Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Aus den Naturheilanstalten. 
Stiftung „von Zimmermann’sche Naturheilanstalt“ in Chemnitz. 
Unter den während der ersten Monate d. J. in Zugang gekommenen 
Kranken befand sich eine ziemliche Anzahl solcher, welche hei teils schon 
bestehenden chronischen Uebeln, teils bei bis dahin nicht oder nur wenig 
getrübter Gesundheit von der Influenza befallen worden waren und noch 
an den Folgezuständen der Grippe litten. Dieselben gaben sich bei der 
ersteren Klasse durch Verschlimmerung des ursprünglichen Leidens, bei 
den anderen durch mannigfache Störungen in den Verrichtungen der ver 
schiedensten Organe kund. Nachkrankheiten traten besonders bei den 
jenigen auf, welche trotz der Grippe sich von ihrer gewohnten Lebens 
weise und Beschäftigung nicht hatten abbringen lassen, in der Meinung, 
es würde schon von selbst wieder besser werden. Widerstandsfähige 
Naturen oder überhaupt solche, die schon für gewöhnlich durch Führung 
einer naturgemäßen Lebensweise die heutzutage üblichen Schädlichkeiten 
möglichst vermeiden gelernt, wurden allerdings entweder ganz von der 
Epidemie verschont, oder doch nur leicht und vorübergehend davon heim 
gesucht, und zwar um so weniger, je rechtzeitiger und energischer sie die 
natürlichen Hilfsmittel zur Gegenwehr in Gebrauch gezogen hatten. 
Härter betroffen wurden dagegen schwächliche oder geschwächte Konsti 
tutionen, und zwar vornehmlich in denjenigen Organen, deren Verrichtungen 
überhaupt schon zu wünschen übrig liessen. So bildeten sich bei oder 
nach der Grippe z. B. Nervenschmerzen (Neuralgieen) bei überhaupt nervös 
Veranlagten aus, während bei erschlafften Schleimhäuten, sowohl der 
Atmungs- als der Verdauungs-, der Harn- und Geschlechts-Organe, sogen, 
atonische Schleimflüsse auftraten, bezw. hartnäckig fortdauerten; so z. B. 
weisser Fluss, Blasen-, ja Harnröhren-Katarrh. Bemerkenswert war ferner 
bei Herzkranken eine recht missliche Schwächung der Herzkraft, bei 
Magenleidenden eine oft gänzliche, lange Zeit anhaltende Appetitlosigkeit. 
Grosse, psychische Niedergeschlagenheit bis zu melancholischen Zuständen 
konnte bei Neurasthenikern infolge der Giippe beobachtet werden, ferner 
lähmungsartige Schwäche der Bewegungsorgane. 
Von anderen Erkrankungen dürften erwähnenswert sein drei bisher 
hier behandelte Fälle einer verhältnismässig seltenen und ihrem Wesen 
nach wenig erforschten, zuerst vom Arzt Basedow genauer beschriebenen 
Gesundheitsstörung, welche man auch wohl Glotzaugen-Krankheit 
nennt, obwohl diese Bezeichnung um deswillen nicht gut gewählt erscheint, 
weil es dabei oftmals garnicht zum Glotzauge, d. h. zu einem Hervor 
quellen der Augäpfel aus ihren Höhlen kommt. Es kennzeichnet sich diese 
Krankheit vielmehr allemal durch schwere Störungen im Gebiete des 
sympathischen Nervengeflechts, sowie in demjenigen des herumschweifenden 
Nerven (vagus), welcher gewissermaßen der Gegner jenes ist. Wie 
nämlich der eine die Pupille erweitert, wird sie durch Einfluss des 
anderen verengt; der eine beschleunigt den Herzschlag, der andere ver 
langsamt ihn. Eine enorme Beschleunigung der Herzthätigkeit aber (bis 
zu 160 Pulsschlägen in der Minute!) ist das konstanteste Symptom der 
Basedowschen Krankheit, ohne dass eigentlich krankhafte Veränderungen 
im Herzen selbst vorhanden sind. Eine fernere Erscheinung ist die ent 
zündliche, in ihrem Umfange wechselnde Anschwellung der Schilddrüse 
am Halse, so dass es zu einem oft beträchtlichen Blähhals kommt, der 
aber hier nicht sowohl auf Gewebswucherung und Zellen Vermehrung der
	        
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