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Schroth'schen Kur einen diätetischen Apparat zn verdanken habe, mit dem man
sowohl die Fieberthätigkeit zu vermindern, als auch zu vermehren im
Stande sei, wahrlich kein Lob für dieselbe; es muß ihm, dem approb. Medi
ziner, auch keine geringe Ueberwindung gekostet haben, einzugestehen, daß man dieses
Material einer diätetischen Heilmethode einem dummen Laien, vollends einein
Fuhrmann, zu verdanken habe; darum greift er ins Alterthum zurück und schreibt
die Ehre der Entdeckung der Fieberkur denr Arzte Celsus zu, der aber in Be
zug auf ärztliche Kenntnisse nicht mehr verstanden haben kann, als Vater Sch roth;
diesem medizinischen Hochmuth ist es ferner zuzuschreiben, daß jetzt die Schroth'sche
Kurmethode als rein empirisches Verfahren bei Seite geschoben und ans der
Basis derselben von Dr. Kles, dem so intelligenten Mediziner, eine voll
ständige diätetische Heilmethode gegründet worden ist, die aber aufs Haar der
Schrotlstschen Kur gleichsieht und welche jetzt nur von einem Mediziner soll be
griffen und ausgeübt werden können, der alle Krankheitsformen nach medizinischer
Anschauung kennen gelernt und ein paar Jahre ruhmvoll — besser gesagt
—- schmachvoll mit Medizin behandelt hat! —
Begreife diese sonderbare Logik wer kann, ich glaube vielmehr, daß gerade
das Gegentheil richtig ist und der viel leichter das arzneilose Heilverfahren
richtig anzuwenden lernen kann, wer vorher die Medieamentenkur n i ch t gelernt
und ausgeübt hat!
Die dreiste Behauptung anlangend, daß außer Bachstraße 8 in Dresden, sonst
in der Welt kein zweites Kuretablissement mehr existire, in welchem die Grund
sätze der diätetischen Heilmethode rein und mit wissenschaftlichem Ernste befolgt
würden, und darum der Eintritt in seine Anstalt der beste Weg sei, um gegen
ein chronisches Leiden dasselbe mit sicherem und raschem Erfolge an
zuwenden, so läßt sich darauf nur sagen, daß eine solche Selbstlobpreisung für
den weltklugen Mann sehr verdächtig klingt, umsomehr, als der Vorwurf der
vielfachen Annoncirung, den er ähnlichen Allstalten macht, gerade auf ihn zurück
fällt, da man die seinige jahraus jahrein in allen Blättern angekündigt findet,
welchem Umstande es allein zuzuschreiben ist, daß jederzeit etliche Kranke darauf bei ihm
h er e i n f a ll e n, weniger dem, daß bei ihm so außerordentliche Heilerfolge
erzielt werden! Auch die Behauptung, daß in seiner Anstalt die geeigneten
Speisen und Getränke in sorgfältiger, reiner und unverfälschter Alls
wahlverabreicht werden, wird von seinen gewesenen Kurgästen vielfach bestritten, ich
besitze Briefe, worin über die geradezu schlechte. Qualität derselben sehr ge-
klagt wird, ebenso über den hohen Preis, den man für das W e n i g e zu zahlen
habe, das man in der Kle suchen Anstalt miserabel bekomme und in
welcher man durch alle Mittel der Ueberredung festgehalten werde!
Dr. K l es scheint auch wenig Vertrauen in seine „selb st gerühmte " mit
wissenschaftlichem Ernste befolgte diätetische H e i l k u n st zu haben, sonst würde
er nicht sämmtlichen Patienten, sowohl den in seiner Anstalt als den in der
Nähe wohnellden und den brieflich berathenen ein enormes Honorar für Mo
nate schon im Boraus abnehmen, wovon er ihnen, wenn sie empört über die
miserable ä r z t l i ch e B e h a n d l u n g, V e r p f l e g u n g und Heilerfolge
die Anstalt oder Behandlung früher verlassen oder aufgeben wollen, auch keinen
Pfennig wieder h e r a u s g i e b t!! Was sodann den Passus anbelangt:
„daß keine andere Kur, wenn sie auch wirklich gründlich zu heilen vermöchte,
sich an raschem Tempo mit seiner Heilmethode messen könne" — und den,
„daß es kein chronisches Leiden gäbe, das von ihm nicht schon von Grund
aus geheilt worden wäre" — so riechen dieselben stark nach Marktschreierei
und man muß in der That die Keckheit bewundern, die diesen Approbirten solche