Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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neuster Zeit hat man die geistreichsten und kostspieligsten Apparate erfunden, um den Menschen, 
welche körperliche Arbeit nur als „Gesundheits-Sport" treiben wollen, Ausrenkungen der 
Glieder zu verschaffen. .Solche Sachen verfehlen oft ihren Zweck. Zimmergymnastik! 
muß in den meisten Fällen die Losung heißen. Hanteln und Stab sind die bis jetzt gebräuch 
lichen Geräte gewesen; weit übertroffen aber werden sie durch den Largiadör'schen Arm- 
und B ru st stärk er, eine höchst einfache und überaus segensreiche Erfindung. 
Derselbe besteht aus zwei doppelt durchlöcherten, hölzernen Handhaben, durch welche 
kreuzweise schwache Seile gehen, die am Ende mit Gewichten versehen sind. Die Gewichte 
können vermehrt und vermindert werden. Bei geöffnetem Fenster und geschlossenem Munde 
vollführt man nun verschiedene Freiübungen, welche vorzüglich auf Kräftigung der Muskeln, 
Ausweitung des Brustkorbes, Gradehaltung des Körpers, Atmung re. einwirken. Die größten 
Fachmänner (Dr. Paul Niemeyer, Prof. v. Nußbaum, Prof. Euler 2C.) haben dieses Gerät 
in belobigender Weise empfohlen. Keiner Familie, der körperliche Arbeit fehlt, sollte der 
Largiadörffche Arm- und Bruststärker ermangeln, besonders alle Turnsäle und Naturheil- 
anstalten sollten ihn vielfach besitzen. Derselbe ist zu beziehen durch Georg Engler in Stuttgart. 
Zur Stunde der Entscheidung. Hygieinische Erzählung von Wilhelm Ressel. 
Verlag von Th. Grieben in Leipzig. Preis 75 Pf. 
Wilhelm Ressel hat sich durch seinen „Familienfreund," wie auch durch zahlreiche 
Gedichte und Prosasachen einen geachteten Namen erworben. Seine Novellette: „Empor 
zum Licht," worin er mit Begeisterung nicht nur für Naturheilmethode und Vegetarismus, 
sondern für allgemeine Menschenliebe und Menschenrechte eintrat, hat ihm in unseren Reihen 
besondere Verehrer erworben. Vorliegende Erzählung hat der talentvolle Dichter in unseren 
Vereinen unter dem Titel: „Die Naturheilmethode als Siegerin" mit größtem Erfolge 
persönlich vorgetragen, weshalb wir uns jeden näheren Eingehens enthalten können. Die 
Erzählung ist fein ersonnen, geschickt ausgeführt nnd voll überraschender, ergötzlicher Klein 
malerei. Vom litterarischen Standpunkte aber dürste dem Verfasser der Vorwurf werden: 
daß der belehrende Inhalt den unterhaltenden zu sehr überwiegt und die Absicht zu schroff 
hervortritt. Es kommt lediglich darauf an, welchen Zweck Ressel dadurch erreichen will. 
Wenn Verbreitung der Naturheilmethode — dann sind die vielen Fußnoten und Schlußbeigaben 
überaus dankenswert, im andern Falle hätte das Buch durch deren Fortlassen nicht nur 
nichts eingebüßt, sondern gewonnen. Jedes Kunstwerk muß eine Idee verkörpern, darf auch 
eine Absicht verraten — aber dieselbe darf sich einem nicht allzu vorlaut aufdrängen. Darin 
ist Rosegger Meister! Unseren Lesern jedoch sei das Buch seiner Unterhaltung und Belehrung 
wegen angelegentlichst empfohlen. Philo vom Walde. 
Vorbeugen ist besser als Heilen. 
Diejenige kräftige widerstandsfähige Verfassung des menschlichen Körpers, welche den 
selben für krankheiterregende Einflüsse minder empfänglich macht, beruht neben übrigens 
verständiger Lebensweise in erster Linie auf einer gesunden Ernährung. Aus der Nahrung 
werden die Organe des Körpers aufgebaut und nur, wenn diesem die zum Ausbau erforder 
lichen Grundstoffe in richtiger dem Organismus zuträglicher Art und Form zugeführt werden, 
ist die Möglichkeit zu einem gesunden, kräftigen, naturgemäß sich bethätigenden Aufbau gegeben. 
Von allen nur denkbaren Nahrungsmitteln ist das vollkommenste, naturgemäßeste, 
zuträglichste ohne Zweifel die Milch. Kein anderes Nahrungsmittel enthält so, wie diese, 
sämmtliche Nährstoffe, deren der Körper bedarf, organische und unorganische, der Atmung 
und der Blutbildung dienende, in einer der Verdauung und dem Stoffwechsel gleich günstigen 
Form, in einem beiden gleich entsprechenden Mischungsverhältnisse. 
Leider steht mit diesen Vorzügen in engem, man kann sagen bedingendem Zusammen 
hange die Neigung der Milch sich leicht zu zersetzen, die Eigenschaft derselben, ohne umständ 
liche Vorkehrungen nicht lange haltbar zu sein. Durch diesen Umstand war die Möglichkeit 
des Genusses guter frischer Milch entfernt von ihr.er Erzeugungsstätte mehr oder weniger in 
Frage gestellt; ihm ist es zu großem Teile zuzuschreiben, daß in den größeren Städten der 
Milchgenuß bei Erwachsenen mehr und mehr zurückging. Dieser Rückgang aber, hatte 
wiederum mindere Wertschätzung der Milch, verhältnismäßig sinkende Preise und damit 
verminderte Güte der Milch zur Folge. 
Minder bedenklich wie diese Gestaltung der Dinge für gesunde Erwachsene war, denen 
eine reiche Auswahl anderer, wenn auch nicht gleich wertvoller Nahrungsmittel und Getränke 
zur Verfügung steht, mußte dagegen der Niedergang in der Milchversorgung der Städte für 
Kranke, welche guter Milch als besonderen Stärkungs- und Heilmittels, und vornehmlich 
für Kinder, welche der Milch als ausschließlicher Nahrung bedürfen, verhängnisvoll werden. 
Dieser Bedrängnis entsprangen die sogenannten Milchkur-Anstalten, das sind in 
unmittelbarer Nähe oder im Innern der Städte errichtete Kuhhaltungen, welche nicht nur 
sich die Erzeugung einer gehaltreichen und gesunden Milch zur Aufgabe machen und solche
	        
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