Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Nicht viel Fleisch, zunächst 3 (—4) Mal wöchentlich zu Mittag. Nach einigen Wochen 
versuchen es allmählich wegzulassen. Alsdann bedurfte der folgende Speisezettel einiger Ab 
änderung. 
Morgens: Milch 1 U Lit. 1—2 Semmeln (2—3 Pf.) Semmel kauen, nicht ein 
weichen oder eintauchen. Milch langsam und in Absätzen trinken. 
Miitags: abwechselnd Gemüse und Mehlstoffe: 
4 Mal wöchentlich Gemüse (Mohrrüben, Schwarzwurzeln; Kohlrüben, Blumenkohl, 
Weißkohl). Gemüse (mit Leguminose bereitet); Kartoffelbrei. Gemüse (dsgl.); Reisgries 
(mit Wasser und Fruchtsaft). Gemüse dsgl.; Kartoffelgemüse (1 Mohrrübe, etwas Peter 
silie, Butter). Gemüse (ohne Leguminose); Mondaminflamri (20—30 grm Mondamin, 
V4— s / 8 Lit. Milch, etwas Zucker, 10 Min. gkocht.) 
3 Mal Mehlstoffe: abwechselnd: Makkaroni (ital.), Apfelreis, Rosinenreis, Hirse, 
Buchweizen, Äpfelkartoffeln (alles in Wasser und Butter gekocht). — Dazu etwas Fleisch: 
1. Fisch (Hecht, Zander, Dorsch), Taube, Huhn, Kalbsmilch. 2. Kalbfleisch (Geschmort). 
3. Hammelfleisch (geschmort^ — Etwas gekochtes Obst. Mittags 1 Semmel. 
Abends: 3 Mal wöchentlich Milch V4— 8 /g Liter, 4 Mal wöchentlich Suppe (Obst 
suppe mit 1 Eiweiß, Weißbiersuppe desgl. Kartoffelsuppe mit und ohne Milch, Milchsuppe 
(1 Wasser, 2 Milch) Mondaminsuppe (ebenso). — 1—2 Semmeln. Öfter etwas gekochtes Obst. 
Bereitung der Speisen: Sämmtliche Speisen mit frischer Butter (Milchspeisen ohne 
Butter). Gemüse mit Buttermehl und die Butter dabei nicht bräunen, sondern nur zer 
lassen. Bei Gemüsen mit „Leguminose" nehme man statt des gewöhnlichen Mehls Harten 
steins Leguminose No. 3*) 1 mäßigen Eßlöffel und läßt dasselbe *4 Stunde oder länger 
mitkochen. — Kartoffelgemüse: Abgeschälte Kartoffeln in Wasser kochen (etwas einkochen), das 
Wasser nicht abgießen. Kohlrüben und Kohl anfangs schwach abbrühen; bei Besserung der 
Gesundheit und abnehmender Empfindlichkeit später unabgebrüht versuchen. Mehle 10 Mi 
nuten kochen. Sonstige Mehlstoffe vor der Hand weich kochen: aber alle breiigen Speisen 
mit etwas Semmel zusammen kauen und auf diese Weise einspeicheln. Semmel altbacken. 
2. Sonstige Kur: Morg. im Bett: Abwaschung von Rumpf, Armen, Oberschenkeln**) 
22—240, Abends: der Füße, Unterschenkel 180; dann sogleich ins Bett. Abwaschung mit 
nassen Händen, dann gut abtrocknen mit weichem Handtuch, dann ganz leicht sehr sanfte 
Nachstreichung mit trocknen Händen. 
Abwaschung und Abtrockung Theil für Theil: erst der eine Arm; wenn der bekleidet, 
der andre; dann Brust und Bauch u. s. f. — Morgens nach Abwaschung Wiedererwärmung 
im Bett %—1 Stunde; dann Frühstück: dann etwas ruhen; dann Spaziergang. 
Wenn Füße und Unterschenkel abgewaschen werden, sollen sie warm sein, bezw. 
werden erwärmt sein durch einen Nachmiltagsspaziergang, oder Bedecken des Körpers auf 
Sopha (dessen Sitz vorher mit doppelter Steppdecke belegt ist). — Füße und Unterschenkel 
auch die Zehen werden mit etwas mehr Druck nachgestrichcn (sanft geknetet) als der Ober 
körper. 
Frische Lust in den Zimmern durch Lüften mehrmals am Tage; Nachts im Neben 
zimmer den Fensterflügel etwas offen halten (bei offener Thür). Bewegung in frischer Luft, 
doch nie bis zur Übermüdung; darum lieber öfter gehen (2—4 Mal tägl.), als viel auf 
einmal. Abwechslung zwischen Ruhe und Bewegung, zwischen geistiger und körperlicher 
Thätigkeit. Keine Thätigkeit, keine Arbeit von zu langer Dauer; Abspannung, schwierige 
Erholung ist ein Zeichen, daß zu viel geschehen. — Täglich 3—4 malige ^bung des Tief 
atmens in frischer Luft; jede Tiefatmung nach möglichst vollständiger Ausatmung. — Wenn 
der Körper sich etwas erholt hat (in einigen oder mehreren Wochen) Morg. (im Bett) vordrer 
Leibumschlag (240 B) und Halsumschlag (24°) 2—3 Stunden lang; dann die vorgeschriebene 
Morgenabwaschung, die des Halses 200. — Der vordre Leibumfchlag mit Wollschichten bedeckt 
und durch ein rings um den- Leib laufendes Flanelltuch und Sicherheitsnadeln festgehalten. 
Dr. L. 
*) von Hartenstein in Chemnitz. 
**) Bei geringer Eigenwärme und großer Reizbarkeit: einen Morgen Rumpf, den 
andern Arme nnd Oberschenkel u. s. f» abwechselnd» 
Redaktionsbrieftaste«. 
Herrn Grafen Zedtwitz, Wien. Herzlichsten Dank für die Zusendungen — besonders 
aber für die „Neue freie Presse" mit dem Pariser Briefe: „In ärztlicher Behandlung". Ich 
las denselben Tags zuvor schon bei Dr. Schindler und drucke ihn demnächst teilweise nach. 
Der Verfasser hat als Kranker bittere Erfahrung gesammelt und ist als Schriftsteller bei 
Moliere in der Schule gewesen! 
Berantw. Redakteur: Johannes Rein elt (Philo vom Walde) in Reiste. Druck und Verlag von Wilhelm Jßleib 
(Gustav Schuhr) Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 124. 
1 Beilage.
	        
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