Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Die Arseilik-Mlltaslilagorien des vr. Hans Büchner. 
Vom alten Wasserfreund. 
In seinem Buche „Die ätiologische Therapie und Prophy 
laxis der Lungentuberkulose" stellt Dr. Hans Büchner eine Theorie 
auf, der zufolge durch kleinste täglich einzunehmende Quanti 
täten Arsenik eine gewisse Immunität gegen Infektionskrankheiten, 
in specie gegen Lungentuberkulose, erlangt werden soll.,, Werdas 
betreffenve Buch, wie Verfasser dieses, selbst gelesen, wird sich der Überzeugung 
nicht haben verschließen können, daß dasselbe lediglich am Studirtische ausge 
heckt, zum größer« Teil auf kritikloser Gläubigkeit an längst widerlegte Be 
hauptungen Anderer, auf Mangel an Logik und dem mit solcher nicht selten 
Hand in Hand gehenden Bestreben, die Welt durch etwas ganz außerordent 
liches zu überraschen, beruhe. Es würde zu weit führen, hier näher auf das 
Buch selbst einzugehen. Da indessen Dr. Büchner sich für seine gesamte 
Arsenik-Theorie im wesentlichen auf Erfahrungen steyrischer Arsenikesser beruft 
und diese Berufung in der litterarischen Beilage zur August-Nummer des 
„Natvrarzt" (IV) eine Art Zustimmung oder wenigstens keinen energischen 
Widerspruchs erfahren hat, so möchte es umsomehr genügen, diese anscheinende 
Erfahrungebasis einer kritischen Beleuchtung zu unterziehen, als das Buch des 
Herrn Büchner selbst schon von mehren medizinischen Zeitschriften in seiner 
völligen Haltlosigkeit gebührend gewürdigt worden ist. 
Was die Sage von den steyrischen Arsenikessern, ihrer kernigen Gesundheit 
und dem hohen Alter, welches sie erreichen sollen, angeht, so begegnet man 
dieser in verschiedenen Büchern, namentlich auch in „Arzneimittellehren", aller 
dings stets in naivster Verquickung mit den klinisch erprobten gif 
tigen Wirkungen des Arseniks, also Märchen und Wirklichkeit 
in diametralstem Widerspruch, aber in jener gedankenlosen Vereini 
gung, ohne welche ja die gesamte Medizinwissenschaft (?) nun einmal nicht be 
stehen zu können scheint. Nehmen wir z. B. eine der neuesten „Arzneimittel 
lehren", die von Dr. Rudolph B u ch h e i m, Professor der Med. in Gießen, 
3. Auflage, Leipzig 1878, so finden wir S. 308 u. f., daß die Verbindung 
gleich giftig und im Verhältnis zu seiner Menge* ** wirkt. 
„Werden sehr kleine Mengen (heißt es ferner S. 312 a. a. O.) von 
arseniger Säure (0,002—0.005 Gramm) in den Magen gebracht, so bemerkt 
man keine auffallenden Funklionsveränderungen. Gewöhnlich stellt sich ein 
leichtes, bald vorübergehendes Schmerzgefühl ein, welches oft für Hunger 
gehalten wird und deshalb zu reichlicherem Esten Veranlassung giebt. Man 
macht von diesem Umstande in der Tierheilkunde häufig Gebrauch, um die 
Tiere schnell fett zu machen." 
„Kehrt die Einwirkung sehr kleiner Dosen der arsenigenSäure 
auf die Magenschleimhaut sehr häufig wieder, so tritt endlich 
eine dauernde Störung der Verdauung ein. An die Stelle des 
* Anmerkung der Redaktion. Eine Art Zustimmung kann man in meiner 
zitirten Besprechung wohl nicht herausfinden, denn ich habe bloß angeführt, was Vers, 
zu seiner guam Rechtfertigung dafür vorbringt, daß er ein als starkes Gift bekanntes 
Apothekermittel als Schutz- und Heilmittel neuerdings zu empschleu wagt, womit doch 
nicht gesagt ist, daß ich ihm durchaus beistimme und dem Wasser abtrünnig geworden; 
auch hielt ich es für überflüssig, meine Leser noch besonders zu warnen, eine Arienikkur 
vorzunelimen, sei es als Schutzmittel gegen alle Infektionskrankheiten, sei es speziell gegen 
Tuberkulose; denn wer Lust dazu hat, thut es ja dennoch! 
** S. Anmerkung S. vorher und weiter unten.
	        
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