Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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übermäßige Hitze und Kälte üben einen schädlichen Einfluß auf dieses Organ 
aus. Von hohem hygieinischem Werth ist endlich eine gehörige Steigerung und 
Abwechselung in der geistigen Arbeit und ein vernünftiger Wechsel zwischen 
Thätigkeit und Ruhe. 
(Fortsetzung folgt.) 
Meine Berufung ;um letzten Talmiten, 
auch einem Reingefallenen bei der verst. vr.-Bäurin, 
Frau A. Hohenester in Mariabrunn. 
Vom Herausgeber. 
Sonntag, den 18. Januar a. c. erhielt ich nachstehendes rekommandirtcs 
Schreiben: 
„Ich bitte recht sehr, mir postwendend bekannt zu geben, o b und w a n n Sie baldigst 
zur dringlichen ärztlichen Consultation auf einen Tag zu mir hieher kommen könnten. Be 
jahenden Falles werde ich sogleich das Rcisehonorar einsenden oder wenn es beliebt, telegra 
phisch anweisen und habe die Ehre, in Erwartung freundlicher Antwort zu zeichnen 
Ew. Wohlgcboren ergebener 
Dr. Karl S l a d k o w s k y. 
Ich schrieb dem Herrn, der im vorigen Herbste während meiner Abwesen 
heit, von Chemnitz kommend, seine Karte bei mir abgegeben hatte, sofort, daß 
ich am Dienstag früh 6 Uhr zu ihm reisen und Mittags in Prag angekommen, 
mich gleich in seine Wohnung begeben wolle.; eine vorherige Honorarsendung 
sei unnöthig, da ich auf seine Ehrenhaftigkeit mich verlassen zu können glaube. 
Als ich nun am Dienstag gegen 1 Uhr sein Zimmer betrat und meinen 
Namen nannte, schaute mich der auf einer Ottomane mit angezogenen Beinen 
liegende Patient groß an und bemerkte etwas pikirt: „Warum haben Sie mir 
denn nicht geschrieben, daß und wann Sie kommen werden? Ich wollte eben 
ein Telegramm an Sie absenden. Darauf zog ich meine Brieftasche heraus 
und aus derselben den Dresdner Postschein über den am Sonntag nach 12 Uhr 
an ihn aufgegebenen Brief, den ich ihm vor Augen hielt, mit der Gegenfrage: 
kann ich mehr thun? Darauf gab I)r. Sladkowsky mir die Hand, bat 
um Entschuldigung, dankte für den raschen Besuch, bat mich Platz zu nehmen 
und seine Leidensgeschichte anzuhören, die von langehcr datire und über deren 
Finale er meine Ansicht zu hören wünsche. Vorher aber wolle er sich ent 
kleiden lassen, damit ich sein elendes Gerippe in Augenschein nehmen könne; 
nachdem die Entkleidung geschehen, betrachtete ich die kleine zusammengeschrumpfte 
Gestalt, die nur mühsam vorgeneigt einige Schritte im Zimmer machen konnte 
und an der alle Muskeln bis auf ein Minimum geschwunden waren, so 
daß das Männle eher einem Skelett, als einem Menschen gleichsah. Ich ließ 
ihn nun sich auf den Rücken legen und an den Schultern von seinem Be 
dienten halten, versuchte alsdann seine Beine durch gelinden Zug an den 
Füßen zu strecken, was allmälig, aber nicht ohne Schmerzen gelang; ich ließ 
dieselben ebenfalls fixiren und machte nunmehr kreisrunde Streichungen und 
schwache Drückungen auf der ganz eingefallenen Banchdecke, was Patient sehr 
wohl that und zu einigen kräftigen Athemzügen veranlaßte, wie er schon lange 
keine mehr gethan, weshalb auch sein ganzer Ernährungspcoccß den Krebsgang 
gegangen I Nachdem S. wieder angekleidet war, erzählte er mir seine lang-
	        
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