Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

271 
Ich habe selbst die Ausbildung in einem solchen Kursus genossen und weiss, wie vor 
züglich die Anweisung und wie wertvoll die gegebenen praktischen Winke sind. A. D. 
Rezeptschlüssel. Verdeutschung, Inhalt, Wert und Wirkung der gebräuch 
lichsten Arzneimittel. Von Dr. med. Eonde. 2. Aufl. Th. Griebens Verlag. Leipzig 1896. 
172 Seiten. Preis 2 Mk., geb. 2,50 Mk. Ein Büchlein, das in jeder Vereinsbibliothek 
sein muss. Die Vorsitzenden, die es zu gebrauchen wissen, werden in vielen Fällen 
an Hand des bestimmten Rezeptes auf klärend über den Wert oder vielmehr Unwert 
der Arzneien unterrichten können. 
Von Meyers grossem Konversations-Lexikon ist soeben der 12. Band erschienen. 
Auch er steht vollkommen auf der Höhe seiner Vorgänger mit seiner fast überreichen, 
glänzenden Ausstattung, bei der diesmal auch namentlich die Gesundheitsfragen stark 
vertreten sind. So vorzügliche Abbildungen wie zu den Artikeln Muskeln, Nerven, 
Mund- und Nasenhöhlen haben wir selten gesehen. Am meisten interessiert uns 
natürlich der Artikel „Naturheilkunde“. Wenn der Artikel auch gegen uns geschrieben 
ist, so ist er doch im wesentlichen sachlich und in der Darstellung dessen, was wir 
wollen, gerecht. Nur einiges möchten wir nicht ohne Erwiderung lassen. „ . . . die 
Naturheilkunde setzt sich in einen Gegensatz zur wissenschaftlichen Medizin, wie er 
thatsächlich gar nicht besteht. Letztere verwirft durchaus einen übermässigen Ge 
brauch von Arzneimitteln; sie sucht in jedem einzelnen Falle auf das schärfste zu 
individualisieren und wendet alle Mittel an, deren sich die Naturheilkunde bedient.“ 
Wir wünschten, es wäre so! Aber wo bei der ganzen jetzt noch herrschenden Serum 
therapie das Individualisieren sein soll, vermögen wir nicht einzusehen. Dass „viele 
Naturärzte im gegebenen Fall die gebotenen Arzneimittel ohne Bedenken anwenden“, 
ist eine Behauptung, für welche den Beweis zu führen dem Verfasser nicht leicht 
wäre. Geradezu nach unserer Erfahrung die Sache auf den Kopf stellt aber folgender 
Satz: „ . : . . es ist zu bedenken, dass den Naturärzten in der Hauptsache gerade 
die Krankheiten zur Behandlung zufallen, die mit einem Minimum an der Zahl aller 
Todesfälle beteiligt sind. Nach Reder verhält sich die Gefahr eines unglücklichen 
Ausgangs bei denjenigen Krankheiten, welche notwendig in Behandlung eines 
Arztes stehen, zu denen, welche in einer Naturheilanstalt behandelt werden können, 
wie 8:1.“ Das ist eine ganz merkwürdige Darstellung; wir wären wirklich begierig, 
die Grundlagen der Statistik zu sehen, die Herrn Reder (wer ist das?) zu seinem Er 
gebnis geführt haben. Im übrigen wird dieser Artikel wie der mit der Ueberschrift 
„Naturheilung“ unter den denkenden Lesern gewiss manchen, der von der wissenschaft 
lichen Medizin in seinen Erwartungen getäuscht wurde, auf unsere Bewegung auf 
merksam machen und so segensreich wirken. 
lieber „Schüler-Verbindungen“. Von Dr. Franz C. Müller. 4. Auflage. München. 
Seitz & Schauer. 16 Seiten. Preis 0,50 Mk. Ein Büchlein, dass wir vielen Gym 
nasiasten auch Studenten in die Hände wünschten. Es würde manche Hoffnung 
weniger zertreten werden. 
Selbsterziehung. Von John Stuart, Blackie. Verlag von J. J. Weber, Leipzig. 
143 Seiten. Preis ? Der Referent griff mit hohen Erwartungen nach diesem Buch, 
aber er gesteht, dass diese Erwartungen nicht völlig erfüllt sind, obwohl zugegeben 
werden soll, dass es manche gute Anregungen enthält. 
Die Irrenfrage am Ausgange des 19. Jahrhunderts. Von Fr. Kretzschmar. 
Verlag von Hermann Starke. Grossenhain i. S. 1896. 304 Seiten. Preis 3,50 Mk. 
Eine ganz interessante Zusammenstellung von vielen Fällen, wie Dr. Sternberg, Witte, 
Aachener Prozess etc. Seit Jahren tritt der „Naturarzt“ für eine Reform des Irren 
rechts ein. Obige Schrift wird in diesem Kampfe Bundesgenossen werben helfen. 
Feuilleton. §^— 
Moliere und die Aerzte. 
Ein litterar-historische Studie von Alfred Mo ulet (professeur d’ficole Normale), 
Versailles, 
II. 
Das dem Herrn von Pourceaugnac dabei nicht gerade wohl zu Mut 
ist, lässt sich leicht erraten und er möchte wirklich verrückt werden. Da 
er sich nun sträubt, und durchaus hinaus will, so sind die beiden Gelehrten 
gewisser als je, er sei geisteskrank. Die Behandlung fängt an: in einem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.