Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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Der Inhalt ist folgender: 
1. Das kalte Sitzbad in der 5. Geburtsperiode. 2. Anwendung desselben -in der 2.-4. 
Geburtsperiode. 3. Was leistet das Wasser bei drohender oder vollendeter vorzeitiger 
Geburt? 4. Mastitis puerperalis und perimetritis puerperalis. 5. Eklampsia parturentium. 
6. Friesel bei Wöchnerinnen. 7. Nachtrag. 
Verfasser behauptet, daß die hier ausgesprochenen Prinzipien ihm im Laufe 
von 27 Jahren in mehr als 1000 Fällen sich erprobt haben, ohne daß in 
einem einzigen eine Benachtheilignng einer Clientin erfolgt sei. Im Jahre 1850 
hat Verfasser unter Anleitung von Prießnitz auf Gräfenberg hydriatische 
Studien gemacht und in seine Heimath zurückgekehrt, die dort gewonneuen Prin 
zipien verwerthet. Lange sträubte er sich, sie auch auf sein Lieblingsfeld, das 
der Geburtshilfe, zu übertragen, und nur von äußerster Noth getrieben, hat 
er dann die ersten Versuche mit Wasser gemacht, deren glänzende Resultate 
ihm aber bald die Ermuthigung verliehen, immer weitere Kreise von Krankheits 
fällen für jene Therapie zu ziehen. 
Zunächst zu Kap. 1 bemerke ich, daß man zur 5. Geburtsperiode den Mo 
ment rechnet, wo das Kind geboren und die sog. Nachgeburt (Ulueenta. — 
Mutterkuchen) und das Blutgerinnsel noch in der Gebärmutter befindlich ist, 
deren rasche und sichere Entfernung Verfasser nun eben auf dem Wasser 
wege mittelst einer durch die Anwendung des kalten (8—10° R.) Wassers 
erzielten Wehe bewirkt, was durch alle sonst der Kunst zu Gebote stehenden 
Mittel überhaupt nicht, am allerwenigsten in so kurzer Zeit, erzielt werden 
könne! — Welches ist hier die Wirkung des Sitzbades? fragt Verfasser und 
sagt: Nach dem, was ich von verschiedenen Kollegen gehört habe, müssen die 
Vorstellungen davon mitunter wahrhaft gruselig, ja haarsträubend sein! 
Gewiß denken Manche, die im Sitzbade befindlichen Wöchnerinnen müssen sofort 
unter Heulen und Zähneklappern dem Gefühle ihres Befindens Ausdruck verleihen, 
sie müssen schnattern, blaue Lippen bekommen oder gar vom Schlagfluß befallen 
werden! Ich kann dem entgegen auf das Bestimmteste versichern, daß die Sache 
sich entgegengesetzt verhält und schon nach wenigen Sekunden der Ausdruck: 
Ach, wie gut! — ebenso gewöhnlich ist, als die Klage über Kälte selten! und 
nach wenigen Minuten eine Wehe eintritt, wie sie durch alle sonst der Kunst 
zu Gebote stehenden Mittel und Methoden überhaupt nicht, am allerwenigsten 
in so kurzem Zeitraume erreicht werden kann! Ja, auch bei der indolen 
testen Person hat man in 5 Minuten den Eintritt einer kräftigen Contraction 
des uteru8 erzielt, und das will viel sagen! Hierin liegt aber der Trium ph 
des Verfahrens. 
Ich möchte hiermit meine Leser auf das Buch selbst verweisen und nur noch 
hinzufügen, daß der Verfasser zur Erläuterung seiner Therapie immer die Be 
schreibung einiger Fälle aus seiner Praxis beigegeben hat, wodurch die Be 
lehrung nur gewinnen kann. Eins will ich noch bemerken, daß Vers, auf die 
event. Einwendung eines Kollegen: „Ja, dieses Verfahren geht in einer Anstalt, 
aber wer hat in der Privatpraxis Badefrau, Sitzbad und sonstige erforderlichen 
Geräthschaften zusammen?" — Folgendes antwortet: „Sobald der Arzt diesen Ein 
griff liebgewonnen hat, wird er sich bestreben, allen Hebammen, mit denen er 
verkehrt, die Nothwendigkeit aller Vorbereitungen zum Sitzbad vor jeder Ent 
bindung arüs Herz zu legen; er wird bis zur vollständigsten Unterrichtung jener 
die Operation persönlich leiten und namentlich die Wöchnerin nicht eher verlassen, 
als bis das Reactionsverfahren genügend effectuirt ist. Und Verfasser cttirt noch 
auf S. 16 den Ausspruch einer seiner Hebammen zum Beweis, daß er mit 
seiner Geburtsreform dort bereits durch gedrungen ist, mit folgenden
	        
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