Volltext: Der Naturarzt 1885 (1885)

uahens einer Pockenepidemie; wer bei derselben (Megeitljeit gehabt hat, sich davon zu über 
zeugen, wie verderbenbringend die Blattern unter den überhaupt Nichtgeimpften, zumal 
unter Kindern grassireu, wie mild dagegen die Blattern im unlängst geimpften Organismus 
verlaufen, muß durch den gesunden Menschenverstand zur Hochschätzung der Schutzpocken-Jmpfuna 
geführt werden. Die gegen die Impfung sich erhebenden Stimmen greifen in der Regel 
auch nur die Handhabung derselben an: es ist nämlich erwiesen, daß eine schlechte und 
zumal eine von einen: blutkranken Menschen abstammende Lymphe verderbenbringend 
auf bcn Organismus des Geimpften einzuwirken imstande ist. Daher bleibt es eine nicht zu 
verkennende Gewissenssache des Jmpfarztes, sich von der Güte und der Herkunft der 
Lymphe zu überzeugen, sowie bei der Impfung selbst die notwendige Vorsicht zu gebrauchen 
und muß demgemäß der Staat die Auswahl der Jmpfttrzte sorgfältig überwachen. Ein 
g e s ch w ä ch t e r , kranke r und zumal ein s'krophulöser Mensch soll nicht geimpft 
werden, wenn nicht hierfür eine Dringlichkeit — wie sie z. B. durch das Herrschen einer ver 
derblichen Docken-Epidemie bedingt wird — vorliegt, indem die Durchseuchung des Organismus 
mit den: S ch u tzPocken gifte dem Kranken und Geschwächten zun: größten Nachteil 
gereichen kann, sondern es soll dessen Impfung bis zur Wiederherstellung der Gesundheit ver 
schoben werden! 
Die Leser des „N.-A." sind durch die früher gebrachten Artikel von Pro 
fessoren. sowie in der Praxis ergrauten Ärzten über die Nutzlosigkeit und 
Schädlichkeit der Impfung soweit gefeit, daß sie nicht durch diesen guasi Sirenen 
gesang wieder rückfällig werden und durch ihren gesunden Menschenverstand in 
die Impfung hereinfallen! Und von einem Mediziner darf der Ausdruck Schutz- 
pocken gift nicht befremden, denn ähnliche Schutz- und Hilfe-Gifte ver 
schreibt er tagtäglich aus der Apotheke! 
Über die Jägersche Normalkleidung drückt Vers, sich wie folgt aus: 
N o r m a l ist jede Kleidung, welche derart gestaltet ist, daß ihr Gebrauch keinerlei Nachteil 
für die Gesundheit des Trägers und dessen Umgebung in sich schließt und welche ferner bezüg 
lich ihres moralischen Zweckes — nämlich als Bedeckungsnnttel der Körperblöße zu dienen —- 
den guten Sitten entspricht. Dagegen braucht dieselbe nicht einzig und allein aus 
„Wollenzeug" zu bestehen, obschot: sich im allgemeinen für unser Klima der l o ckerfaserige 
W o llenstoff 'zur Herstellung von Kleidungsstücken empfiehlt. 
Über das Kleienbrot folgendermaßen: 
Zur Brotbereitung können die verschiedensten Sorten von Getreidemehl verwendet werden; 
gewöhnlich wird vorher die Kleie vom Mehl abgesondert; über den Wert der Kleie herrscht 
vielfach eine f a l s ch e Ansicht; int allgemeinen hält man dieselbe für einen nutzlosen Zu 
satz zum Brote; die Kleie, welche aus den härteren äußeren Zellenschichten der Getreidekörner 
besteht, enthält jedoch außer den abgesonderten Hülsenteilen gerade die Teile des Kornes, 
in welchen sich der meiste Kleber befindet; gute Kleie führt ungefähr 15 °| 0 Kleber, 54 °| 0 
stickstofflose Nährkörper und nur ungefähr 10' | 0 nutzlose Zellfasern; hieraus erhellt, daß sie 
ein verwertbares Nahrungsmittel ist; da die unverdauliche Zellfaser schnell durch den Stuhl 
gang abgeht, so bereitet der Genuß des Kleienbrotes (unseres Schrotbrotes) keinen — ihm 
häufig angedichteten — körperlichen Schaden und steht dasselbe sogar bei Hartleibigen 
in gtttent Rufe! 
Und über den Tabakgenttß räsonirt Vers, folgendermaßen: 
Eine ähnliche schädliche Eigenschaft wie der Schnupftabak für das Geruchsorgan 
besitzt der Kautabak und 'der R a u ch des R a u ch t a b a k s für das Geschmacksorgan. 
S ch n u p f e r, Rau ch e r und P r i e m beiß er leidet: durch die schädlich reizende Ein- 
wirkung des Tabaks auf die Rachenschleimhaut an einer beständigen Rach en ent 
zünd':::: g, welche sich durch Schwellung und Rötung der Schleimhaut, durch Trockenheit 
des Schlundes, durch beständiges Räuspern und zeitweiliges schlechtes Hören infolge 
Verschlusses der Ohrtrompete äußert. Der Genuß des Tabaks in Substanz hat infolge 
seiner nikotinhaltigen Bestandteile eine gesundheitswidrige Einwirkung sowohl auf die 
Berdauungsorgane als auf das ganze Nervensystem. Der Genuß des Tabaks in der Form 
v o n R a u ch ist ebenfalls schädlich und zumal für solche, welche durch Gewohnheit noch keine 
Toleranz gegen das Tabaksgift erlangt haben; das Rauchen nämlich ist als eine trockene 
Destillation des Tabakskrautes zu erachten, wobei teer- und kampserartige Verbrennungs 
produkte auftreten. Das Nikotin wird durch die Verbrennung zersetzt und gesaugt als solches 
nicht zur Einwirkung auf den Organismus, dagegen entstehen bei derselben blau- 
säurehaltige Bestandteile, welche sehr schädltch auf den Organismus einwirken, 
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Herzklopfen, Benommenheit der Sinne erregen und nach-
	        
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