und der schweig—
same Mond.
A
Die aufrichtige Quäkerin.
Ein, Gerichtsvollzieher kam in das wurde von der schönen Quäkerin höchst
Haus eines Londoner Quäkers, um ihn liebenswürdig unterhalten. Da ihr Mann
zu verhaften. Auf dem Flur traf er dessen aber nie erschien, wurde dem Exekutor doch
Frau an, und fragte sie, ob ihr Mann zu endlich die Zeit zu lang und er fragte:
Hause sei. J „Wird Ihr Mann nicht bald kom—⸗
„Ja“, erwiderte die Quäkerin, deren men? Ihr sagtet ja, daß ich ihn gleich
Religion strenge verbot, die Unwahrheit sehen werde!“ J
zu sagen, „er ist zu Hause und wird Dich „Er hat Dich schon gesehen“, war die
gleich sehen!“ Letzteres ist eine englische Antwort, „vorhin durch die Alkoventür;
Höflichkeitsphrase, die gleichviel bedeutet aber weil ihm Dein Gesicht nicht gefiel,
wie das deutsche „wird gleich erscheinen“. ist er aus der Hintertür gegangen.“
Der Gerichtsbeamte nahm Platz und L.