Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

— TJeber cfie passendste Aufbewahrung von Aepfeln. Ein Bericht der königL 
Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim bringt hierüber folgende 
beachtenswerte Angaben : Da grosse Obstversandtgeschäfte wertvolle Tafelfrüchte 
in Seidenpapier eingewiokelt aufbewahren und behaupten, dass sich auf diese 
Weise das Obst viel besser halte, so wurde mit den Früchten des Weissen 
Winterealvills, der grossen Kasseler Beinette, Esperens Bergamotte, Olivier des 
Serres mmd St. Oermain Vauquellin ein Versuch derart angestellt, dass je 20 
Früchte einer Sorte in Seidenpapier eingewickelt und andere 20 ohne Seiden 
papier freigelegt wurden. Der Versuch ergab, dass die eingewickelten Früchte 
eine hellere Farbe hatten, 'fleckenfrei waren und viel weniger Fältchen zeigten, 
als man dies bei den nicht eingewickelten Früchten beobachten konnte. Es 
lohnt sich also bei wertvollen Früchten, dieses Verfahren anzuwenden, nur wird 
man, um nicht etwa die Keimung von Pilzsporen durch das Einwickeln zu 
begünstigen, damit warten müssen, bis die Früchte einen Teil ihres Wassergehaltes 
verdunstet haben und die Schale vollständig trocken geworden ist. 
— lieber Nussbrot versprachen wir auf vielfachen Wunsch Erkundigungen 
einzuziehen und können jetzt konstatieren, dass alle diejenigen Gesinnungsgenossen, 
welche dasselbe längere Zeit assen, die besten Erfahrungen gemacht haben. 
Der herrliche Geschmack des Brotes macht dasselbe gleichzeitig zu einem 
begehrten Genussmittel und die Bekömmlichkeit des Brotes ist eine grosse. 
Der Fettgehalt des Nussbrotes (Nussöl) verhütet ein Trockenwerden und er 
möglicht es, das Brot ohne Butter zu essen. Ganz besonders schön schmeckt 
das Brot zu Aepfeln oder Birnen gegessen. Das Brot ist nach den vorliegenden 
Berichten leicht verdaulich und die Herstellung billig. Das Bezept wird von 
dem Erfinder, Hrn. Kaufmann Dörge in Braunschweig den Gesinnungsgenossen 
gern mitgeteilt. 
Zum Kampfe gegen Modegiffce und 
Modethorheiten. 
— Neue Künste in der Nahrungsmittelverfälschung. Der begabteste ameri 
kanische Ingenieur muss an Erfindungsgeist gegen die Vielseitigkeit der 
Nahrungsmittel Verfälscher zurückstehen. Es ist kaum glaublich, was diese 
Dunkelmänner in der letzten Zeit wieder ausgeheckt haben. In dem belgischen 
Bepertorium für Pharmacie wird zunächst einiges darüber berichtet. Ein vor 
trefflicher Gegenstand heisst „Piperidin“ und wird als Ersatz für Pfeffer ver 
kauft, zu welchem Zweck er nach seiner Zusammensetzung ausserordentlich 
befähigt erscheinen muss. Die einzige Aehnlichkeit zwischen beiden Stoffen 
besteht in ihrer Farbe, sonst ist in dem Surrogat überhaupt kein Pfeffer vor 
handen. Es enthält vielmehr 70 pCt. Mineralstoffe und 30 pCt. eines aus dem 
Pflanzenreiche stammenden Stoffes, der den Chemikern noch nicht bekannt ist, 
aber sie wegen seiner Eigenschaften bedenklich beunruhigt. Sehr zu empfehlen 
ist ein „Zimmtpulver“, das jetzt liier und da zu kaufen ist und besonders dazu 
empfohlen wird, um den Geschmack von gekocktem Beis und von Glühwein 
zu erhöhen. Wer sich solchen Zimmt selbst bereiten will, der mag sich gesagt 
sein lassen, dass er aus 80 pCt. gestossenem Ziegel und 20 pCt. gefärbtem 
Holze hergestellt wird, letzteres meist von Schiffswerften entnommen. Den 
Gimpfel der Kühnheit erreicht vielleicht das sogenannte „Australiana“, das 
zur Fälschung der für schwache Mägen so oft verschriebenen Fleischpulver dient, 
es ist ein köstliches, krystallinisches, hellrotes Pulver und besteht aus Borsäure * 
mit Fuchsin gefärbt. — — — 
— Zwei Kaffeebuden sind in Kiel vom Verein gegen Missbrauch geistiger 
Getränke errichtet worden, nachdem seit 1887 in einer Selterbude billiger 
Kaffee ausgeschenkt wurde. Die Nachfrage wurde mit jedem Jahre grösser. 
— Die Heilung der Trunksucht wird im kanadischen Staate Manitoba auf 
sehr originelle Weise versucht und oft erreicht. Die dortige Polizei hat näm 
lich die trübe Erfahrung gemacht, dass Gefängnisstrafen auf wirklich passionierte
	        
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