Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

naturgemäße Behandlung des menschlichen Körpers 
in gesunden und kranken Tagen. 
Herausgeber und Redacteur: Gustav Wvlbvld in Dresden. 
Mitredacteur: Theodor Hahn auf der Waid bei St. Gallen. 
1880. 
M 1. 
Monatlich erscheint eine Nummer a 1 Bor;cn; ferner vom Februar an 
aller 2 Monate einelit. Beilage L ^2 Bogen; somit jährlich 15 Bogen. 
Preis für ganz Deutschland 5Mk.; für Oesterreich 3 fl. Pap.: für die 
Schweiz, Holland, Frankreich, Italien re. 6 fr. 50 C. Zu beziehen: 
direct vom Herausgeber mit Franco-Zusendung per Post bei 
Franco-Einsendung des Betrages, sowie durch die Postanstalten. 
Einzelne Nummern 40 Pf. 
Inserate: die durchlaufende Zeile oder deren Raum 30 Pf. 
Neunzehnter 
Jahrgang. 
Januar. 
Inhalt: Votivtafel: Prof. Dr. Adolf Vogt. 
1. Vorwort der Redaction. 
2. Medizinische Merkverse über Kindespflege mit Nachwort vom Herausgeber. 
3. Gründlich studirte Chirurgie von Th. Hahn. 
4. Persönliche Gesundheitspflege von Dr. W. Ä. H a u p t. 
5. Zur Unfehlbarkeit medizin. Diagnosen, und: Ist die Lebercirrhose heilbar? v. Hertz br. 
6. Ein Doktor-Schuster! und: Ist der Titel,.Naturarzt" einem Laien gestattet? v. Hergbr 
Briefwechsel für Alle. Obere Waid-Ansicht. Bitte, Bezugsquelle d. N.-A. 
Votivtafel. 
Das Jmpfdogma, ans welches unsere Jmpfgesetze und Zwangsimpfgesetze aufgebaut worden 
siild, lehrt: daß die Pockenepidemien des vorigen Jahrhunderts n u r der Erfindung I e n n e r's 
gewichen seien ! Die Pocken- und Jmpfgeschichte aber zeigt, wenn man sie an den Quellen studirt, 
daß dieser Rückgang am wenigsten der Baccination zugeschrieben werden kann. Das Dogma 
behauptet: daß die neueren großen Blatternepidemien nur von Vernachlässigung des Jmpf- 
geschäftes herrühren und drängt daher zu weitergehenden Zwangsmaßregeln in demselben. 
Ich habe oben gezeigt, daß in der Neuzeit selbst in Ländern ohne Impfzwang die Vacci- 
nation mit einem gläubigen Eifer betrieben wird, von welchem man im pockensreien An 
fange unseres Jahrhunderts keinen Begriff hatte, und daß diese Länder, mit oder ohne 
Impfzwang, von der letzten Pandemie dennoch wie im vergangenen Jahrhundert 
heimgesucht worden sind, während gleichzeitig u n g e i m p f t e Länder trotz Jmportation 
von Pockengift wenig 0 d e r n i ch t zll leiden hatten, daß mithin eine Verschärfung der 
Jmpfgesetze keinen vernünftigen Sinn hat. Das Dogma sucht seine kräftigsten Beweismittel in 
Zeiten, Ländern und bei Völkern, von welchen Niemand nichts Rechtes wissen kann; die 
amtlichen Akten der Kulturstanten aus der Neuzeit können ihm hingegen nicht zur Stütze 
dienen. Das Dogma trimmt eine S ch u tz k r a f t der Baccination an , welche auf viele 
Jahre hinaus andauern soll; die Statistik zeigt, daß dies eine auf Unwissenheit be 
ruhende Täuschung ist und daß sich, soweit die Akten einen Schluß zulassen, die S ch u tz- 
kraft bereits b i n n e n I a h r e s f r i st i n D u n st a u f l ö st! Das Dogma sagt, 
daß die Pocken beim Geimpften eine gemilderte Form annehmen und das Leben weniger 
gefährden: — allein leichte Pockenformen kamen vor der Erfindung der Baccination ebenso 
gut vor, wie seither schwere und es existirt kein Aktenstück, welches jene Annahme rechtfertigt. 
Prof. Dr. Adolf Vogt in „Für und wider die Kuhpockenimpfung".