Volltext: Der Spaßvogel 1920 (1920)

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Snlvester⸗Humoresle von Lenore Pany. 
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Nachdrud verboten. 
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Tante Flora war die leibhaftige Alle— 
zorie ihres Métiers als Inhaberin einer 
. k. Tabak-Trafik. Ihr Teint war havanna— 
zraun, ihr Haar mit Ausnahme einiger vor⸗ 
auter Silberfäden, und ihre Zähne waren 
Meichfalls lang, und braun wie die eines 
rüsseknabbernden Eichhörnchens. Sie rauchte 
nämlich selber wie ein Schlot und behaup— 
tete, daß es ihr vortrefflich bekäme. Um 
ihr fettes Kinn spielte fortwährend der 
freundliche Reflex ihrer Einkünfte und Ken— 
ner versicherten, daß sie sogar einen für 
zine Dame recht stattlichen braunen Schnurr⸗ 
bart habe. Ihre Gestalt aber wies die 
gesunde Fülle einer Kubazigarre auf, bei 
der man gewohnt ist, nicht nach der Taille 
zuforschen. Tante Flora war., also weder 
sung, noch schön. Aber sie besaß den vol— 
sen Liebreiz einer altenJungfer, welche 
ihr Vermögen nicht an den Mann gebracht 
und daher als gnadenspendendes Heiligen— 
bild vor den Augen ihrer lieben Anver— 
wandten thront. Wie das goldene Kalb— 
wurde sie von allen, denen ihr Ver— 
nögen „nahe ging,“ umtanzt, sie war 
das Gefäß der Andacht für, sämtliche Fa⸗— 
milienmitglieder, die wundertätige Kapelle, 
zu der man wallfahrtete mit den besten Wün— 
chen für ihre Gesundheit auf den Lip⸗ 
den und ärgerlichen Betrachtungen über ihren 
7* Lebensfaden in der, tieffühlenden 
Brust. Ja, wenn man wenigstens mit Be— 
timmtheit gewußt hätte, wer denn eigent⸗ 
ich einmal in die Fußstapfen ihres gro— 
zen Vermögens treten würde? Ahber Tante 
Flora war die Grausamkeit selbst — 
„Der Würdigste unter meinen Verwand— 
en bekommt einmal alles,“ hatte sie ge— 
egentlich der Feier ihres fünfzigsten Ge— 
surtstages erklärt.— 
Der Würdigste! Eine solche Bestim— 
nung mußte unbedingt einen wahren Sturm 
mter den Beteiligten hervorrufen. Von 
ꝛiesem Tage an wurde denn auch ein förm⸗ 
iches Wettrennen veranstaltet, bei dem selbst 
zie jüngsten Neffchen und Nichtchen mit— 
wirken mußten. 
„Wie klug von Dir, daß Du nicht ge— 
heiratet hast!“ sagten die Kinderbesitzer zu 
Tante Flora. „Man hat wirklich nichts als 
Aufregung und Sorge in der Ehe. Sieh 
Dir die armen Würmer doch mal an!“ 
Und die „armen Würmer“ reckten ihre Bein⸗ 
hen, warfen gut einstudierte Kußhändchen 
und schielten dabei verstohlen nach Tante 
Floras Schnurrbart, von, dem man, ihnen 
gesagt, daß er nicht existiere, der sie je— 
doch weit mehr interessierte als die „schwe— 
bende“ Geldkass. 
Unter den zahlreichen Aspiranten, welche 
an Tante Floras Börse spielten, befand sich 
einer, der nie in Betracht gezogen wurde, 
wenn man auf die Erbschaft zu reden kam. 
Dieser Auswürfling war ein blondes Bürsch⸗ 
hen in der knapp anliegenden Uniform 
eines knapp gehaltenen Leutnants. Er war 
ein heiterer, froh denkender, Mensch, wel—⸗ 
cher das Leben gern von „seiner schönsten 
und zugleich krostspieligsten Seite anfaßte, 
und der, weil ihm *die Gage meist eher 
auszugehen pflegte, als der Frohsinn, manch⸗ 
mal in eine Lage geriet, welche nicht nur 
hm, sondern auch anderen äußerst peinlich 
wurde. Nichtsdestoweniger verschmähte er es, 
an den Festen, die man zu Ehren des „gob 
denen“ Kalbes peranstaltete, mitzuwirken. Er 
war ein schlechter „Tänzer“, dem die Ehr⸗ 
lichkeit einen steifen Rücken verliehen, und 
desaß nichts von den geschmeidigen Gaben, 
nit denen nach Ansicht der meisten Leute 
iin Universalerbe ausgerüstet sein muß. 
Wenn er in Geldverlegenheit war, was ziem— 
ich oft geschah, marschierte er stramm wie 
eine Kerze nach Tante Flora's Trafik, stattete 
Rapport ab über die Leere seiner Kasse 
und setzte sich dann mit der Miene eines 
andächtigen Zuhörers in einem Winkel zu— 
recht, von wo aus er die nicht selten hu— 
moristisch gefärbte Predigt Tante Flora's 
über sich ergehen ließ. 
„Wohin soll das führen mit Dir, 
Adolf? Du machst ung ja — ein Dut— 
zend „Damen“? Hier, bitte — Denn wenn 
du vielleicht auf meine Erbschaft speku—
	        
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