Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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ich befürchtete, daß sich hier ein Abszeß heranbilde. Der Zustand des Fußes 
war jetzt in dem Stadium, daß die Frau denselben nach Belieben hin- und 
herbewegen konnte; auch das Beugen am Kniegelenke machte ihr keine Schwie 
rigkeiten mehr. Ich jubelte in meinem Herzen auf, da auch die Frau Ver 
trauen zu meinem Kurverfahren bekam. Sie ließ es von nun an zu, daß der 
Fuß öfters, auch die ganze Nacht hindurch eingepackt wurde u. s. w.. kurz, die 
Rückbildung war eine so unerwartet schnelle, wie ich sie nie für möglich ge 
halten hätte und gerade jene Herren Ärzte, die ich konsultirte, stellten eine 
mehrmonatliche Krankheitsdauer in Aussicht. 
Am 7. Dezember wurde der erste Gehversuch über das Zimmer gemacht, 
der allerdings nur unter der ausgiebigsten Unterstützung möglich wurde, was 
mir Fingerzeig genug war, dies nur als einen Versuch gelten zu lassen und 
der auch nicht so bald wieder gemacht wurde. Die Pflege des Fußes wurde 
aber von da an noch intensiver, wie bisher, vorgenommen, und die Folge war, 
daß nun starke Ausscheidungen aus dem Fuße auftraten, so daß die Einpack- 
tücher sich braun und zeitweise intensiv rosarot färbten; die Gesundung des 
Fußes ging nun rasch dem Ziele entgegen. Der Sack am Oberschenkel schwand 
immer mehr und die Furcht vor der Bildung eines Abszesses war dahin. Die 
hartnäckigste Stelle war das Knöchclgelenk, hier war der Fuß am längsten 
wenig beweglich. Doch auch dieser Teil heilte aus und mit Beginn des neuen 
Jahres war die Frau soweit hergestellt, daß sie ihrer Wege wieder gehen, 
daß sic die häuslichen Arbeiten zum Teile wieder verrichten und namentlich 
den kleinen Alwin pflegen konnte. Bemerkt sei noch, daß der Fuß in Folge 
Überanstrengung den Tag über gegen den Abend durch mehre Wochen immer 
etwas anschwoll; doch auch diese Erscheinung behob sich. 
Damit war nun die Behandlung auch abgeschlossen, die Frau erholte sich 
bei der vegetaiianischen Lebensweise wieder zusehens und fühlt sich jetzt wieder 
so gekräftigt, als ob nichts dagewesen wäre; ihre Umgebung staunt, so schnell 
einem Übel entkommen zu sein, vas sie schon so nahe an den Rand des 
Grabes versetzt hatte; einer so bedenklichen Wochenbettskrankheit» die nicht selten 
mit dem Tode nach unsäglichen Leiden seinen Abschluß findet, wie uns nach 
stehender Fall einen schlagenden Beweis erbringt, der aber auch so interessanter 
Natur ist, daß ihn die ganze Welt kennen lernen soll. (Schluß folgt.) 
ALkgemeinVersammtung 
des 
Deutschen Vereins für volksvcrständliche Gesundheitspflege und 
Naturheilkunde. 
Dieselbe fand am 1. Pfingstfeiertage zu Berlin in Gratweils Bier 
hallen statt und wurde nachmittags nach 2 Uhr vom derzeitigen Vorsitzenden 
Herrn Canitz eröffnet. Vertreten waren die Vereine Eilenburg, Döbeln, 
Chemnitz, Wiesbaden, Berlin, Waidheim, Weißenfels und 
Bremen; die Herren Hindors-Radebeul und Wölfel-Leipzig 
waren als Einzelmitglieder erschienen. 
Die Tagesordnung umfaßte: 
1. Berichterstattung über die Thätigkeit des Vereins durch Herrn Vogt. 
2. Richtigstellung der Mondscheinschen „Beleuchtung" durch Herrn Siegert. 
3. Rechnungslage durch Herrn Cochoy, nach welcher Ende 1883 ein Kassen 
bestand von M. 125,43. vorhanden war. Die Rechnung wurde von den
	        
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