Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

178 
Nachtrag zur Chalerabeliandlung. 
Vom Herausgeber. 
Da die Cholera-Konferenz der 15 Staatsmediziner in Berlin, wie man in 
voriger Nummer gelesen hat, Nichts, noch weniger etwas Sicheres in 
Bezug auf Behandlung dieser Krankheit zu unserer Kenntnis gebracht hat, so 
daß e§ scheinen möchte, als ob die Summen für die Reisekosten Dr. Kochs nach 
Egypten und Indien (zirka 25 000 M.) und dessen Ehrenhonorar M. 100 000 
und seiner Assistenten M. 30 000 so gut wie weggeworfen sind, so kann ich 
nicht umhin, meinen Lesern zu ihrem Troste und Ermutigung noch eine an 
dere pathologische Anschauung und darauf basirte wenig kostspielige, noch we 
niger umständliche, aber bewährte Methode eines alten Arztes, der seine 
Studien über die Cholera am eigenen Körper machen, und sein Mittel an sich 
selbst erproben konnte, nachträglich noch zum besten zu geben. 
Oberstabsarzt Dr. A. Dy es („N.-A." 1879) sagt in seinem Buche*) 
folgendes: „Die miasmatischen Krankheiten (Masern, Scharlach, 
Diphtherie, Brechruhr, Cholera, Typhus, Menschenblattern re.) sind noch immer 
eine Geißel der Menschheit, da die Vorkehrungen zur Verhütung dieser Krank 
heiten teils aus Unkunde, teils aus Jndifferentismus unterlassen werden und 
weil die dagegen üblichen empirisch-symptomatischen Heilmethoden 
rrrationell sind. So lange die Miasmen, ein unbekanntes Etwas, heim 
liche, unsichtbare Feinde waren, so lange ließ sich die übliche cmpirisch-sympto- 
motisch? Behandlung wohl erklären und entschuldigen; die Ärzte stritten mit 
ihren Waffen, den Medikamenten, gegen den unsichtbaren Feind vergebens in 
die Luft, weil sie dessen Achillesferse nicht finden konnten und man probirte 
eben allerlei Mittel. Nachdem aber durch das Mikroskop das Rätsel der 
Miasmen gelöst ist, seitdem wir wissen , daß die Früchte (Sporen) gewisser 
giftiger Schimmelpilze, welche sich in dumpfen Räumen. Kloaken und 
Abortsgruben erzeugen, wegen ihrer Leichtigkeit sich in die Luft erheben (wie 
der G e r u ch s i n n bekundet) und so beim Atmen in die Lunge und an die 
Schleimhaut der Mundhöhle (wie der Geschmack bezeugt), von da mit den 
Speisen und Getränken in den Magen und Darmkanal und durch die auf 
saugenden Gefäße ins Blut gelangen können; seitdem uns das Mikroskop ferner 
gelehrt hat, daß im stehenden Wasser, in Pfützen, Aborten, Kloaken, sowie an 
verschiedenen Früchten aus Kräutern bei geeigneten Witterungsverhältnissen sich 
mikroskopische Tierchen (Mehltau, Infusorien) erzeugen, welche im Or 
ganismus der Menschen und Tiere gefährliche Krankheiten verursachen 
können, seitdem zählen natürlich die miasmatischen Krankheiten zu den Ver 
giftungskrankheiten und wie bei den anderen Vergiftungskrankheiten 
kommt nun auch hier zunächst die indicatio causae in Frage, dann erst in 
zweiter Reihe die inäioatio morbi, während bislang nur a l l e i n die indicatio 
morbi das Thun der Ärzte leitete, was ich eben für durchaus irratio 
nell halte!! 
Die indicatio cau8ae verlangt bei diesen Krankheiten, daß das an die 
Schleimhaut der Mundhöhle, des Magens und Darmkanals gelangte mias 
matische Gift so schnell als möglich vernichtet oder desinfizirt 
werde, damit es aufhöre, seine schädliche Wirkung fortzusetzen und zu vollenden. 
Die üblichen symptomatische» und empirischen Mittel sind allenfalls Linde 
rungsmittel, häufig sehr zweifelhaften Wertes, wenn nicht geradezu 
*) Ärztliche Beobachtungen, Forschungen und Heilmethoden. Hannover 1877.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.