Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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bedürfniß im Hause nach jeder Hinsicht genügt durch den unmittelbar am Hause in nächster 
Nähe der Dampfmaschine hiuabgetriebenen P u m p b r u n n e n. Seitdem aber die städtische 
S e e w a s s e r l e i t u n g in die Nähe unseres Hauses geführt wurde, konnte zunächst dem 
Bedürfniß entsprochen werden, für Küche, Waschküche und Garten ein weicheres Wasser 
zu bekommen. Aber auch die Benutzung des Pumpbrunnens zum Trinken wurde mit 
der Zeit immer bedenklicher, je mehr und je «änger die ganze Umgebung des Hauses 
zu einem stärker bewohnten Stadttheile sich umbildete. Im vorigen Jahre wurde ein An 
schluß an die städtische T r i n k w a s s e r l e i t u n g bewerkstelligt und damit ein Hahnen- 
brunneu mit gutem Quellwasser gewonnen. So steht nun das Haus da zunächst aller 
dings als das hervorragende Ergebniß eines einheitlichen, wohldurchdachten und gut aus 
geführten Planes, anderntheils aber auch wieder als das Resultat mannigfacher, a u f G r u n d 
der Erfahrung geschlossener E o m p r o m i s s e. 
Verfasser sagt hier daß die Krankenbevölkerung des Diaconissenhauses die denkbar 
u n g ü n st i g st e n Aussichten biete, um Erfolge einer Heilmethode zu Tage treten zu 
lassen. Während nämlich andere Krankenhäuser dazu bestimmt sind, uuverheirathete, meist 
im kräftigsten Alter stehende Leute, aus den arbeitenden Ständen aufzunehmen, ivelche der 
Mehrzahl nach an rasch verlaufenden leichten Störungen ihres Befindens erkranken, und 
wenn sie ja von schweren Erkrankungen befallen werden, so seien es auch rasch verlaufende, 
bei denen einestbeils die au sich im Körper vorhandenen au-gleimenden, die regelmäßige 
Lebensthätigkeit sichernden und wiederherstellenden Vorgänge, die Heilungskräfte (?) s ch o n 
g e n ü g e n , (?) die Genesung herbeizuführen re. Von all' Dem biere das Bild der Kranken 
bevölkerung im Diacouissenhause gerade das E lt t g e g e n g e s e tz t e. Meist kommen 
ältere Leute, nachdem ihre Krankheit Jahre laug gedauert, von verschiedenen Aerzten 
mit den verschiedensten Mitteln behandelt morden sind, in die Anstalt; und auch die von 
rasch verlaufenden Krankheiten Befallenen kommen selten mit Anfang ihres Ergriffenseins 
in das Haus, sondern meist e r st d a n it, wenn ihre bisherige Verpflegung in Pcivat- 
verhältnissen nicht mehr möglich, die Krankheit lebensgefährlich gervorden ist. 
Auf solch' schwierigem Boden die Homöopathie zu prüfen unternahm Verfasser 
zu einer Zeit, wo dieselbe, in Württemberg vo-t nur wenigen Aerzten vertreten, kaum über 
das Stadium mitleidiger Duldung sich emporgearbeitet hatte. Verfasser gewann den Muth 
zu dieser Probe mit auf Grund von Erfahrungen, die er sich in schon 5jähriger Praxis 
gesammelt hatte, er war hier schon z u d e r Ueberzeugung gelangt: daß das ho m ö o - 
p a t h i s ch e Heilverfahren, was Schonung der Körperkräfte, G r ü n d-- 
l i ch k e i t, und in sehr vielen Fällen auch was Schnelligkeit der Heilung betrifft, 
alle ihm bisher bekannten Arzneibehandlungen kranker Menschen übertreffe! 
Der Verfasser ergriff daher mit Freuden die ihm gewordene Gelegenheit, die Leistungen 
der Homöopathie auch in einem öffentlichen Krankenhause zu prüfen und dem allge 
meinen Urtheil zu unterstellen an einem Orte, der für eine solche Prüfung nach mancher 
Richtung hin sich besser eignet, als die Pnvatthätigkeit eines Arztes. 
Verfasser sagt S. 24 weiter wörtlich: 
„Die homöopathische Heilmethode ist von der auf den Universitäten 
herrschenden Wissenschaft verworfen, von der überwiegenden Mehrzahl der 
Aerzte daher ebenfalls mißachtet, ja sogar gehaßt. Hört man die objectivsten, 
wirklich von wissenschaftlichem Standpunkte ausgehenden Gegner, so kehrt 
überall und stets das Urtheil wieder: die Homöopathie sei eine in 
ihren Gründprineipien unhaltbare, wissenschaftlich über 
wundene Lehre! 
Und von S. 24 -44 bemüht sich nun der Verfasser den Beweis zu liefern, daß 
dem nicht so ist, dieselbe vielmehr thatsächlich auf 3 Grundsätzen beruhe, 
welche vollständig hinreichen, sie als besondere Heillehre zu kennzeichnen und 
bei ihrer Befolgung, unabhängig von allen theoretischen Ansichten, dem Kranken 
alle Vortheile derselben zukommen zu lassen. 
Hier füge ich passend eine Besprechung des Sick'schen Buches ein, die mir 
von einem Mediziner ganz unverhoffter Weise zugekommen ist, da es sonst lediglich 
meine Sache ist, passende literarische Erscheinungen meinen Lesern vorzuführen; 
ich mache aber hier gerne eine Ausnahme, da es für dieselben nur interessant 
sein kann, zu sehen, wie derselbe seinen Kollegen beurtheilt. 
v Videant consules, ne quid detrimenti capiat respublica“ hieß es im alten Rom, 
wenn der Feind sich den Mauern näherte; aber was ist zu thnn, wenn der Feind sich
	        
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