Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

aufzufrischen, was mir kein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, da die Ge 
schichte erst ein paar Jahre her ist. Sie auch noch im besten Mannesalter stehen 
und Ihrem Äußern und dem Gesagten nach zu urteilen Ihre Konstitution 
eine gute ist. Also Mut — noch ist Polen nicht verloren!" Ich fragte ihn 
dann über seine geschäftlichen Verhältnisse aus und erfuhr von ihm. daß er im 
Moment von zuhause nicht wohl längere Zeit abwesend sein könne, ich also 
seine Behandlung so einrichten möge, daß er dieselbe zuhause machen könne, 
wobei er allerdings die Kur die Hauptsache sein lassen und nur so nebenher 
sein Geschäft überwachen werde. Ich erklärte mich damit nolens volens ein 
verstanden, und entwarf ihm nun meinen Kurplan. seinen Verhältnissen ange 
paßt. welcher aus dem nachfolgenden Berichte des Patienten ersichtlich wird. 
Der erste vom 26. September lautet: 
„Ich erlaube mir heute, Ihnen einen Bericht über Ausführung und Wirkung Ihrer 
für mein Kopfleiden verordneten Behandlung mitzuteilen, wie folgt: Nack meiner Rück 
kehr von, der Reise begann ich Montag , am 17. d., mit einem lauen H a l b b a d und 
kühlem Überguß. wie Sie mir dies im Residenzbud zeigen ließen und Nachts feuchte 
Leibbinde: Abends hatte ich einen sehr schweren Kopf. Dienstag, 18. d : 67 a Uhr Sitz 
bad 18 o R. 15 Min. lang mit Massiren des Leibes, Waschen des Kopfes mit 16 0 R., 
dann auf die Dauer des Bades Turban aus 14 0 R., wobei schmerzhafter Druck im Kopf, 
zum Schluß Begießen des Kopfes und der Extremitäten mit 16 0 R., trocknes Abreiben, 
2 Stunden Wanderung, Frühstück Schrotbrot und rohes Obst, dann Wanderung bis 
11 Uhr, zweites Bad wie das er,re, % Stunde Zimmerwanderung, Mittagsbrot ein Teller 
Gerstensuppe mit Blumenkohl, etwas Schrotbrot und r hes Obst: Kopf sehr einge 
nommen , S ch m e r z an der ursächlichen Stelle. Mittag Turban getragen bis 4 Uhr, 
dann drittes Bad, darnach Zpzstündige Wanderung durch Kiefernwald bei außerordent 
lichem Schweiß am Kopf, ohne Linderung. Abendbrot Schrotbrot und rohes Obst. 97 2 Uhr 
viertes Bad, dann nächtlichen Leibumschlag aus 12 o R. gewunden, Schlaf sehr gut, 
Erwachen mit heftigem K o p f w e h und Mattigkeit in den Beinen. Mittwoch, 19. d.: 
67a Uhr erstes Bad genau wie vorher, nach dem Bade ins Bett mit Turban, 9 Uhr Früh 
stück wie tags zuvor, dann Wanderung mit bloßem Kopf im Sonnenschein bis 11 Uhr: 
zweites Bad mit ^stündiger Wanderung im Zimmer, Mittagsbrot ein Teller grüner 
Kern mit Blumenkohl, gekochte Birnen, etwas Schrotbrot, nach Tisch Wanderung bis 
87a Uhr, drittes Bad, der Druck im Kopf hat nachgelassen, Wanderung bis 
67a Uhr. Abendbrot dasselbe, 97 a Uhr viertes Bad, dann Leibumschlag, Kopf ganz 
frei, Schlaf sehr gut, Erwachen mit ganz freiem Kopf, Urin auf 
fallend hell und klar gegen seither. Donnerstag, 20. d.: genau wie am Tag 
vorher, der Kopf ganz klar, das Gemüt heiter. Der Stuhlgang hatte in 
diesen Tagen sich bis viermal täglich und reichlich eingestellt und zwar ziemlich konsi 
stent. Beim Messen des Badewassers (Sitzbad) konstatirte ich jedesmal während 
des Badens eine Temperaturzunahme von stark 2 0 R. Freitag, 21. d.: wie am Tage 
vorher. Etwas matt in den Beinen, sonst ganz normal, L u st a m A r b e i t e n. Was 
mir sehr aufgefallen, auch nicht eine Spur Lust nach Trank oder Fleisch oder sonstigen 
reizenden Genußsachen. Nach dem dritten Bad habe ich mir eine 3 Pfennig-Semmel mit 
etwas Butter erlaubt, da es mir im Magen etwas stau vorkam. In der ganz gleichen 
Weise habe ich fortgebadet und fortgegessen bis heute und fühle mich im Ganzen 
auszerordentlich wohl'dabei, ich kann sagen: wie seit Jahren nicht. Gestern 
als am 25. d. habe ich das Wasser für das Bad auf 17 r , das fürs Abwaschen des 
Kopfes und der Extremitäten auf 15 ° herabgestimmt. Das Wasser für Kopf- und Leib 
binde bleibt 12 o R., da es der Brunnen nicht kälter liefert. Die Dauer des Sitz 
bades ist in der Regel etwas länger als 15 Min. Der Druck in dem Kopf 
ist säst ganz fort, zeigt sich sogar nicht mehr beim kalten Übergießen des Kopfes; 
nur gestern und heute früh war er etwas vorhanden, was ich jedoch dem nebligen Wetter 
zuschreibe. Zuweilen ist etwas Spannung im Kopfe vorhanden, die sich bei der nächsten 
Mahlzeit ganz verliert, die also jedenfalls aus dem Magen stammt. Ich werde nun 
in gleicher Weise, streng gegen mich selbst, fortfahren und bin jetzt schon über 
zeugt, daß das Resultat das erwünschte sein wird; ich werde Ihnen nächste Woche 
wieder über das Fortschreiten meines Befindens berichten und grüße Sie re. 
(Schluß folgt.)
	        
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