Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Schon nach 14 Tagen hatte er sich soweit erholt, dass er seinem Berufe wieder voll 
ständig nachgehen konnte. Nach und nach wurde die Behandlung abgebrochen. Während 
meiner 2 — 3 wöchentlichen Behandlung hatte er nur noch 12 Pfund abgenommen; dieses 
ist also wieder ein Beweis, dass dis naturgemässe Behandlung nicht so die Kranken an 
greift wie die medizinische Behandlung. (Professor Winternitz hat dieses in tausenden 
Fällen beobachtet). Wiederholt versicherte mir der Kranke, dass, wenn die Medizinbe 
handlung wäre fortgesetzt worden, er keine 8 Tage mehr gelebt hätte. Ein Freund von 
ihm bekam dieselbe Krankheit, er kam in ein Irrenhaus, woselbst er nach kurzer Zeit 
starb. — Schliesslich gab ich ihm noch den Kat, dass, wenn er einem frühen Tode durch 
Hirn- oder Herzschlag etc. vorbeugen wolle, er das Trinken (was ja den Zustand hervor 
rief), sowie alle Aufregungen meiden müsse. Zwei Jahre sind seitdem vergangen, ohne, 
dass bis jetzt obiger Anfall wiederkehrte. — 
Glänzender Erfolg der Naturheilwesse. 
Von Julius Kunow in Berlin. 
Am 27. Februar 1890 kam Frau Schneider, hier, Fehrbellinerstr., thränenden Auges 
zu mir und bat mich, ihre Tochter Agnes zu besuchen, da diese! >e schwer erkrankt und 
von den Aerzten aufgegeben sei. Die Tochter Angnes Sch., 40 Jahre alt, war seit 
5 Jahren unterleibskrank. In den letzten 2V 2 Jahren hatten sich Blutungen aus der Ge 
bärmutter eingestellt, welche ununterbrochen fortdauerten und jeder medizinischen Behand 
lung trotzten, sodass es als ein Wunder zu betrachten ist, dass die Dame nicht schon 
lange an Entkräftung zu Grunde gegangen war. Auf Anordnung von Aerzten musste die 
Kranke in ein Krankenhaus geschafft werden und sollte sich hier einer ,,Operation“ unter 
ziehen. Dieselbe sträubte sich jedoch ganz energisch dagegen und sa^te einfach: „Wenn 
ich sterben soll, dann will ich auch zu Hause bei meiner Mutter sterben/ 4 Sie verlangte 
mit Entschiedenheit ihre Entlassung, und die Aerzte, in der stillen Hoffnung, sich den 
„interessanten“ Fall nicht entgehen zu lassen, gaben es zu, indem sie meinten, sie müsste 
ja doch bald wiederkommen. Die Mutter war bis zum Tode erschrocken, als ihre Tochter 
nach kaum 8 tägigem Aufenthalte im Krankenhause an ihre Thüre klopfte, und sie glaubte 
nicht anders, als den Geist ihrer Tochter vor sich zu sehen. Der Anblick mag ja auch 
für eine Mutter aufregend wirken, wenn man eine Tochter unter den Händen der Chirurgen 
weiss und sie plötzlich vor sich stehen sieht. Ich fand folgendes Krankheitsbild vor: 
Vollständigste Blutarmut, Puls kaum fühlbar, bedingt durch den jahrelangen Blutverlust; 
Kälte der Hände und Füsse, Bauchwassersucht, Geschwulst an der linken Seite des Unter 
leibes, Atemnot, Blutungen aus der Scheide, welche ganz fürchterlich rochen, Teilnahms 
losigkeit, Appetitmangel, Verstopfung, Schmerzen in der Nierengegend u. s. w. Ich er 
klärte den Zustand den Angehörigen gegenüber für sehr bedenklich und wollte dieselbe 
nicht mehr in Behandlung nehmen, doch auf vieles Bitten derselben entschloss ich mich 
doch dazu. Ich sorgte nun zunächst für kühle Kompressen unter Kücken und Unterleib 
und zwischen die Beine, legte eine Wärmflasche an die Füsse, zu dessen Erwärmung und 
Ableitung. Ferner beauftragte ich die Angehörigen, die Umschläge fleissig zu wechseln. 
Weiter schrieb ich morgendliche Ganzabreibungen von 23 0 K. vor. Gegen die Verstopfung 
grosse laue Klystiere, wovon öfters 5—6 gegeben werden mussten, ehe Stuhlgang erfolgte, 
dann ein kleines Bleiheklystier von 16° R. Ausspülungen mittelst Irregators (25 0 R.). 
Eine ganz leichte Lebensweise, bestehend in Milch, Weizenschrotmehlsuppen, Buttermilch, 
Hafer-, Gerstenschleimsuppen u. s. w. Fleissiges Lüften des Zimmers, bei kaltem Wetter 
musste Heizung nachhelfen u. s. w. Was die Medizinheilkunde in 2 l / 2 Jahren nicht er 
reicht hatte, hatte die Naturheilweise in 5 Tagen erreicht, die Blutungen standen still. 
Das war eine Freude und eine grosse Hoffnung für die Kranke. Sie kamen in den nächsten 
Tagen und Wochen zwar noch mehrmals wieder, verschwanden aber nach und nach mehr, 
sodass nach 8 monatlicher Behandlung die Thätigkeit der Unterleibsorgane eine völlig nor 
male war. Nach ungefähr 8 tägiger Behandlung wurde eines Tages ein ca. 10 Meter 
langer Bandwurm zu Tage gefördert, etwa 8 Tage später kamen Gallensteine zum Vor 
schein, nach diesen Vorgängen verspürte die Kranke bedeutende Linderung. Fleisch, 
Bouillon, Wein, Bier, also die sogen, „kräftige Kost" hatte die Kranke immer mehr her- 
untergeeracht. Von jetzt ab gab es nur rein vegetarische Kost, und die Kranke nahm 
immer mehr an Kraft und Gesundheit zu und fühlte sich mit jedem Tage wohler. Durch 
die weitere Anwendung des Naturheilverfahrens, bestehend in milder Wasseranwendung, 
Massage, Zuführung reiner, frischer, sauerstoffreicher Luft, Gymnastik u. s. w. wurde die 
Kranke soweit wieder hergestellt, dass sie heute im vierten Monat der Behandlung im 
Stande ist, ihre 4 Treppen hoch gelegene Wohnung zu verlassen und sich in frischer 
freier Gottesnatur Bewegung ohne Unterstützung anderer zu machen. Dieser Erfolg
	        
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