Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

162 
Äuintescn; -er;ur Erörlerung der Chsleraftage am 26. 
und 29. Juli a. c. in Berlin Mtgesuildenen Conteren; 
non 15 hochgestellten Medisinern.* 
Vom Herausgeber. 
Motto: Wo viel Licht, ist auch viel — Schalten! 
Geh. Rat Dr. Koch, welcher durch die Berliner medizinische Gesellschaft 
um einen Vortrag in bezug auf Cholera und seine Beobachtungen darüber 
ersucht worden war, begann denselben damit, daß er erklärte: man brauche 
für sanitäre Maßregeln festbegründete wissenschaftliche U n t e r l a g^ n; man 
sollte deshalb voraussetzen, daß gerade im Kampfe gegen Seuchen 
von ganz festen und wissenschaftlich durchgearbeiteten Grundlagen ausgegangen 
werde, aber leider sei das noch nicht der Fall und namentlich der Cholera 
gegenüber fehle es an einer solchen f e st e n B a s i s. 
Man habe allerdings eine Menge von Ansichten über das Wesen, dieVer- 
breitungs- und Jnfektionsweise der Cholera bereits geäußert, und es seien ver 
schiedene Theorien darüber aufgestellt, aber die Meinungen gehen doch noch 
so weit auseinander, sie stehen sich noch so schroff gegenüber, 
daß man sie als Stützen, als Ausgangspunkte für unsere Maßnahmen zur 
Bekämpfung dieser Seuche nicht ohne weiteres annehmen könne. — 
So werde von der einen Seite behauptet, daß die Cholera eine aus 
Indien stammende spezifische Krankheit sei; von der andern Seite werde 
dies bestritten und gesagt, die Cholera könne spontan auch in andern 
Ländern entstehen und sei nicht durch eine spezifische Ursache bedingt; 
der Eine nehme an, daß die Cholera nur durch Kranke und deren 
Effekten verschleppt wird, der Andere läßt sie auch durch Waaren, 
gesunde Menschen, Luftströmungen rc. verbreitet werden; ebenso 
widersprechende Meinungen bestehen über die Bedeutung des Trink- 
Wassers als Vehikel für den Jnfektionsstoff, über den Einfluß der Boden 
verhältnisse, über die Frage, ob in den Dejektionen der Kranken der Jnfektions 
stoff enthalten sei oder nicht, über die Dauer der Inkubation. Alle diese 
Punkte sind aber gerade von der größten Wichtigkeit für die Abwehr der 
Cholera und es wird nicht eher ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Krankheit 
möglich sein, ehe nicht über diese Grundfragen der Choleraätiologie 
eine Einigung erzielt ist! Dieselbe habe nun von den Fortschritten, welche 
man in der Kenntnis von der Ätiologie anderer Infektionskrankheiten 
gemacht habe, wenig profitiren können, da dieselben sich hauptsächlich erst in 
den letzten 10 Jahren entwickelt haben und gerade in dieser Zeit habe sich 
k e i n e Gelegenheit geboten, über die Cholera Forschungen anzustellen, wenigstens 
nicht in Europa und in Indien habe sich Niemand gefunden, der sich mit 
diesen Aufgaben beschäftigt habe! — Es sei deswegen in dieser Beziehung 
nicht ungünstig gewesen, daß die Cholera im vergangenen Jahre in Egypten 
zum Ausbruche gekommen und so die Gelegenheit geboten wurde, Studien 
über das Wesen und die Jnfektionsweise dieser Krankheit zu machen, 
ehe sie auf europäischen Boden übergriff. Diese Gelegenheit sei denn auch 
von verschiedenen Regierungen benutzt worden, welche Expeditionen zur Er 
forschung der Cholera dort hingeschickt haben; ihm sei der ehrenvolle Auftrag 
zu teil geworden, eine dieser Expeditionen zu führen. Als er denselben über 
nommen, sei er sich der Schwierigkeit der Aufgabe, die ihm bevorstand, wohl 
* Der Berliner klinischen Wochenschrift a. c. Nr. 3t u. 32 auszugsweise entnommen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.