Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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wehen, Winterkälte rc. besser zu widerstehen. Freilich nach Ihnen müßten diese 
Ställe in Folge bacterium termo eben so sanitär sein, wie die schmutzigen 
Fellahhütten. 
Ihre Diagnosen aus Spucke haben mir ebensowenig imponirt, wie die 
Hitlers. Wozu? cui bono ? Um den Leuten vorherzusagen, daß sie 
sterben müßten? Ist das Alles? und sind Sie ganz gewiß, daß diese 
Prophezeiungen nicht bloß deshalb in Erfüllung gingen, weil sie gemacht 
wurden und weil die Unglücklichen daran glaubten und so die vielleicht 
noch mögliche Hilfe vernachlässigten? Man soll nie sagen, was 
eine Sache ist, am wenigsten aber den Tod vorhersagen! Wie viele von den 
Ärzten schon völlig Aufgegebene kamen doch davon und leben heute noch! 
Wenn das der ganze Witz ist, der bei den Bakterienuntersuchungcn zu Tage 
kommt, dann — fort mit ihnen! Bei einem Lungenkranken fanden Sie aber 
neben rothen Blutkörperchen und Epithelzellcn auch „riesige Mengen von 
Fäulnis bakterien". Ei sieh da, also in die lebende Lunge kommen 
sie also doch! 
Was nun meine Verwechslung Spina-Schmidt anbelangt, so ist sie 
für mich von gar keinem Belang, und Graf Zedtwitz' Artikel wird Ihnen 
wohl auch gezeigt haben, daß viele Meinungen sich — mit gleicher Sicherheit 
entgegen stehen! Ich komme zum Schluß Ihrer Antwort, nämlich Ihrer Be 
antwortung meiner vier offenherzigen Fragen! Und da hätte ich in der That, 
offenherzig gestanden, mehrBelehrung von Ihnen erwartet. Ad 1 finden 
Sie keine Gefahr in den Reinkulturen von Bakterien, weil den „Unge 
übten immer bacterium termo in diese Kulturen fällt 
nnd sie dann alle Ansteckungsfähigkeit verlieren!" Über diese 
letztere Annahme habe ich mich nun schon oben mit Ihnen auseinandergesetzt 
und kann mich bei Ihrer festen Überzeugung nur wundern, daß Sie nicht 
statt Sublimatlösung „bacterium termo", was „doch soviel billiger ist, 
als Desinficiens vorschlagen. Was aber Ihre Überzeugung anbelangt, 
daß jeder „ernste Bakterienforscher sich seiner Verantwortlichkeit be 
wußt sei und für rechtzeitige Desinfizirung Sorge tragen werde," so finde 
ich sie doch ein bischen leichtsinnig. Glauben Sic denn, die irischen Fenier, 
die russischen Nihilisten, die französischen Communarden seien keine 
e r n st e n Männer? Warum sollten sie sich nicht sehr ernstlich mit Bakterien 
forschungen zu ihren sehr ernsten Zwecken beschäftigen? Und endlich, wie 
leicht kann auch dem Ernstesten eine Unvorsichtigkeit begegnen? Nein, nach 
Ihrer Belehrung, ihre Richtigkeit vorausgesetzt, müßte man schließen: „den 
HansTäpsen kann man die Bakterienkulturen überlassen, aber den 
wirklich Sachverständigen muß man sie verbieten!" 
Ihre Antwort auf 2, 3, 4 klingt geradezu beunruhigend. Sie meinen: 
„Von einer Stütze, welche die Pilztheorie dem unseligen Impfzwang gewähren 
soll, kann vor derHand noch keine Rede sein!" O weh, also doch vielleicht 
mit der Zeit? Ganz meine Ahnung und wer sucht, der wird ja finden! 
Sehr merkwürdig ist es in der That und giebt zu denken, daß, wie Sie sagen, 
„dem bisher als Ursache der Impfpustel angenommenen Micrococcus vaccinae 
ebenso wenig eine Pustel erzeugende Kraft innewohnt, als den beiden 
andern Arten von Mikrokokken, welche constant in derJmpf- 
ly mp he auftreten". Wenig beruhigend, verehrter Herr, denn was keine 
Pustel erzeugt, kann darum doch, wie Millionen Beispiele beweisen, andere 
Krankheiten, Bleichsucht, Tuberkulose, Skrophulose rc. erzeugen. Daß wir diese 
Feststellungen bezüglich der Mikrokokken dem „Reichsgesundheitsamt verdau-
	        
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