Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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Milz zurückgeblieben seien, wieder ins Blut gelangen, dort zu Spirillen aus- 
wachsen u. s. w. 
Hätte man diese Sporen entdeckt (und Sie mit Ihren schärfen Mikro 
skopen und Ihrer gründlichen Erfahrung hätten dies doch wohl fertig gebracht, 
wenn sie wirklich vorhanden wäre»), so würde an die Stelle des „wahrschein 
lich" ein triumphirendes evQtjy.cc getreten seien! So aber — erscheint es 
mir viel wahrscheinlicher, daß die Spirillen (Organismen [?], deren Natur als 
Organismus noch sehr zweifelhaft ist, und die sehr wohl in bezug auf 
o rgani scheMaterieganzÄhn liches vorstellen können, wie Krystalle in 
Bezug aus anorganische Substanzen) infolge der ihnen günstigen Blut 
zustände aus's neue entstehen. Ich gebe dies natürlich ebenfalls nur als 
Hypothese, aber sie erscheint mir viel wahrscheinlicher, weil sie alle Erscheinungen 
weit besser erklärt, als die jetzige Bakterienlehre. Wäre man z. B. in der 
Lage, die verschiedenen Bakterien genau auf ihre chemische Natur zu prüfen, 
so fände man vielleicht, daß sie, die einen diese, die andern jene Stoffe dem 
Blute mehr entziehen und in Wahrheit nichts anderes sind als „entartetes 
Blut", „virus“, „Ansteckungsstoff" ob. dgl. Daß sie sich anscheinend 
teilweise bewegen, krumm oder gerade sind, Sporen absondern u. s. w., ändert 
daran gar nichts, wie der bis auf den heutigen Tag dauernde unentschiedene 
Streit über die Natur der Spermaiozoen (Samentierchen) beweist. 
Indessen, gleichviel ob Sie mir dies zugeben oder nicht, mir ist etwas an 
deres viel wichtiger, als diese Hypothese. 
Nämlich gerade, wenn jene Bakterien die einzige und alleinige 
Ursache der bezüglichen Krankheiten wären, dann hätte der Staat doch un 
zweifelhaft nicht bloß das Recht, sondern auch die Pflicht, nicht nur deren 
Rein- und gemischte Kulturen polizeilich und strafrechtlich zu verbieten, son 
dern auch die Bakterienzüchter, wenn sie sich unverbesserlich zeigten, des Landes 
zu verweisen. Oder soll man sich dem aussetzen, daß nächstens die Dynamit- 
bombenschmeißer, sich der Gefahr dieser schrecklichen Waffe für sich selbst 
bewußt, zu der weit perfideren und feigern, aber sicherern der Bakterienverbrei- 
tung durch Kleiderstoffe, Briefe u. s. w. greifen? Muß man es nicht als ein 
wahres Glück betrachten, daß vor rin paar Jahren die Pest in Rußland schon 
erloschen war, als sich unsere Bakterienjäger rüsteten, ihre Forschungen dort 
zu beginnen? Würden sie uns nicht eine ganze Legion von Pestbakterien 
kulturen ins Land gebracht haben und würde dies nicht zu neuen Jmpfver- 
s uchen rc. mißbraucht worden sein? Und bei der damals noch herrschenden 
Leichtgläubigkeit im deutschen Publikum hätte ja in der That die Gefahr nahe 
gelegen, ein neues Pestbakterien - Jmpfzwangsgesetz entstehen zu sehen. 
Ich sehe davon ab, die sonstigen Folgen auszumalen und gehe weiter, indem 
ich konstatire, daß Sie auch nicht bewiesen haben, daß die Folge der Ein 
impfung der bezüglichen Bakterien immer und unter allen Umständen die be 
treffende spezifische Ansteckungskrankheit sein müsse. In diesem Punkte sind 
Sie offenbar meiner Ansicht, indem Sie den Umstand, ob eine solche Krankheit 
entsteht oder nicht, sowohl von der Zahl der übertragenen Bakterien, als von 
der Widerstandskraft des infizirten Organismus abhängig machen und zwar 
sogar bei der Ü b e r i m p f u n g, um so viel mehr also gewiß bei einer anders 
artigen Übertragung. 
Ich kann damit zu Punkt 2 übergehen. Aus der Thatsache, daß eine 
durch Thon hindurch filtrirte Flüssigkeit, welche ursprünglich einer Milzbrand- 
Bakterien-Reinkultur entnommen und daher mit Bakterien durchsetzt war, nach 
ihrer Filtrirung in dem Quantum einer ganzen Pravazschen Spritze voll einer
	        
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