Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

Die Arsenik-Wiltasmagorieu des vr. Hans Vuchner. 
Vom alten Wasserfreund. 
(Fortsetzung.) 
Was NUN die Wirksamkeit des Arseniks bei Pferden betrifft, so hat man 
sich dieses Mittels öfter bedient, um herabgekommene, namentlich durch Trainir- 
methoden, Abführpillen und Laxanzen in ihrem Ernährungszustände beeinträch 
tigte Pferde wieder in einen anscheinend b-ssern Futtcrzustand zu bringen. 
Man bediente sich dazu der arsenigen Säure meist in der Form des weißen 
Arseniks (seltner der Fowlerschen Tropfen* s. unten) von 0.5 bis zu 5 und 
10. ja selbst 15 Gran alten Apothekergcwichts (15 Gran etwa — 1 Gramm), 
allmählich zu letzterer Dosis aufsteigend. Der Appetit der Tiere wird dadurch 
gesteigert und die Verdauung scheinbar befördert. Die Pferde weiden in der 
That runder, das Haar glatter und glänzender. Indessen muß, wenn diese 
Wirkung nicht nachlassen soll, die Quantität allmählich gesteigert werden, und, 
wcnn endlich das Maximum erreicht ist, so hören nach einiger Zeit die an 
scheinend guten Wirkungen auf, die Pferde verfallen wieder und gehen endlich 
entweder an Berstung des Magens oder an Marasmus zu Grunde. 
Das Aussehen und das Betragen der Tiere zeigt in der Zeit, welche ihrem 
Abstehen vorausgeht, ganz ähnliche Symptome, wie sie oben Dr. Buchheim 
beim Menschen schildert. Freßlust und Verdauung sind in hohem Grade ge 
stört, der Stet verliert seine geballte Form und wird endlich völlig breiartig, 
zuletzt fressen die Tiere gar nicht mehr und verenden in völliger Kraftlosigkeit 
an Atembeschwerden (Asphyxie), wenn sie nicht schon vorher an Berstung des 
Magens zu Grunde gehen. 
Letzteren Fall habe ich zweimal selbst erlebt und der Sektion beigewohnt. 
Der Magen zeigte sich außerordentlich schlaff und dünnwandig, die innere 
Schleimhaut hochrot mit dunkelvioletten Flecken. — An den geborstenen Stellen, 
deren in einem Falle drei waren, war er komplett durchgerieben und faserig, 
etwa wie Tüll. An diesen Stellen war Heu durch- und in die Bauchhöhle 
getreten. 
Wie lange nun Pferde eine solche Arsenikfütterung vertragen, darüber stehen 
schon deshalb sichere Erfahrungen meist nicht zu Gebote, weil jene Fütterung 
in der Regel nur heimlich und kurze Zeit hindurch angewendet wird, eben um 
herabgekommencn kranken Pferden den Schein der Gesundheit zu verleihen. 
Nach meinen Beobachtungen möchte ich aber glauben, daß eine solche Fütte 
rung höchstens 2—3 Jahre vertragen wird. 
Wird sie abgebrochen, so kann dies nur sehr allmählich geschehen und treten 
dann abe die Nachteile resp. Leiden, gegen welche der Arsenik gegeben wurde, 
wieder hervor, insofern hiergegen nicht auf anderem, naturgemäßem Wege 
eingeschritten wird. Bei vorausgegangener län gerer Arsenikfütterung ge 
lingt aber, meiner Beobachtung nach, die Entwöhnung überhaupt 
nicht mehr. Man sieht daher, wie relativ der Begriff des „Ver 
trag e n S" von verhältnismäßig großen Gaben von Arsenik bei Pferden 
ist und daß es der Ausfindigmachung „besonderer Umstände", welche die Wir 
kung desselben abfchwächen sollen, gar nicht bedarf. 
Bei Schlachtvieh aber dürste die Wirkung mit Arsenik höchstens 
2—3 Monate fortgesetzt werden, da sie dann ihren Zweck, das Vieh feit zu 
machen, erreicht haben wird, sofern sie überhaupt diefen Zweck erreicht. 
* A n m. Von diesen giebt man von 0,5 bis zu 5 Gramm.
	        
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