Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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Trotzdem aber will er (s. S. 385 a. a. 0.) zur „Abhaltung schäd 
licher Bakterien“ auf Wunden ,,Jodoformgaze“ auflegen. Dabei 
übersieht er, dass das Jodoform nicht bloss die „schädlichen Bakterien“ 
sondern auch die „Eiterkörperchen“, die von ihm so gerühmten 
weissen „Blutkörperchen“ vernichtet, und dass dadurch bei allen 
Wunden mit Substanz Verlust der völlige Ersatz der Substanz mehr 
oder weniger verhindert wird. Die sehr ungünstigen Erfahrungen der 
mit antiseptischen Chemikalien verfahrenden Chirurgie in Bezug auf 
Neubildungen rühren eben daher, dass jene den Neubildungsprozess 
stören und verhindern. Ganz abgesehen davon aber hat man doch 
auch sonst gerade mit dem Jodoform sehr böse Erfahrungen gemacht, 
und viele Todes- und Wahnsinnsfälle waren lediglich die Folge der 
dadurch veranlassten Blutvergiftungen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Chronische Metritis und chronische Oophoritis 
(Eierstockentziindung). 
Krankheitsberichte der Gossmannschen Naturheilanstalt Wilhelmshöhe. 
Frau B., 34 Jahre alt, seit vielen Jahren wegen starken Blutungen von 
operationslustigen Aerzten geätzt und gekratzt. Da das H'auptleiden nie ge 
hoben wurde, nahm ihre Nervosität und Aufgeregtheit immer mehr und mehr 
zu und entwickelte sich ein Bild vollständiger Hysterie. Der ganze Stoff 
wechsel war sehr herabgesetzt. Verdauung fast immer durch künstliche Mittel 
befördert. Die Gesichtsfarbe grau-gelb. Die Menstruationen fanden unregel 
mässig statt. Dauer von 5—8 Tagen und stets unter Krämpfen. Seit 
14 Jahren soll sie nach ärztlicher Vorschrift zur Zeit der Menses das Bett 
hüten. So lag die Frau Sommer und Winter während der ersten Jahre 8 Tage, 
später 5 Tage im Bett und folgte dem Altweiber - Aberglauben, welcher das 
Waschen der Geschlechtsteile während der Kegel verbietet.*) Dass sie dadurch 
schwächer und schwächer wurde, bedarf keiner Erklärung. Vor 6 Wochen 
kam die Frau in die Anstalt. Die Untersuchung ergab folgendes: Gebärmutter 
vergrössert, Muttermund verunstaltet. Der rechte Eierstock gänseeigross, 
sehr empfindlich. Ich übernehme sie zur Massage, tägliche Behandlung. Im 
Anfang verursachte ihr die leiseste Bewegung am Eierstock Schmerzen, welche 
in 3 Wochen verschwanden. Sie bekam bald ihre Kegel, welche schmerzlos 
verlief. Vom 1. Tage ging sie im Garten spazieren. Die Massregeln, wie 
bei der ersten Patientin (s. Nr. 1 1897). Während der 2. Kegel, welche nach 
4 Wochen eintrat, fühlte sie sich so wohl, dass sie grössere Spaziergänge unter 
nehmen konnte. Dr. med. Sophie Gomberg. 
(i. d. Schweiz prom.) 
*) Wenn Aberglaube, Vorurteil oder Unwissenheit, oder wie man das nennen 
will, unter den Laien herrschen, dass man ja bei der Regel die Geschlechtsteile nicht 
waschen soll, so ist es mehr als eine Sünde, wenn die Aerzte hierauf nicht auf 
merksam machen. Wenn die Sauberkeit in gesunden Tagen für jede Frau notwendig 
ist, so ist sie es um so mehr zur Zeit der Regel. Ich glaube ganz fest daran, dass 
viele Frauen durch das unnatürliche, unsaubere Verhalten bei der Regel, welches in 
der Gewohnheit besteht, sich nicht zu waschen und keine Wäsche zu wechseln, eine 
ganze Masse von Krankheiten hervorrufen. Das ausfliessende Blut zersetzt sich, die 
Schleimhäute werden dadurch gereizt, die Blutung infolgedessen verstärkt. Es wäre 
ein Segen für viele Frauen, das Prinzip des Nichtsthuens in ein Prinzip des Viel- 
thuens zu verwandeln. Je sauberer, je öfter gewaschen, je mehr reine Wäsche, um 
so besser.
	        
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