Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Vermischtes. 
Der ,,Gladb. Merkur“ bringt Folgendes: 
M. Gladbach, 26. Februar 1890. 
Geehrter Herr Redakteur! 
Bitte ganz ergebenst, Nachstehendes in Ihrem geschätzten Blatte die Aufnahme 
nicht zu versagen, da ich mich gedrungen fühle, um allen umlaufenden Gerüchten Einhalt 
zu thun, dies zu veröffentlichen: 
„Ich hatte ein wenig Kopfschmerzen und ging nach Herrn Dr. Kehren und liess 
mich untersuchen. Dieser sah, dass ich ein paar schwarze Flecken am Unterkiefer hatte 
und fragte, wo ich wohne. Ich sagte, in Hardterbroich. Darauf rief er, wie ich mich 
unterstehen könne, in andere Häuser zu gehen, ich hätte die Pocken. Er schrieb mir 
einen Schein, ich solle damit nach dem Kreisphysikus gehen und mich untersuchen lassen. 
Da letzterer aber nicht zu Hause war, schickte Herr Dr. Kehren mich nach Hause und 
sagte, Herr Dr. Passow käme morgen hin. Anderen Tages wartete ich, aber anstatt 
dass der Kreisphysikus kam, kam der Pockenwagen und wollte mich zum Pockenhause 
fahren. Ich weigerte mich hierzu und am andern Tage kam der Herr Polizeisergeant 
Wieland und brachte einen Brief, vom Bürgermeister unterschrieben, auf welchem Herr 
Dr. Kehren konstatierte, dass ich die Pocken habe. Nachmittags kam der Pockenwagen 
mit zwei Polizeisergeanten und wollten mich zwangsweise holen. Ich nahm aber Reiss 
aus über Lürriperbroich zu meiner Schwester, wo ich die Nacht logierte. Andern Tages 
löste ich mir ein Billet von Dünn aus nach Düsseldorf und retour. In Düsseldorf ging 
ich zum Oberstabsarzt und liess mich von demselben untersuchen, gleichzeitig die ganze 
Geschichte ihm erzählend. Der schüttelte mit dem Kopfe und gab mir ein Attest, dass 
ich kräftig und gesund sei und die Pocken nicht habe. Für das Attest musste ich 1 Mk. 
50 Pfg. bezahlen. Aber voll Freude fuhr ich wieder mit dem ersten Zuge auf Gladbach 
zu. Da ich aber in Neuss nicht von der Berg.-Mark. Eisenbahn abging, konnte ich nicht 
mehr nach Dünn kommen, sondern fuhr über Corschenbroich nach Gladbach zu. Zuweilen 
fragte der Schaffner mir das Billet ab und sagte, ich sei strafbar, da ich nicht mit der 
Rheinischen Eisenbahn auf Dünn zu gefahren sei. Ich erwiderte, noch nicht gehört zu 
haben: Dünn aussteigen. Er -führte mich in Gladbach vor den Inspektor, der wollte eine 
Mark nachbezahlt haben. Ich sagte, ich habe kein Gyld. Er fragte, ob ich mich legiti 
mieren könne. Ich sagte jawohl, und gab ihm den Schein, den der Polizeisergeant 
Wieland mir gebracht hatte, worauf stand, dass ich die Pocken habe. Er las ihn und 
brüllte: Mach nur, dass Du fortkommst, und fort war ich mit der Mark. Als ich nach 
Hause kam, war der Herr Kreisphysikus da; er fragte mich, wo ich ^gewesen wäre. Ich 
sagte, in Düsseldorf beim Oberstabsarzt. Er untersuchte mich und sagte, jetzt sind es 
die Pocken allerdings nicht. Ergebenst Lorenz Panne. 
Aerztliches Attest liegt bei.“ 
Vereinsnachrichten.*) 
Nachruf. 
Am 18. März a. c. verstarb allzufrüh unser Ehrenmitglied 
Herr Knrbadeanstaltsbesitzer R. Kahle. 
Sein grosser Pflichteifer, verbunden mit wissenschaftlichen Kenntnissen, 
haben ihm ein unauslöschliches Verdienst um unsern Verein und den Dank und 
die Hochachtung desselben sowie aller, mit ihm in Verkehr standen, gesichert. 
Wegen seines aufrichtigen, reinen Charakters wird der Heimgang dies zu 
früh Verstorbenen aus tiefster Seele beklagt. 
Die aufopfernde Thätigkeit an der Stätte seiner Wirksamkeit wird das Bild 
des vortrefflichen Menschen und lieben Freundes in unserm Herzen unvergänglich 
fortleben lassen. 
Glauchau, am 19. März 1890. 
Der Verein für naturgemässe Lebens- und Heilweise. 
Jul. Ketzler, Vorsitzender. 
Connewitz i. 8. Wir erhalten folgende Zuschrift, die wir wörtlich hier abdrucken, 
und wofür wir dem Einsender besonders danken: „Eine wichtige Mitteilung, welche wohl 
*) Zwei Druckseiten Vereinsnachrichten mussten in letzter Stunde für No. 6 zurück 
bleiben. D. R.
	        
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