Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

Gesetzen hundert- und tausendfältige Früchte tragen könnte, ja welches geradezu 
eine absolute, sich in Alles und Jedes einmischende, Medizinherrschaft vor 
bereitet ? 
Und die wirklich guten Früchte, welche die Erkenntnis der wahren Sachlage 
d. h. also der „derzeitigen objektiven Wahrheit" tragen könnte? Sie finden 
dieselben zunächst (S. 38) darin, daß durch die „mit so viel Scharfsinn, 
Arbeit und Mühe" vorgenommenen mykologischen Forschungen ein „realer 
Boden für die Ätiologie der Infektionskrankheiten" geschaffen werden. Sie 
ineinen, die Widersacher der heutigen Bakterienlehre gingen darauf aus, diesen 
„realen Boden" zu zerstören und das „alte, wüste Chaos subjektiver Anschau 
ungen und Meinungen und unfruchtbarer Hypothesen von Neuem herbei 
zuführen". 
Dem gegenüber vindiziren Sie der Bakterientheorie das Verdienst, daß sie 
unbeirrt fortfahre „Stück für Stück oonta§ia animata wirklich 
zu finden", sowie „Mittel und Wege zu suchen, um diese 
kleinen, aber mächtigen Krankheitserreger in der Luft, im 
Wasser, im Erdboden, an Gebrauchs- und Verkehrsgegen- 
stünden sicher zu vernichten und dadurch die Entstehung 
und Ausbreitung verheerender Seuchen zu verhindern!" 
„Die Natur Heilkunde aber", so fahren Sie fort, „möge nicht müde 
werden, die arzneigläubige Menschheit darüber zu belehren, daß den 
wirksamsten Schutz gegen solche gefährliche Eindringlinge nur w i d e r st a n d s - 
fähige Blut-und Säftemasse und richtig funktionirenve 
Nerven gewähren und sich diese niemals durch pharmazeutische Mittel er 
werben und erhalten lassen, wohl aber durch eine rationelle Gesundheitspflege, wie 
sie schon oft im „Naturarzt" vorgetragen ist." Zu diesem. Schlußsätze sage 
ich bravo, bravissimo! Er kann nicht oft genug abgedruckt und wieder 
holt werden — aber er kommt mir vor, wie eine Sonne, welche den ganzen 
Nebel der Bakterientheorie zerstreut, aufsaugt und in sein Nichts auslöst! 
Wozu,' wenn der „wirksamste Schutz" gegen die Bakterien, die „ge 
fährlichen" Eindringlinge, schon in den Lehren der Naturheilkunde gefunden 
ist, noch nach ihm suchen? Wozu eine so unfruchtbare Arbeit, wie 
die, in der L u f t, im Wasser) im E r d b o d e n re. nach conta^ia anirnata (?) 
zu suchen, und eine so unendliche Arbeit, wie die, sie zu vernichten, 
mit dem merkwürdigen Werk beginnen, diese selben zu vernichtenden Wesen 
erst in Milliarden und Decilliarden zu züchten und zu verbreiten? 
Ich bin ein altfränkischer und ein sehr altfränkisch denkender Mann, Herr 
Doktor, und da gestatten Sie mir wohl auch, meine altfränkische Ansicht über 
die vorerwähnten Punkte hier kurz auseinanderzusetzen. 
Sehen Sie, jugendliche Gelehrtheit und Wiffenschaftsfanatismus sollte nie 
mals übersehen, daß alle Wissenschaft nach 2 Richtungen in die Unendlichkeit 
hinaussteuert und zwar einmal nach dem unendlich Großen, ein Ziel, welches 
sich die Astronomie vorzugsweise gesteckt, und sodann nach dem unendlich 
Kleinen, ein Ziel, in welchem die Bakterientheorie sehr Bedeutendes schon 
geleistet nnd vielleicht noch Bedeutenderes leisten wird. Wenn man nun die 
Reise nach einer dieser beiden Richtungen ins Unendliche anzutreten sich an 
schickt, so sollte man vor Allem nicht vergessen, den einzigen Kompaß mit 
zunehmen, der auf so unendlichen Wegen vor Jrrzügen behüten kann, ich 
meine „den gesundenMenschenverstand". Wer einen solchen Kompaß 
nicht besitzt, der bleibe zu Hause in seinem beschränkten Gesichtskreise und 
überlasse Anderen dergleichen Forschungen. Wer aber im glücklichen Besitze
	        
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