Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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er sich entschlossen, die Vorträge zu erweitern, um dem Leser den Stand der 
Frage bis zur heutigen Stunde vorführen zu können. Die ganze gebildete 
Welt sei berufen, an der Ernährungsfrage mitzuarbeiten, denn das praktische 
Leben müsse den Theorien controllirend zur Seite stehen! 
Das sauber ausgestattete Schriftchen ist in 10 Kapitel eingetheilt mit fol 
genden Ueberschristeu: 
1. Die grundlegenden Versuche neuerer Forscher; 2. Gegensätze zwischen alter und neuer 
Theorie; 3. die organischen Nahrungsmittel und ihre Ausnutzung; 4. die unorganischen 
Nahrungsstosfe und die Salze; 5. die' Genußmittel; 6. Ruhe und Arbeit; 7. Einfluß des 
Klimas; 8. wie sollen wir unsere Nahrung zusammensetzen? 9. Zusammensetzung der 
gewöhnlichen Nahrungsmittel; IO. Kinderernährung. 
Im Kap. 1 ist die Quintessenz folgende: — Wir sagen heute: Stärke, Zucker und Zellstoff wan 
deln sich niemals im Körper in Fett um, sondern das abgelagerte Fett entsteht entweder 
aus dem zerfallenden Eiweiß oder ans dem Fette der Nahrung. Dabei bleiben die alten 
Sätze der Praxis ruhig bestehen: Kohlenhydrate bewirken Fettansatz und die Fettablagerung 
wird durch die Gegenwart von Fett gefördert, nur heißt es weiter jetzt: es wird Fett 
abgelagert, wenn die Kohlenhydrate so reichlich zugegen sind, daß das aus dem Eiweiß 
abgespaltene oder in der Nahrung enthaltene Fett vor dem Zerfall beschützt wird. Im 
Kap. 2. Der Liebig' sche Satz über die Ernährung lautete: Ohne eine bestimmte 
äußerlich sichtbare Arbeit findet an allen Punkten des Körpers ein steter Verzehr und 
stete Neubildung statt; der Stofs der Körpermasse wechselt unaufhörlich und dieser 
Stoffwechsel heißt „Lebe n"; zur Erneuerung der zerstörten Organmasse dienen die 
plastischen (stickstoffhaltigen) Nahrungsmittel. Da wir beständig Sauerstoff ein- 
athmen und Kohlensäure und Wasser aus athmen, so muß in unserem Innern fortwährend 
eiu Verbrennungsproeeß stattfinden; Herd desselben ist das Blut, das Brenn 
material bilden die stickstofffreien respiratorischen Nahrungsmittel und zwar 
verbrennt das Fett am leichtesten, dann die Kohlenhydrate, welche sich aber erst in Fett 
umwandeln müssen; sind diese Brennmateriale erschöpft, dann verbrennt der Sauerstoff 
auch noch die A l b u m i n a t e (Fleisch), die am schwierigsten verbrennen, infolge dieser 
Oxydation entsteht Hitze, und darauf beruht unsere Körperwärme. 
H e u t e ist man zu d e r Erkenntniß gekommen: daß der Chemismus des Stoffwechsels 
allerdings das Leben ausmacht, aber das ' beständige Ausbauen und Einreihen von Orga- 
nisirtem wird als ganz unnütz ausgeschlossen. Der Sauerstoff giebt nicht mehr den 
Anstoß zum Zerfall, er ist nicht mehr der Zerstörer, sondern greift e r st in zweit e r 
Linie in das Zeisetzungsspiel ein, er mischt sich den Z e r f a l l p r o d u e t e n allmählig 
bei; das Endresultat ist freilich die völlige Oxydation zu Kohlensäure und Wasser und 
findet daher eine schließliche „Verbrennung " noch immer statt; ebenso gilt heute 
noch, daß diese fortlaufende Kette von Oxydationen die Quelle der Körperkraft 
wie der Eigenwärme bildet. 
Wir sagen also heute: unter dem Einfluß der Lebensthätigkeit zerfallen im Innern des 
Körpers die cvmplicirten Nahrungsstoffe in immer einfachere Verbindungen, die uns meist 
noch unbekannt sind und denen sich der Sauerstoff nach Maßgabe seiner Ver 
wandtschaft immer mehr und mehr beigesellt, als die Endproduete der Spaltungen und 
des Zerfalles treten H a r n st o f f, Wasser- und Kohlensäure auf; ähnlich ist 
der Vorgang auch bei den Verbrennungsprocessen außerhalb des Körpers. Der Sauer 
stoff verbindet sich auch erst mit den einfacheren, gasförmigen Producten, die durch die 
Hitze aus dem Holze entstehen. 
Im Kap. 3. — Heute wissen wir, daß die A l b u m i n a 1 e, als die complieirtesten 
chemischen Verbindungen auch am leichtesten im Körper zerfallen ; dabei bilden sich 
kohlenstoffreichere f e t t a r t i g e Produkte, wodurch sich, wenn dieses abgespaltene Fett nicht 
vollständig verbraucht wird, im Körper schließlich F e t t ablagert; somit sind die Albuminate 
eine der F e 1 t q u e l l e n für unseren Körper! 
Die Fette in ihrer mannigfachen Gestalt sind nicht weniger wesentlich und bilden 
die zweite und hauptsächlichste Fettquelle unseres Körpers. Die Wichtigkeit des 
Fettes für die Ernährung verkannt, ja, sogar eine gewisse Scheu gegen dasselbe als ein 
höchst unv e r d au li ch es Nahrungsmittel in die gebildeten Kreise hineingetragen zu 
haben, ist eine Haupt fünde der alten Schule, die viel Unheil bei Diätvorschriften 
angerichtet hat! 
Die Kohlenhydrate zerfallen nach den Albuminaten am leichtesten, sie wirken 
daher sowohl ei weiß - als f e t t e r s p a r e n d , während Fett unter Umständen den Ei 
weißverbrauch st e i g e r n kann. Damit wäre die stoffliche Wirkung der organischen
	        
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