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Befreiung, sondern auch zur sittlichen Vervollkommnung der Menschheit bei 
tragen. Zwar haben nicht nur diejenigen engherzigen Leute, die als Angehörige 
einer bevorzugten Kaste jede Verbreitung allgemeiner Bildung überhaupt scheuen, 
sondern auch wohlmeinende und edelgesinnte Männer die Befürchtung ausgesprochen, 
daß die allgemeine Verbreitung der Entwicklungstheorie die gefährlichsten mora 
lischen und socialen Folgen haben werde. Nur die feste Ueberzeugung, daß diese 
Besorgnis; gänzlich unbegründet ist und daß im Gegentheil jeder große Fort 
schritt in der wahren Naturerkenntniß unmittelbar oder mittelbar auch eine ent 
sprechende Bervollkomnmung des sittlichen Menschenwesens herbeiführen muß, 
konnte mich dazu ermuthigen, die wichtigsten Grundzüge der Entwicklungstheorie 
in der hier vorliegenden Form einem weiteren Kreise zugänglich zu machen. So 
unvollkommen und mangelhaft diese Vorträge auch sind, so hoffe ich doch, daß sie 
dazu dienen werden, das segensreiche Licht der Entwicklungslehre in weiteren 
Kreisen zu verbreiten. Möchte dadurch in vielen denkenden Köpfen die unbestimmte 
Ahnung zur klaren Gewißheit werden, daß unser Jahrhundert durch die endgiltige 
Begründung der Entwicklungstheorie und namentlich durch die Entdeckung des 
nrenschlichen Ursprungs, den bedeutendsten und ruhmvollsten Wendepunkt in 
der ganzen Entwicklungsgeschichte der Menschheit bildet. Möchten dadurch viele 
Menschenfreunde zu der Ueberzeugung geführt werden, wie fruchtbringend und 
segensreich dieser größte Fortschritt in der Erkenntniß auf die weitere fort 
schreitende Entwicklung des Menschengeschlechtes einwirken wird und an ihrem 
Theile werkthätig zu seiner Ausbreitung beitragen. Möchten aber vor Allem 
dadurch recht viele Leser angeregt werden, tiefer in das innere Heiligthum der 
Natur einzudringen, und aus der nie versiegenden Quelle der natürlichen Offen 
barung mehr und mehr jene höchste Befriedigung des Verstandes durch wahre 
Naturerkenntniß, jenen reinsten Genuß des Gemüthes durch tiefes Naturverstüud- 
niß, und jene sittliche Veredlung der Vernunft durch einfache Naturreligion schöpfen, 
welche auf keinem andern Wege erlangt werden kann." — 
„ In' s Innere der Natur dringt kein erschaffener Geist" schrieb unser 
Schiller; nichts desto weniger grübelte der menschliche Geist aber doch seit Jahrtausenden 
über die Frage: Wie ist die Erde entstanden und der erste Mensch aus derselben? 
— und begnügte sich je länger je weniger mit der naiven mosaischen Schöpfungsgeschichte. 
Wie weit nun heutigen Tages dem menschlichen Geist in's verschlossene Buch der Natur 
hineinzublicken doch gelungen ist, das erzählt uns dgs vorliegende Werk des gelehrten Jenenser 
Professors in höchst anziehender Weise, dessen prächtiges Bo rwort ich als besten Commentar 
für dasselbe vorausgeschickt habe, weil darin jedem wißbegierigen gebildeten Leser sozu 
sagen dringend an's Herz gelegt wird, sich mit dem Inhalt desselben nicht blos zur Be 
friedigung der Neugierde, sondern seiner eigenen Bildung und Vervollkomm 
nung wegen nur recht herzhaft bekannt zu machen! Die Ausstattung des Werkes von 
Seiten der Verlagshandlung ist eine sehr solide. 
3. Carl Reclam, Prof, der Medizin, d e r L e i b desMenschen, b c f f e u 
Bau u nd Leben. Vorträge für Gebildete. Mit 16 Farbentafeln und 325 
Holzschnitten. 2. Auflage, gr. 8. 808 S. Stuttgart 1879. Verlag von 
Julius Hoffmann. Preis M. 14 —, geb. M. 15 —. 
Das Vorwort zur 1. Auflage wurde im März 1870, das zur 2. im September 
1879 geschrieben. Verfasser sagt darin wörtlich: 
Die Lehre vom Leben muß Gemeingut aller Denkenden und Denkfähigen 
werden. Hierzu wollen die vorliegenden Blätter einen Beitrag liefern durch eine 
solche Darlegung des heutigen physiologischen Wissens, daß jeder mit den Kennt 
nissen der heutigen Volksschule Ausgelüftete den anziehenden Inhalt der wissen 
schaftlichen Lehren erfassen kann und daß zugleich Fachgenossen für Inhalt und 
Form des Buches Theilnahme und Interesse gewinnen. Um diese Aufgabe zll 
lösen, suchte der Verfasser mit Vermeidung der Frenldworte so klar und einfach