Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Bücherschau. 
— Nervosität und Mädchenerziehung in Haus und Schule. Von Chr. Ufer, 
Wiesbaden. Verlag von J. F. Bergmann. 2,70 Mk. 
Die Behandlung eines Gegenstandes, dessen Bearbeitung nicht nur von einem, son 
dern von mehreren Fachwissenschaften in Anspruch genommen und zu fördern gesucht 
wird, bietet immer grosse Schwierigkeiten. Die vorliegende Abhandlung wird durch ihre 
gediegene, wie sachliche Ausarbeitung der Forderungen des Arztes und gewiss gleicher 
maßen auch des Pädagogen gerecht, indem sie das bereits Gegebene allseitig benutzt und 
mannigfache neue Aussichtspunkte für eine nutzbare Verwendung eröffnet. Die Schrift 
wird mit grossem Interesse von Medizinern, Pädagogen und dem grösseren gebildeten 
Publikum, dem von dem Verfasser beabsichtigten Leserkreis, entgegengenommen werden. 
Frankfurt a, Main. 
Dr. med. Kühner. 
Vermischtes. 
Impssache. Herr Staatsanwalts-Sekretär Holdt in Breslau, welcher Mitglied des 
dortigen Vereins ist, hatte, wie bekannt, sein 1887 geborenes Söhnchen nicht impfen 
lassen, dieserhalb auch bereitwilligst eine Strafe gezahlt, auf fernere Strafmandate je 
doch gerichtlichen Entscheid verlangt. Er wurde zwar im März freigesprochen, jedoch 
legte der Staatsanwalt dagegen Berufung ein. Bevor noch die Sache zum Austrag Kam, 
erhielt Holdt fernere Strafmandate. In der Sitzung vom 1. September endlich kam die 
ganze Angelegenheit zur Verhandlung. Holdt’s Verteidiger waren Rechtsanwalt Ollendorff- 
Breslau und Bechtsanwalt Martini-Leipzig, der mutige Impfgegner! Leider waren beide 
Herren nicht im Stande, die Freisprechung durch ihre langen Darlegungen zu erwirken. 
Das Endurteil lautete: 10 Mark Strafe! Selbstverständlich ist hiergegen nochmals 
Berufung eingelegt, worauf nun endgiltig entschieden werden muss. Wollte Gott, auch 
die Schläsing würde dadurch frei! In aufrichtiger Dankbarkeit müssen wir alle Herrn 
Holdt im Geiste die Hand drücken. Er opfert sich, wie einst der treue Buttorbrodt in 
Hildesheim, für Tausende. Und wenn auch der Sieg noch nicht erfochten würde — o 
Freunde! diese Holdt’sche That hat uns den Sieg doch vorbereitet; er kann gar nicht 
mehr so fern sein! Genossen! lasst Euch dies als Mahnung dienen, fleissig Impf-Petitionen 
an den Reichstag einzugeben. Das deutsche Volk muss die deutsche Volksvertretung be 
stürmen — dann wird das unselige Gesetz, das zum Ruin der Menschheit besteht, fallen 
wie später die ganze Giftburg, von der es ein Teil ist. Nur nicht müde werden! 
Asrztlicher Briefkasten. 
Herrn A. 8. in H. Weichen Sie von der früher empfohlenen Diät nicht ab, halten 
Sie auch streng die Zeiten inne. Können Sie ohne zweites Frühstück wirklich nicht aus 
kommen. so nehmen Sie nur V 4 Liter laue Milch und nichts dazu. Hüten Sie sich vor 
Wurst und dergl., auch rohem Obste. 
Gertrad in H., Mädchen y. 8 J. Migräne etwa alle 6 Wochen, blutarm, nervös, 
kalte Hände und Füsse, „dicker Hals" (wahrscheinlich Kropf). 4 mal wöchentlich 1— 
1V 2 Stunden: Halswicklung 18°, Unterleibswicklung 22°. 2 mal wöchentlich dazu Bein 
wicklung 22 o mit einer Dampfflasche zwischen die Unterschenkel (nötigenfalls eine zweite 
gegen die Füsse, etwas Flanell dazwischen bis zur Erwärmung (etwa bis Stunde), dann 
herausnehmen. Nach den Umschlägen sanfte Abwaschung Gesicht, Hals 18 0 (auch die 
gewöhnlichen Waschungen ieser Teile 18 °), Arme, Oberkörper, Oberschenkel 22 °, Knie, 
Unterschenkel, Füsse 18 °. Abtrocknung ohne Reibung, Gliedererwärmung im Bett. Wenn 
Halsentwicklung nach 8 / 4 —1 Stunde tüchtig erwärmt: wechseln. An den freien Tagen 
(8 mal wöchentlich): abends Fussbad bis zur Wade 8 Min. 28-29°, dann Abwaschung 
der Knie, Unterschenkel, Füsse 18 °; dann ins Bett. — Durchaus milde Diät. Vermeidung 
aller Reizmittel. Morgens und nachmittags Milch (lau), abends (w. Hafer und dergl.). 
Mittags höchstens 8 mal warmes Fleisch (besonders weisses). Speisen und Getränke lau. 
Die Wicklungen morgens vor dem Aufstehen, ist das nicht möglich, dann abends, nach 
dem der Körper im Bett warm geworden. Dr. L—t.
	        
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