Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Hier heißt es piincipiis obsta! (Gleich im Anfange muß man vor 
beugen): Die Naturheilkunde für das ganze Volk, soweit es zu 
lesen und zu denken versteht. Die Tyrannei eines privilegierten Natur 
ärztestandes, gleichviel, ob mit oder ohne Doktortitel, würde sich der medi 
zinischen Tyrannei bald ebenbürtig erweisen, wovor uns Gott 
behüte! Anfangs Juli 1889. 
Zu meinem Prozesse. 
Da es augenblicklich nicht thunlich erscheint, einen ausführlichen Bericht 
über die Angelegenheit zu geben — es liegen jetzt die Revisionsgründe der 
höheren Instanz vor —, so will ich vorläufig zur Orientirung nur den schrift 
lich gegebenen Kurplan, wie ich ihn nach Lage der Sache unbedingt für not 
wendig hielt, und wie er vorn 29. September bis 1. Oktober mittags befolgt 
wurde, mitteilen: 
Vormittags 2 Stunden 18° R. 3 / 4 Packung mit je einer Dampfkruke an 
die Beine. 
Nachmittags 2 Stunden im Wechsel von 30 Minuten Dampfkomp reffen 
auf die schmerzhafte Leistenparthie; dazu 18° Beinpackung mit je einer Dampf 
kompreffe an die Beine. 
In der Zwischenzeit 18° R. Hüftpackung, beim Heiß- und Lästigwerden 
erneuern. 
Abends und früh 18° R. Abreibung des ganzen Körpers. 
Nachts 18° R. Rumpfumschlag und Beinpackung. 
Diät: Alles Essigsaure, scharf Gewürzte und stark Gesalzene meiden. 
Am 30. September habe ich noch, wie in der Verhandlung bekundet 
wurde, 18° R. Handgelenkpackungen und Nackenkompreffen verordnet. 
Daß ich mit dem schriftlichen Kurplane eine genaue mündliche Unter 
weisung zur Ausführung derselben gegeben, wird jeder als selbstverständlich 
finden, der mich kennen gelernt hat, dann aber auch einsehen, daß Dampf 
kruken, die an dem äußern Unterschenkel lagen, eine Verbrühung der inneren 
Seite des Oberschenkels nicht herbeizuführen vermochten. 
Alles Andere später. Bis dahin: „Und sie bewegt sich doch!" Herrn. Canitz. 
Die Naturheilkunde und die Chirurgie*). 
In Folge einer Knochenhaulentzündung des rechten Unterschenkels wurde ich am 
1. Dezember 1883 im Berl. städtischen Krankenhause nach längerer Eisbehandlung operiert 
und da, wie mir gejagt wurde, eine Knochenmarkentzündur.g hinzugetreten, 4 mal unteres 
Messer genommen und mir der Knochen bis auf Fingerstärke ausgemeißelt. Nach vier 
monatlichem Aufenthalte daselbst bat ich um meine Entlassung: mußte jedoch wegen der 
Schwäche des Beines und der 3 Zoll langen Schienbeinwunde mich noch längere Zeit an 
Krücken bewegen, und es fand die Heilung der Wunde erst nach drei Jahren statt. Anfang 
dieses Jahres trat dieselbe Krankheit am rechten Oberarm auf und wurde von dem Natur 
arzt Herrn Herrmann Canitz durch Dampfumschläge, feuchte Packungen re. in der Zeit von 
4 Wochen vollständig geheilt. Da jedoch nach einigen Wochen dieselbe Erscheinung wieder 
in heftigster Weise auftrat, so daß das ganze rechte Ellenbogengelenk steif und der Oberarm 
dick und hart war, konsultierte ich die Herren Dr. Riek in Köpenick, Hanseler in Rummels 
burg, welcher meinen sofortigen Eintritt in ein chirurgisches Krankenhaus anordnete, und 
Professor Bramann in der Königlichen Klinik, wobei eine akute Osteomyelitis Irumneri äextri 
diagnostiziert wurdL. Alle sprachen sich dahin aus, daß eine Operation event. Knochenaus- 
meißelung unbedingt notwendig sei, widrigenfalls mein Arm verloren gehen würde. Da 
ich eingedenk meiner früheren Operation und ihrer Folgen nicht wieder daran mochte, wandte 
ich mich nochmals an den Dirigenten der Berliner Naturheilanstalt, Herrn Herrmann Canitz, 
*) Derartige Heilungsberichte medizinisch Aufgegebener werden wir künftig gern auf 
nehmen, wenn die Echtheit derselben durch eigene und orlsbehördliche Unterschrift beglaubigt ist. 
D. Red.
	        
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