Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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oder sonstige Ursachen eine Aufrüttelung der eingeschleimten Gifte erfolge, so gelangen die 
selben in den Blutstrom, verursachen Verjauchung desselben und Pilzwucherung im Innern! 
— Aber lieber Gottfried, was Du nicht alles weißt, ist Dir diese pathologische Einsichtim 
Traume vom Hippokrates gekommen? Viäs Diphtheneartikel! 
Ab. in T h., S ch w e i z. Im Jahrgang 1880 6, 7, 8 und 1881 3, 9 finden Sie ge 
nügend Artikel über das I ä g e r sche Wollbekleidungssystem; ich war der E'-ste, 
der auf den diesbezüglichen Ausspruch Huselands in seiner Makrobiotik aufmerksam 
machte, einstweilen sammle ich weiteren Stoff zu einem neuen Artikel, da dieses Thema 
nicht ein für allemal abgehandelt werden kann, zumal Prof. I a e g e r noch lange nicht 
auf dem Kulminationspunkte angekommen ist! Ich selbst habe mich noch nicht ganz 
in die Wolle gesteckt und das bisherige Bett und Kleidung par l’ordre de Mufti Jaeger 
zum Fenster hinausgeworfen, sondern Eile mit Weile heißes auch hier! Dieser Ansicht 
sind noch viele! Versuchen Sie immerhin die reine Wollkleidung und behalten Sie die 
anderen Edelsteine — Wasser und Vegetarismus — immer nebenbei, denn Wolle 
allein thuts nicht! 
Ab. in Hamburg. Sie wünschen Belehrung über Behandlung von Herzent 
zündung, da eine Ihnen bekannte Dame binnen 3 Tagen unter med.-ärztl. Behand 
lung gestorben sei. Antw.: Wie jede andere Entzündung auch — lokal kühlend mit öfters 
zu wechselnden Brustumschlägen und allgemein ableitend und herabstimmend durch einige 
feuchte Ganzpackungen und darauffolgende duplizirte Halbbäder, wobei der Rumpf 
einige Minuten ins Wasser zu liegen kommt; dabei kühle Diät, öfters Wassertrinken re. 
Ab. in Potsdam. Ob die Bakterienjagd jetzt ein Ende habe? Antw.: Vor 
läufig ja, wenngleich von Dr. H. und dem alten Skeptiker noch einige, mehre Seiten lange. 
Schlußworte eingelaufen, die iw aber bis auf weiteres in die Mappe lege. Es schadet aber 
gar nichts, über diese medizinische Streitfrage gründlich belehrt zu werden, um so sicherer 
fühlt man sich dann und kann seines Lebens wieder froh sein; habe dieser Tage von Herrn 
Graf Z e d w i tz wieder mehre Nummern der „Allg. Wiener Med. Zeitung" zugesandt 
erhalten, worin der ,,T u b e r k e l b a z i l l e n k r i e g" zwischen Men und Berlin noch 
eifrig fortgeführt wird! Wissenschaft? nein — Ansichten, wo endlich eine Partei 
siegen wird, aber welche, das ist noch die Frage! 
Ab. in Magdeburg. Gegen mehrjährigen chronischen Rachen- oder Bronchial 
katarrh, gegen den Sie 8 Wochen Wasserkur in Lauterberg, lange Zeit vegetarische Diät, 
Mineralbrunnen, Pinselung mir Höllenstein, galvanokaust. Ätzung vergeblich gebraucht 
haben — wünschen Sie nun von mir ein Kurrezept, durch dessen Anwendung Sie dort so 
nebenher im Geschästsleben recht bald und vollständig von Ihrem vieljährigen Leiden wieder 
hergestellt werden. Antw.: Glaubs Ihnen gern und wenn ich hexen könnte, würde es 
mir auch nicht schwer fallen, Ihnen eins zu senden, so aber heißt es in Ihrem Falle, sich 
mit Geduld wappnen und eine Besserung anstreben durch recht konsequentes Verhalten wie 
folgt: nichts Heißes essen und trinken, alles mehr kühl als warm, östers des Tages Mund- 
bäoer mit frischem Wasser nehmen d. h. jedesmal */< Liter schluckweise in den Mund nehmen 
und wenn warm geworden, ausspucken, jeden Abend Hals und Nacken tüchtig waschen und 
frottiren, dann feuchten Halsumschlag anlegen, ringsum, früh bei Abnahme wieder mit 
frischem Wasser tüchtig waschen und frottiren, reizloseste Diät, viel Obst; auf den Sommer 
4/6 Wochen ausspannen und ins Gebirge gehen, Milchdiät und Obst, Lust- und Sonnen- 
Wasserbäder nehmen und — wenig sprechen. 
Ab. in Waldenburg. Sie schreiben: Am 3. Dez. v. I. wurde meine Frau von 
der Gicht derart gelähmt, daß sie nicht ein Glied mehr rühren konnte. Ich nahm Hand 
tücher, tauchte sie ins Wasser, wand sie wieder gut aus und wickelte damit die Beine, Arme, 
auch den Leib und mitunter auch den Kopf ein, so deckte ich die ganze Frau mit Betten 
fest zu. Auf diese Weise hatte ich am 15. Dez. meine Frau wieder auf den Beinen, jedoch 
war sie sehr schwach, obwohl ich sie zur Geduld ermahnte, und sie versicherte, daß fleischlose 
Kost auch jetzt noch notwendig sei, konnte ich der Weiberzungen nicht mehr Herr werden. 
Die Weiber setzten es durch, daß ich den Doktor med. holen lassen mußte; derselbe verord 
nete gehacktes Fleisch und Lagerbier als Kost, sowie das Schließen der Fenster und Scho 
nung, d. h. ins Bett legen. Nach einigen Tagen aber wurde meine Frau wieder so kon 
trakt, daß sie kein Glied mehr rühren konnte, darauf gab ihr der Doktor S a l i z h l. 
Nun war meine Geduld zu Ende, ich bestimmte, meine Frau sollte wieder in feuchte Tücher 
eingepackt werden, das Fenster geöffnet, sowie statt Fleisch Mehlsuppe bekommen. Leider 
waren der Arzt und die Weiber mir überlegen, so bat ich Sie denn um Rat und nachdem 
Ihr Brief angelangt, zog sich der Doktor sachte zurück, ebenso die alten, klugen Weiber und 
ich konnte somit nach Ihrem Rate handeln, d. h. sofort wieder die Fenster aufmachen, dann 
feuchte Umschläge um die leidenden Teile legen und fleischlose Diät geben, so daß meine 
Frau heute wieder ganz wohl ist und ihren häuslichen Arbeiten nachgehen kann. Sie er 
sehen hieraus, aus welcher verzweifelten Lage Sie mich durch Ihren werten Brief vom
	        
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