Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der 
Naturarzt. 
Zeitschrift 
des Deutschen Bundes der Vereine für 
Gesundheitspflege t arzneitose Keilweise. 
Herausgegeben 
unter Mitwirkung hervorragender naturärztlicher Schriftsteller. 
Nr. 5. "Berlin, Mai 1889. "l7. Jahrg 
Der Naturarzt erscheint am Anfange jeden Monats mindestens einen Bogen stark. Man bestellt bei der 
Berliner Naturheilanstalt (3. Sebastianstraße 27), sowie bei jeder Buchhandlung oder Postanstalt (3. Nachtr. 
d. Postzeitungs-Preisliste Nr. 4023a) für jährlich 3 Mark. Für den Buchhandel durch Wilhelm Jßleib (Gustav 
Schuhr), Berlin, S.W. Wilhelmstr. 124, an denselben sind auch alle Anzeigen und Beilagen zu senden. 
Inhalt: Die naturgemäße Heilmethode in den Händen des Landarztes. — Einige Irrtümer 
moderner Erziehung. — Wie man gegen die Naturheilkunde machinirt. — Vereins 
nachrichten. — Mitteilungen. ides Bundesvorstandes. — Vortragsliste. — Empfehlung 
der Gesundheilsbibliothek. -- Bücherbesprechungen. — Die Milchkuranstalt am 
Viktoriapark. — Ärztl. Briefkasten. — Redaktionsbriefkasten. — Anzeigen. 
Die naturgemäße Heilmethode in den 
Händen des Landarztes. 
von Dr. med. Körner, ptraft. Arzt in Dyhernfurth, Schlesien. 
Bevor ich auf das eigentliche Thema zu .sprechen komme, ist es vielleicht 
angenehm zu erfahren, wie auch ich allmählich auf den Boden der Naturheil 
methode zu stehen kam. Mein Interesse hierfür wurde zuerst — es wird die 
Zeit meines dritten oder vierten Semesters gewesen sein — durch die Lektüre 
des im allgemeinen recht angenehm geschriebenen Buches von Munde: „Hydro 
therapie" wachgerufen. Obwohl ich als Schüler des Aeskulap manches recht 
schroffe Urteil über die medizinische Wissenschaft nicht recht begreifen konnte, 
war mir doch andererseits bei meinen geringen physiologischen Kenntnissen durch 
die faßliche Schreibweise Munde's mancher Prozeß im Organismus und seine 
Regulierung durch die Hydrotherapie recht verständlich geworden, so daß nach 
fleißiger Durchsicht des Buches mein Interesse für diese Heilmethode bedeutend 
zunahm. Und erst, als ich im siebenten Semester einen Vetter von mir, der 
jahrelang an einem chronischen Magenkatarrh litt und daran von mehreren 
Ärzten — aber vergeblich — behandelt wurde, durch eine streng rationell 
durchgeführte Diät nebst Anwendung Prießnitzflcher Leibbinden gänzlich heilte, 
so daß er seit dieser Zeit bis heute nie mehr über die lästigen, manchmal ihn 
zur Verzweiflung bringenden Verdauungsstörungen Klage geführt hat, war mir 
mein Weg für meine spätere Praxis vorgeschrieben. Durch die Lektüre von 
Munde's Hydrotherapie und ähnlicher Bücher war mir aber noch lange nicht 
das richtige Verständnis, über die einzelnen Anwendungsformen des Wassers 
aufgegangen. Zu diesem Zweck benutzte ich die Ferien und besuchte die haupt 
sächlichsten Wasserheilanstalten Schlesiens und Sachsens.