Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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die Atmunng, der Blutkreis werden bethätigt und das Knochengerüst 
des Körpers wird besser entwickelt. 
Unseren Frauen und Jungfrauen, die infolge einer unnatürlichen 
Lebensweise und einer unnatürlichen Kleidung wirklich krank ge 
worden sind, thut eine solche Leibesübung wirklich not. • Jeder 
Vater und jede Mutter einer heranwachsönden Tochter müssten sich 
lieber heute als morgen entschliessen, die Stunden, die jetzt dem 
Klavierspielen oder der Malerei gewidmet werden, für Turnen und 
Spiel zu bestimmen. Das wäre nicht nur eine Erlösung für gepeinigte 
Hausbewohner, sondern es würde auch für das väterliche Portemonnaie 
nicht minder als für das des zukünftigen Gatten eine Wohlthat sein. 
Denn wenn ein gesundes Weib die Krone der Schöpfung ' ist, so ist 
das kranke ein schweres Kreuz, und auch die Sünden der Mütter 
werden heimgesucht bis ins dritte und vierte Glied. Denken wir 
ferner an die vielen jungen Mädchen, die in Komptoirs und Bureaus, 
hinter Ladentischen, in Fabriken, mit Schere und Nadel in gebückter- 
Haltung, in vielfach dumpfer Luft, arbeiten müssen: Für alle diese 
ist das Turnen ein ausgezeichnetes Mittel, ihre Leistungsfähigkeit zu 
erhalten und zu heben. 
Wenn so für die Leibesübung gesorgt wird, dann werden wir 
kräftige Frauen und Mütter haben, dann wird nicht so vielen Kindern, 
wie jetzt, das Siechtum auf das Gesicht geschrieben sein. Die Lebens 
kraft, die Lebensdauer wird sonach erhöht und dem Vaterlande jene 
Leistungsfähigkeit zugesichert, die wir brauchen, um nicht im Wett 
streit der Nationen unterzugehen. 
—Kinderpflege. !#— 
Zur Behandlung des Brechdurchfalls. 
Im Jahre 1891 wies Dr. Wehberg*) darauf hin, wie leicht durch Ent 
ziehung aller Nahrung für einen Zeitraum von 12—16 Stunden die Cholera 
nostras zu heilen sei, selbst bei den schwächsten, schwammigen Kindern. 
Auch Dr. Reimann**) will beim Brechdurchfall der Kinder „Entziehung der 
Milchflasche wie jeder anderen nährenden Flüssigkeit“; er empfiehlt daher 
dringend „die beständige Darreichung der Wasserflasche, woraus die Kranken, 
selbst wenn noch einigemal Erbrechen des'Wassers ein tritt, trinken sollen, 
soviel sie nur irgend mögen“. Reimann meint, wenn es irgend ein Mittel 
gie.bt, jenes hartnäckige Erbrechen samt dem Durchfall zu stillen und das 
Leben der Kleinen zu erhalten, so ist es dieses. 
Bei der Nahrungsentziehung hat, wie Wehberg erklärend bemerkt, der 
Darm Zeit, die faulen Massen fortzuschaffen, während, wenn immer neue 
Nahrung nachgeschoben wird, die Fäulnis kein Ende nimmt. Aus diesem 
Grunde empfiehlt auch Professor Bunge***) den Magenkranken die Hunger 
kur, bei der es den Magensäften leichter wird, Magen- und Darmwand zu 
desinfizieren, worauf dann die Krankheit schwinden .muss. 
Die von Keimann so sehr betonte Darreichung frischen Wassers wird 
durch den starken Verlust an Blutwasser — das durch den Darm fortgeht — 
gefordert. Eine verringerte Blutflüssigkeit ist nicht im stände, die Adern 
genügend zu füllen und in Spannung zu erhalten, der Kreislauf stockt in 
*) Wehberg, Der Kampf um die Lebensanschauung etc. 
**) Reimann, Gesundheitslehre auf naturwissenschaftlicher Grundlage. 
***) Bunge, Lehrbuch der physiologischen Chemie.
	        
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