Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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hat, durch ein einmaliges flüchtiges Durch lesen selbst van einem Gutgeschulten vollständig 
erfaßt werden kann re. Es ist häufig behauptet worden, daß mein Lehrgebäude in Betreff 
der menschlichen Diät auf die Ansichten des Pythagoras und Anderer-gegründet sei, 
welche gelehrt haben, daß der Mensch sich ausschließlich von Pflanzen nähren solle. 
Nichts liegt der Wahrheit fern e r. Ich hatte zwar P y t h a g o r a s und Andere, welche 
die alleinige Pflanzennahrung lehrten, gelesen, aber diese Leetüre hatte nicht den geringsten 
Eindruck auf mich gemacht und als ich meine Laufbahn als öffentlicher Lehrer begann, 
war mir Nichtsfremder, als der Gedanke: daß der Mensch sich ganz auf P f l a n - 
z e n n a h r u n g beschränken solle. 
Meine Theorie bezüglich der menschlichen Diät stützt sich weder auf die Meinungen An 
derer, welche das P f l a n z e n r e i ch als die a l l e i n i g e Nahrungsquelle der menschlichen 
Raee bezeichnet haben, noch ist sie überhaupt dadurch hervorgerufen worden. Mein Auge 
war vielmehr beständig auf den lebenden Körper gerichtet, mit der Beobachtung seiner 
Lebenserscheinungen, mit dem Erforschen seiner Lebenseigenthümlichkeitei: uub Kräfte und 
der Feststellung seiner physiologischen Gesetze beschäftigt. Niemals habe ich daran 
gedacht, daß je ein menschliches Wesen die Idee ausgesprochen habe: d e r M e n s ch solle 
s i ch a u f Pfla n z e n n a h r n n g b e s ch r ä n k e n itub n i e nt a l s hatte i ch die. 
Absicht, eine solche Be h a u p t u n g a n f z i: st e l l e n. Aber ich wurde, und 
zwar lediglich durch m e i n e p h y s i o l o g i s ch e n F o r s ch u u g e n , unerwartet 
und unwiderstehlich z u e i n e m s o l ch e n E 1: t s ch l u s s e g e trieb e n ! Als ich aber 
zu diesen: Resultat gelangt war und anfing um mich zu blicken nnd die Geschichte der 
Menschheit zu überschauen, da entdeckte ich bald, daß es hier zur Begründung meines 
physiologischen Schlusses keineswegs an That s a ch e n und E r f a h r u n g e n in der 
Menschenfaunlie mangle. Und als ich meine Ansichten über diesen Gegenstand öffentlich 
darzulegen begann, da flössen mir sogleich von allen Seiten her Beweisführungen, That 
sachen nnb Zeugnisse in Menge zu. Jeder, der mich hörte und der je etwas mit-meinen 
Ansichten Uebereinstimmendes gelesen oder gehört hatte, theilte es mir bereitwillig mit. So 
bin ich denn in den Besitz fast aller Thatsachen und Autoritäten gelangt, die ich bei Er 
läuterung und Begründung meiner Principien benutzt habe. Aber in keine m Falle sind 
diese Grundsätze e r st aus jenen mir mitgetheilten Thatsachen nnd Autoritäten hergeleitet 
worden. Hier muß ich nothwendig hinzufügen, daß ich viele der vor: mir eitirten Autori 
täten gar nicht gelesen habe, sondern nur durch die Güte meiner Freunde, welche sie 
für mich gelesen, mit den für meinen Zweck von Anen als brauchbar erachteten Aus 
zügen versehen worden bin. Kurz, ich muß wiederholt gestehen, daß ich bei allen 
meinen physiologischen Erforschungen viel weniger mit Büchern, als mit lebenden 
Körpern zu thun gehabt habe. Ich werde daher nicht überrascht sein, wenn Männer 
von großer Belesenheit viele von mir hingestellte Ansichten bereits von Anderer', 
ausgesprochen gefunden haben, mit deren Werken ich nicht bekannt bin, denn ich 
habe mich immer mehr mit Beobachtung itub Nachdenken, als mit Lesen befaßt und daher 
ist meine Bücherkenntniß sehr beschränkt! — Mit aller Gewissenhaftigkeit habe ich immer 
nur gewünscht und gestrebt, die Wahrheit um der Wahrheit willen zu erforschen und sie 
zun: Beiten der Menschheit zu verbreiten. Mit demselben tiefen und feierlichen Gefühle 
der Verantwortlichkeit und deinselber: gervissenhaster: Bestreben des Geistes übergebe ich dem 
Publikum dieses Werk in gedruckter Form. Gott weiß es, ich würde es nicht in die 
Welt senden, wenn ich glauben könnte, daß es irgend einen unheilbringenden 
Einfluß zu äußern vermöchte! 
Soweit der Verfasser. Und nun will ich den Inhalt folgen lassen, der 
in 12 Vorlesungen eingetheilt ist, danüt Jeder erfährt, wie der Verfasser seinen 
Stoff bearbeitet hat und Lust bekommt, das Buch selbst einmal — d u r ch - 
z u st u d i r e n ! 
Erste Vorlesung. Constitutions- und Beziehungsgesetze des Organismus; Geruchs- und 
Geschmacksorgan; die Zähne; der Magen; Hunger und Durst. 
Zweite Vorlesung. Einfache und natürliche Nahrung. 
Dritte Vorlesung. Der natürliche diätetische Charakter des Menschen; der diätetische 
Charakter der menschlichen Zähne; Speicheldrüsen und Verdauungskanal; der Mensch, die 
Allesfresser und die Früchtefresser; Zeugnisse über der: natürlichen diätetischen Charakter des 
Menschen, entnommen ans seinem anatomischen Ausbau. 
Vierte Vorlesung. Körperliche Symmetrie bei Fleisch und Pflanzenkost. . 
Fünfte Vorlesung. Gewandheit und Anmuth der Bewegungen; Stärke und Muskelkraft. 
Sechste Vorlesung. Krankheit und Gesundheit: Schutz vor Ansteckung bei Pflanzenkost; 
Pflanzenkost bei chronischen Krankheiten; Diät mit Bezug auf langes Leben; Diät mit 
Bezug auf Fruchtbarkeit und Ertragung der Kälte.
	        
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