Volltext: Der Naturarzt 1885 (1885)

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Wie weiland Mof. Dr. Bock nachträglich der Raps gewaschen wird 
von einem praktischen Landarzt 
unter der Überschrift „Die postalische Kur der Magenkrankheiten". 
(Schluß.) 
Hahn fährt fort: Endlich kommt B o ck auf seinen beliebten Warmtvassertrank f 
zu sprechen und singt demselben Loblieder, als wenn er eine Panacee, ein Allheil 
mittel wäre! Nirgends mehr als an dieser Stelle habe er herausgefunden, daß Pro 
fessor Bock noch tief im Mittel-Aberglauben steckt! Er sei vollkommen mit 
seinem Eifer gegen alles übermäßige Baden und Kaltwasserbaden 
der Kaltwasserfanatiker einverstanden; drum aber das Kind mit dem Bade aus 
schütten, mit dem Übermaß auch das rechte Mittelmaß überspringen wollen und 
ins entgegengesetzte Extrem hineinjagen, in das des überreichlichen, gleich un 
sinnigen und gleich schädlichen Warm- resp. Hcißwassergenusses, liege 
kein Grund vor und dazu konnte nur das Suchen und die Sehnsucht nach 
einem Mittel, der Glaube an ein Mysterium, an ein Heilmittel außerhalb der 
Naturheilkrast verleiten; Bock glaube bloß, daß der Warmwassertrank heile! 
Er (Hahn) heile seit 20 Jahren die tiefst eingewurzelten chronischen Magen 
leiden, Katarrhe, Geschwüre, Krämpfe ohne jeglichen Warmwassertrank einzig 
bei kaltem Wassertrank, bei kaltem Milch-, rohem Obst- und Schwarzbrot 
genuß; ja, er heile selbst Fälle solcher Magenleiden, die Bock mit seinem 
Warmwassertrank nicht zu heilen vermochte! Professor Bock ist bei der 
physiologischen Begründung seines Warmwassertrankcs noch in dem 5fachen 
Irrtum befangen, 1. daß die Wärme des genossenen Wassers die Aufnahme ' 
desselben in die Blutgefäße der Magenwand beschleunige, 2. daß heiße Getränke 
weit schneller durch die Nieren aus dem Körper entfernt werden als kalte, 3. 
daß kaltes Wasser die Häute und Gefäße des Magens zum andauernden Zu 
sammenziehen zwingt, 4. daß heißes Wasser die löslichen Stoffe im Magen 
besser löst, als kaltes und 5. daß eine größere Menge heißen Wassers den 
Magen niemals so belästigt und benachteiligt, als eine solche kalten Wassers. 
Bock scheint mit diesen fünf Ansichten die Meinung kundzugeben, als sei der 
Magen eine tote Waschschüssel, ohne organische Struktur, ohne lebendige Thätig 
keit, ohne selbständige Kraftäußerung. Der Magen aber erwärmt z. B. das 
mit Durst getrunkene kalte Wasser sehr schnell bis zur Eigenwärme; er hat 
z. B. gerade die Organisation erhalten, am zweckmäßigsten bei zirka 30° Eigen 
wärme die in ihu gelangenden Flüssigkeiten physiologisch zu verarbeiten, aufzu 
nehmen und durch sich hindurch zu lassen; er und mit ihm der ganze Orga 
nismus, Nieren rc. haben die Organisation erhalten, gerade bei 30° Eigen 
wärme am besten die ihm benötigten Bestandteile auflösen zu können, denn 
sonst hätte er die Organisation der Vögel erhalten, die eine höhere Eigen 
wärme haben! 
Im weiteren spricht Professor Bock den wollenen Unterkleidern, Unter 
jäckchen, Bauchbinden und Strümpfen das Wort; er will sie zwar nicht überall > 
und von jedermann und zu jeder Zeit angewendet wissen und gesteht auch 
wirklich zu, daß sie mehr nur das Bedürfnis eines afterzivilisirten 
Menschen seien; statt aber nun direkt auf die Gebrechen unserer Afterzivilisation 
hinzuweisen und diese zu bekämpfen und damit das Menschengeschlecht von dem 
Bedürfnis nach jenen verführerischen Schutzmitteln zu befreien, geleitet er sie 
mit seinem Rate noch tiefer in die Afterzioilisation! Hahn sagt: er habe 
länger als ein Jahrzehnt wollene Hals-, Brust- und Bauchbinden getragen, 
sei unter ihnen ein siechhafter elender Schwächling und Krüppel geworden
	        
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