Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Herr Anatom Yoigt in Plauen hat die ihm übersandte, auch in No. 2 des Natur- 
arzt enthaltene Berichtigung nicht gebracht, in welcher wir feststellen, dass er eine 
Unwahrheit gesagt habe. Obwohl wir die Aufnahme auf Grund des Pressgesetzes 
erzwingen könnten, nehmen wir doch Abstand davon, da die Leser des Voigt’scben Blattes 
wohl auch Leser des „Naturarztes“ sind. 
Wenn Herr Yoigt in No. 3 seines Blattes behauptet, wir hätten kurze Sätze aus 
dem Zusammenhange gelöst und abfällig besprochen, uns also vorwirft, seine Ansicht falsch 
wiedergegeben zu haben, so sagt er wieder eine Unwahrheit. 
Im übrigen verzichten wir darauf, die in No. 3 des Yoigt’schen Blattes noch ent 
haltenen Entstellungen zu beleuchten. Es müsste das in einem dem Yoigt’schen ähn 
lichen Tone geschehen; davon aber können wir uns eine Förderung der Sache nicht versprechen. 
Von den Revisionskarten fehlt noch immer ein grosser Teil. Wir 
bitten wiederholt um schleunigste Einsendung. 
Bass bei einer so beträchtlichen Auflage, wie der „Naturazt“ sie hat, und bei dem 
Umstande, dass im Laufe jeden Monats fortwährend Veränderungen in der Mitglieder 
zahl gemeldet werden, Irrtümer vorkommen können, wird jeder Einsichtige begreifen. 
Die Expedition wird nach wie vor nach Kräften bemüht sein, Mängel in der Ver 
sendung abzustellen. 
Der Bundesvorstand. 
Schmeidel, Vorsitzender. 
Aerztlicher Briefkasten. 
Herrn Lehrer H. in G. Ihr Kind, 4 8 / 4 Jahre alt, bekam mit sechs Wochen die 
Krämpfe, welche ein Jahr, lang dauerten. Jetzt sind dieselben verschwunden. Das Kind 
ist sehr erregt, schläft nicht, hält den Kopf wie früher immer nach hinten. Die Sprache 
ist nicht sehr gut verständlich, der Gang unsicher. Beide Augen schielen. 
Es handelt sich um ein chronisches Gehirnleiden infolge einer früheren Gehirn 
hautentzündung. Bei der Behandlung ist besonders die Entwickelung des Kindes zu fördern. 
Luft und Licht sind wie bei einer aufkeimenden Pflanze unbedingt notwendig. Darum den 
ganzen Tag Aufenthalt im Freien, Schlafen bei offenem Fenster, Sonnenbäder, Muskel 
bewegungen durch Spielen, Turnen, Spaziergänge. Als Nahrung ist eine leicht ver 
dauliche, kräftige, reizlose Kost zu empfehlen, also vor allem Milch, besonders vegetari- 
anische Lebensweise. Spirituosen, Thee, Kaffee sind absolut' zu vermeiden. Am Abend 
ist wegen der Schlaflosigkeit nicht zu reichliche Nahrung zu geben. Zur Ableitung 
wegen des Gehirnleidens empfehle ich dreimal wöchentlich Leibumschlag 24°, ebenso drei 
mal wöchentlich Beinwickelungen 22° (dreistündlich zu “wechseln). Weiter anzuraten sind 
tägliche Klystiere von 1 / 8 Liter Wasser 22", ausserdem Barfusslaufen fünf Minuten auf 
nassen Steinen oder zehn Minuten im nassen Grase. Die Füsse brennen im Anfang etwas, 
werden dann aber sehr warm; es ist dies ein vorzügliches Mittel gegen Kopfbeschwerden 
und kälte Füsse. — Zur Beruhigung der starken Erregung und gegen die Schlaf 
losigkeit wirken am Abend dreimal wöchentlich Ganzwickelungen zu 28° 1—2 Stunden 
und dreimal wöchentlich Bäder von 26° zehn Minuten lang vorzüglich. Zur Kräftigung 
des Nervensystems sind jeden Morgen nach dem Aufstehen Waschungen von 23°, der 
Füsse von 18° von grossem Nutzen. — 
Herrn H. M. in C. Sie klagen über Herzklopfen, Niedergeschlagenheit, Lebens 
müdigkeit, Zittern, grosse Ängstlichkeit und Harnröhrenbeschwerden. 
Sie leiden an krankheitlich gesteigerter Erregung des Nervensystems, verbunden mit 
Hypochonders infolge einer infectiösen Harnröhrenerkrankung (Gonorrhoe). Gegen die 
Hypöchonderie rate ich Ihnen vor Allem jeden Abend ein Sitzbad von 20°fünf Minuten 
laug zu nehmen. Diese Sitzbäder wirken stärkend, den Blutumlauf regulieiend und sind 
ein ausgezeichnetes Mittel gegen Nerven Verstimmung und Unterleibsbeschwerden. — Jeden 
Morgen würde ich an Ihrer Stelle eine 22° Ganzwaschung vornehmen, die Füsse und Beine 
18°, den. Tag über soviel als möglich in frischer Luft zubringen, aber nicht zu viel 
Bewegung machen und des Nachts beim offenen Fenster schlafen. — 
Wegen des chronischen Harnröhrenleidens ist eine reizlose Nahrung, 
besonders vegetarianische Diät vor Allem zu empfehlen, Bier, Wein, Kaffee, Thee, ebenso 
alle Gewürze sind streng zu vermeiden, als Getränk bloss frisches Wasser zuzulassen. 
Ausserdem würde ich täglich dreimal Einspritzungen mit 18° Wasser in die Harnröhre 
und 18° Waschungen des Unterleibes und der Geschlechtsteile vornehmen. 
Herrn R. 8. in D. Sie haben Magenbeschwerden, besonders wenn Sie gezwungen 
waren, 6—8 Stunden täglich am Reissbrett zu sitzen, ausserdem Verdauungsbeschwerden. 
Es handelt sich um einen Magen- und Darmkatarrh und um eine habituelle Neurose 
nervöse Verstimmung) der Magengegend. Solche habituelle Neurosen der Magengegend
	        
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