Volltext: Heimatkunde 5. Heft (5. Heft / 1912)

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der städtischen und märktischen Bevölkerung. In früheren Jahrhunderten 
war dieser vor allem begründet in den Verhältnissen, die im Handwerker- 
und Gewerbestand herrschten, in der durch die Handwerkerordnungen zur 
Pflicht erhobenen „Wanderschaft" der Gesellen. Die Gesellen kehrten vielfache 
nicht mehr in ihre Heimat zurück, sondern gründeten sich in der Fremde ein 
neues Heim, einen eigenen Herd — wenn ihnen das Glück oder die Liebe 
hold war. Sie erheirateten oder erkauften — das erstere war wohl öfter 
der Fall — in der nun lieb gewordenen Stadt das Bürgerrecht. 
Und wie wir heute die Bevölkerung unserer Stadt innerhalb eines 
Jahrzehntes sich bedeutend verändern sehen, so war dies auch vor hundert 
Jahren, vor zwei und noch mehr Jahrhunderten in der gleichen Weise der 
Fall. So konnte Kränzl in seinen „Topographisch-statistischen Mitteilungen 
über Ried" (1882 erschienen) schon feststellen, daß seit einem Jahrhundert 
von über 500 Häusern nur noch 18 im Besitze der gleichen Familien sich 
befanden — also ein ganz verschwindend kleiner Bruchteil. Und das älteste 
Marktbuch von Ried (um 1600) zeigte uns in den Listen der Bürgerrechts- 
Verleihungen jener Tage die auffallende Tatsache, daß jährlich mehr als 
die Hälfte der neuen Bürger aus der Fremde kam, und zwar oft aus 
weiter Ferne. 
2. 
Es dürste daher nicht ohne Interesse sein, die Einwanderung einiger 
zum Teil noch allgemein bekannter Rieder Familien auf Grund des Trauungs- 
buches anzugeben. 
a. Im Jahre 1763 erwarb Leopold Ammerer in Ried das 
Bürgerrecht und übte dann das Geschäft eines Bortenwirkers aus. Er war 
der Sohn des Johann Ammerer, Bürgers und Wirtes zu Aschau im 
Lande ob der Enns (ob ein Aschau im Salzkammergute oder das bei 
Kallham gemeint ist, läßt sich nicht angeben), und vermählte sich am 
23. November 1763 mit Frau Barbara, der Witwe nach Johann Andreas 
Psenner, Bortenwirkers in Ried. 
b. Im Jahre 1760 kam Franz Josef Claudi durch Vermählung 
mit der Brauerswitwe Maria Justina Dopf in den Besiß einer Brauerei 
zu Ried. Bis zu diesem Jahre war er Braumeister der gräflich Haslangischen 
Brauerei in Aspach gewesen. Er stammte aus Kirchheim und war der Sohn 
des dortigen Wirtes Balthasar Claudi. 
e. Auf dem Hause Kirchenplatz Nr. 25 — einst ein Benefiziatcn- 
und zur Zeit der Reformation das Prädikantenhaus — begann die Familie 
Dan gl ihr Geschäft in Ried. Am 15. Juni 1772 vermählte sich der 
„kunstreiche Jungeselle Josef Dan gl, angehender Bürger und Borten- 
macher allhie", Sohn des verstorbenen Philipp Dangl, Bauers in Tarenz 
in Tirol, mit der Frau Maria Theresia, Witwe nach Bartholomäus 
P e r t o l d , der als Bürger und Bortenwirker auch im Rate des Marktes 
gesessen war. 
ä. Im Jahre 1777 kamen die Dreiblmayr nach Ried. Johann 
Michael Dreiblmayr übernahm damals das alte Tanner'sche Lebzeltergeschäft 
auf dem Hauptplatze Nr. 32. Er war der Sohn des bürgerlichen Bier- 
brauers Florian Dreiblmayr in Mauerkirchen und vermählte sich am
	        
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