Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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sehen feststellen. Zn erwähnen sind noch geringe Störungen in der 
JJrinabsonderung (öfterer Harndrang) und zuweilen auftretende Verstopfung. 
Die Diagnose lautet: Rückenmarkschwindsucht (Stadium ge 
störter Bewegung). 
Die Behandlung richtete sich einmal auf Hebung des Allgemein 
befindens, um das Rückenmark gegen das Fortschreiten des Entartungs 
prozesses widerstandsfähiger zu machen, dann gegen Herabsetzung und 
Heilung der einzelnen Krankheitszeichen. 
Es wurden verabreicht vorwiegend herabgehende Bäder von 26—24 0 
R., zur Linderung schmerzhafter Anfälle aufsteigende von 24—27° R. 
Morgens milde Abwaschungen mit milden Frottirungen. Als Packungen 
wendete man 3 / 4 -P. in milder Form von 3 / 4 ständiger Dauer an; ihnen 
folgten Halbbäder von 26—24°. Nachts bekam er Rückenpackungen, 
Leibumschläge, Wadenpackungen. Bei stärkeren Schmerzen in den unteren 
-Gliedmassen pneumatische Beindampfbäder und heisse Kompressen. Täg 
liche allgemeine Massage. Heilgymnastik. 
Waren auch die Ausfallserscheinungen nicht ganz zu beseitigen, so 
konnte nach 3 wöchentlicher Behandlung — der Kranke musste leider nach dieser 
Zeit die Anstalt verlassen — eine bedeutende Besserung im Gange (ging jetzt 
ohne Stock) verzeichnet werden. Die Erscheinungen des Doppelsehens, der 
bohrenden Schmerzen, der Harn- und Stuhlstörungen waren vollständig 
beseitigt, der Kranke nahm 4,5 Kilo zu und war auffällig frisch und munter. 
Dieser Fall erhärtet, dass man, wenn man bedenkt, dass ein Rückenmarks 
kranker Jahrzehnte lang leben kann und durch Anwendung der Naturheil 
methode fast alle Anzeichen schwinden, in nicht zu vorgeschrittenen 
Fällen die Rückenmarksschwindsucht als relativ heilbar hinstellen kann. 
II. 
Eine 23jährige Dame, äusserst blutarm und abgemagert, sichtlich 
entkräftet, mit schlaffer Muskulatur, gelblicher Gesichts- und Hautfarbe, 
welker Haut und tiefliegenden Augen findet Aufnahme in die Anstalt. 
Sie klagt, dass sie schon seit 6-8 Monaten an Appetitlosigkeit, Schmerzen 
in der Magengegend nach der Nahrungsaufnahme, hartnäckiger Verstopfung 
leide. Ferner schildert sie halb weinend, dass sie stark verstimmt sei, 
nicht schlafen könne, schwaches Gedächtnis und peinigenden Kopfdruck 
habe, mitunter auch plötzlich beginnendes Herzklopfen und immer kalte 
Füsse. Menstruationsstörungen sind nicht vorhanden. 
Die physikalische Untersuchung lässt vollkommen gesunde Befunde 
der Brustorgane erkennen, ebenfalls des Herzens. Der Unterleib ist 
massig aufgetrieben und auf Druck wenig schmerzhaft. Leber und Milz 
nicht vergrößert. 
Die Diagnose lautet: Nervöse Dyspepsie (Verdauungsstörungen 
auf nervöser Grundlage). 
Die Behandlung war auf Hebung des Allgemeinbefindens und An 
regung des Stoffwechsels bedacht. Die Kranke erhielt 3 / 4 -Packungen 25° R. eine 
Stunde lang, darauf milde Halbbäder mit kühleren Uebergiessungen und 
leichte allgemeine Massage. Nachts; Anfangs vorm Schlafengehen warmes 
Vollbad, später Leibpackungen, morgens milde Abreibungen. Nach Sitz 
bädern wurde eine kunstgerechte Massage des Unterleibes und des Magens 
vorgenommen. Bei hartnäckiger Verstopfung hohe Klystiere, jeden Tag 
kleine Bleibeklystiere. Streng vegetarische Kost. 
Die Kranke bekam schon am dritten Tage besseren Appetit, die Stuhlbe-
	        
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