Volltext: Der Naturarzt 1892 (1892)

nötigen, der Naturheilkunde die Gelegenheit nicht länger vorzuenthalten, 
ihre Leistungen der staatlich geschützten Heilkunde gegenüber zu er 
weisen. Die betreffende Petition ist in Vorbereitung; ihr Wortlaut kann 
erst fertiggestellt werden, wenn das Eeichsseuchengesetz vorliegt. 
Unsere dringende Bitte an die Vereine und an alle Gesinnungs 
genossen persönlich geht nun dahin, auf die Unterstützung dieser Petition 
die ganze Kraft zu verwenden. Es steht augenblicklich Alles auf dem 
Spiele. Gelingt es den Gegnern jetzt, uns den Fuss auf den Nacken zu 
setzen, und gesetzliche Feststellungen gegen die Ausübung der Naturheil 
kunde bei ansteckenden Krankheiten zu erringen, so werden Jahrzehnte 
vergehen ehe sich die Naturheilkunde von dem ihr versetzten Schlage 
erholt. 
Lassen wir daher in dieser Frage alles kleinliche Gezänk bei Seite; 
unterdrücken wir allen lokalen Hader; lassen wir die Waffen im Streite 
über die grössere oder geringere Berechtigung dieser oder jener Sichtung 
in unserer Bewegung ruhen; raffen wir uns vielmehr auf zu gemeinsamem 
Handeln. Suchen wir vor allem auch die Unentschiedenen zu gewinnen. 
Es handelt sich um die Abwehr eines beispiellosen Gewissenszwanges, um 
Gerechtigkeit gegen Andersdenkende. In diesem Kampfe werden wir 
sicher auch die Unterstützung manch Eines finden, der nicht ganz auf 
dem Boden unserer Bestrebungen steht, der aber die Gerechtigkeit der 
von uns erhobenen Forderung anerkennt. Hüten wir uns deshalb gerade 
in diesem Kampfe vor unsachlichen Angriffen auf unsere Gegner, vor 
Verdächtigungen ihres Charakters, vor Angriffen auf den ärztlichen Stand 
als solchen. Je ruhiger wir den Kampf führen, je mehr wir alles Per 
sönliche zurücktreten lassen und den Schwerpunkt auf Sachliches legen, 
desto grösser ist die Aussicht, einen nicht geringen Teil des deutschen 
Volkes als Verbündeten zu gewinnen. Nicht blos alle Anhänger der 
Naturheilkunde werden dann mit uns gehen, sondern vielleicht auch die 
Anhänger der hygieinischen Sichtung in der Staatsheilkunde, wahrschein 
lich auch die Anhänger Kneipp’s und die sogenannten „Wasserfreunde“, 
jedenfalls aber alle diejenigen, denen jeder Gewissenszwang ein Greuel ist. 
In diesem Sinne rufen wir unseren Gesinnungsgenossen zu: 
Auf die Schanzen! 
Der Vorstand des 
Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege 
und für arzneilose Heilweise. 
i. A.: Schmeidel, Vorsitzender, Berlin 8., Sebastianstr. 27/28. 
Die Cholera^in Hamburg. 
W. A. Vogler, Hamburg. 
I. 
Die mutmasslichen Ursachen und die Art und Weise der Verbreitung. 
Noch vor drei Monaten hielt man es in Deutschland für unmöglich, dass in An 
betracht der dem Anscheine nach allgemein günstigen sanitären Verhältnisse jetzt über 
haupt an irgend einem Orte Deutschlands eine erhebliche Cholera-Epidemie zum Aus- 
bruch kommen könne. Dennoch ist gegen Mitte August diese verheerende Seuche mit 
einer Plötzlichkeit und Heftigkeit in Hamburg ausgebrochen, die in den Annalen dieser 
Krankheit ihres Gleichen suchen dürfte. Es sind innerhalb zweier Monate gegen 18,000
	        
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