Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

Über den Schweiß und die Schweißmittel 
der Naturheilmethode. 
von Dr. med. Max Böhm, Wiesenbad i. S. 
Die Beziehungen zwischen der Schweißabsonderung beim Menschen zu 
seiner Gesundheit und Krankheit sind Ärzten und denkenden Laien wohl genug 
sam bekannt. Ein Ausbleiben des Schweißes ist meist eine Begleiterscheinung 
der verichiedensten Erkrankungen z. B. der Zuckerkrankheit; auch ein Übermaß 
von Schweißabsonderung ist ein Zeichen von bestehender Krankheit z. B. die 
ergiebigen Schweiße der Phthisiker (Schwindsüchtigen). Um an weitere bekannte 
Erscheinungen anzuknüpfen, erwähne ich die häufig an den Arzt gestellte An 
frage bezüglich des Fortbleibens der Fußschweiße, erwähne ich ferner das über 
mäßige Schwitzen Nierenkranker, erinnere ich endlich der freudigen Gesichter 
von Arzt und Angehörigen, wenn nach längerer acuter (heftiger, mit Fieber 
verbundener) Krankheit der gewichene Schweiß in ergiebigem Maße, als Krisis, 
(Entscheidung), auftritt. 
Betrachten wir zunächst einmal die Schweißverhältnisse des gesunden 
Organismus, so werden wir finden, daß die verschiedensten Umstände darauf Einfluß 
haben. Gewiße Droguen, höhere Lufttemperaturen, alkoholhaltige und warme 
Getränke, erhöhte Muskelthätigkeit, Blutdruckverhältnisie (das starke Schwitzen 
am Mittelfleisch bei Hämorrhoidalleiden), seelische Einwirkungen (Angstschweiß) 
u- a. sind im Stande, an der Haut eine erhöhte Wasserabgabe bis zum 
„Strömen von Litern" hervorzurufen. Außer dem Wasser, welches den Haupt 
bestandteil ausmacht, enthält der Schweiß noch eine Menge von Stoffen, die 
vorwiegend von den Nieren als Endproducte der Verbrennung abgegeben werden 
z. B. Harnstoff und andere stickstoffhaltige Körper. Der normale Schweiß 
enthält endlich noch Salze, Fette und Fettsäuren, welch' letztere oft einen unan 
genehmen Geruch (Bocks- Zwiebel-) hervorrufen. 
In dem Schweiße kranker Menschen finden wir häufig besondere Sub 
stanzen vor. so z. B. im Schweiße von Zuckerkranken — Zucker, im Schweiße 
von Gelbsüchtigen — Gallenfarbstoff, im Schweiße von Metallvergtfteten — Blei, 
Quecksilber u. s. w. Wie häufig sehen wir am Krankenbette, daß sich die Ein 
packstücke, welche wir eben abnehmen, durch den Schweiß des gepackten Patienten 
mit den verschiedensten Farben imprägnirt (getränkt) haben und nehmen den 
widrigsten Geruch wahr? 
Wir müffen es also als feststehend betrachten, daß sich der Organismus 
des Menschen in gesunden und kranken Tagen der Haut bedient, nicht nur 
allein um Waffer auszuscheiden, sondern, baß der Schweiß zugleich dazu dient, 
eine Menge normal (regelmäßig) im Körper vorkommender verbrauchter Stoffe, 
sowie anormal (gesetzwidrig) im Körper vorhandener Schädlichkeiten zur Aus 
scherdung zu befördern. Die große Fläche der menschlichen Haut mit ihren 
vielen, vielen Schweißdrüsen ist demnach in gesunden und noch vielmedr in 
kranken Tagen derartig zu pflegen, daß sie stets und ständig dienstfähig ver 
bleibt. Ja. gerade beim Menschen, dessen Haut unbehaart zu Tage liegt und 
allen Einflüssen ausgesetzt rst, ist die Mahnung zur rationellen (zielbewußten) 
Pflege eine dopp lte. Hierzu tritt nun noch ein wichtiger Umstand, nämlich, 
daß der Mensch, gleich allen pflanzeneffenden Tieren, über die ganze Haut, vom 
Scheitel bis zur Zehe schwitzt, während z. B. der Hund nur an der Zunge schwitzt. 
Da wir vom Standpunkte der Naturheilmethode bie meisten Krankheiten 
als Bestrebungen des Körpers, schädliche Stoffe auszuscheiden auffaffen. so tritt 
an den Arzt das Gebot heran, alle ausscheidenden Körperteile zur Mitarbeit
	        
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