4. Abschnitt. Phylogenetischer Theil; die Phylogenie oder Stammes
geschichte der Organismen. 6 Borträge:
Stammbaum und Geschichte des Protistenreichs; Stammbaum und Geschichte des
Pflanzenreichs; dieselben des Thierreichs. Pflanzenthiere und Wurmthiere, Weichthiere,
Sternthiere, Gliederthiere, Wirbelthiere, Sällgethiere.
5. Abschnitt. An thr o p o g en etisch e r Theil; die Anwendung der Ent
wickelungslehre auf den M e n s ch e n. 3 Vorträge:
Ursprung und Stammbaum des Menschen, Wanderung unb Verbreitung des Menschen
geschlechts, Menschenarten und Menschenracen, Einwände gegen die Beweise für die Wahr
heit der Descendenztheorie.
Dazu kommt noch ein besonderes, d. h. ausführlicheres I n h a l t s v e r z e i ch -
it i ß und ein W o r t r e g i st e r.
Verfasser sagt im Vorwort zur 1. Auflage, daß der Inhalt des Werkes aus den
24 freien Vorträgen bestehe, welche er im Winter-Semester 1867/68 vor einem aus
Laien und Studirenden aller Fakultäten zusammengesetzten Publikum in Jena gehalten
habe und von zwei seiner Zuhörer stenographirt worden seien! An diesem Manuscript
habe er dann ein wenig abgeändert, wie es ihm für den weiteren Leserkreis erforderlich
schien. Er sagt dann wörtlich:
Die natürliche Schöpfungsgeschichte oder richtiger ausgedrückt: die natür
liche Entwickelungslehre, deren selbständige Förderung und weitere Ver
breitung den Zweck dieser Vorträge bildet, ist seit nun bald zehn Jahren durch
die große Geistesthat von Charles Darwin in ein neues Stadium ihrer
Entwickelung getreten. Was frühere Anhänger derselben nur unbestimmt andeuteten,
oder ohne Erfolg aussprachen, was schon Wolfgang Goethe mit dem prophe
tischen Genius des Dichters, weit seiner Zeit vorauseilend, ahnte, was Jean
Lamarck bereits, unverstanden von seinen befangenen Zeitgenossen, zu einer klaren
wissenschaftlichen Theorieformte, das ist durch das epochemachende Werkvon Charles
Darwin unveräußerliches Erbgut der menschlichen Erkenntniß und die erste
Grundlage geworden, auf der alle wahre Wissenschaft in Zukunft weiter bauen
wird. „Entwickelung" heißt von jetzt an das Zauberwort, durch das wir
alle uns umgebende Räthsel lösen oder wenigstens auf den Weg ihrer Lösung
gelangen können. Aber wie Wenige haben dieses Losungswort wirklich verstanden
und wie Wenigen ist seine w e l tu m g e sta lt e n d e Bedeutung klar geworden!
Befangen in der mythischen Tradition von Jahrtausenden und geblendet durch
den falschen Glanz mächtiger Autoritäten, haben selbst hervorragende Männer der
Wissenschaft in dem Siege der Entwickelungstheorie nicht den größten Fortschritt,
sondern einen gefährlichen Rückschritt der Naturwissenschaft erblickt und namentlich
den biologischen Theil derselben, die Abstammungslehre oder Deseeudeuz-
theorie, unrichtiger beurtheilt, als der gesunde Mens ch e n v e r st a n d
des gebildeten Laien! Diese Wahrnehmung vorzüglich war es, welche
mich zur Veröffentlichung dieser gemeinverstäudlichen, wissenschaftlichen Vorträge,
bestimmte. Ich hoffe dadurch der Entwicklungslehre, welche ich für die
größte Eroberung des men s ch li ch eit Geistes halte, manchen An
hänger auch in jenen Kreisen der Gesellschaft zuzuführen, welche zunächst nicht
mit dem empirischen Material der Naturwissenschaft und der Biologie insbesondere
näher vertraut, aber durch ihr Interesse an dem Naturganzen berechtigt und durch
ihren natürlichen Menschenverstand befähigt sind, die Entwicklungstheorie zu
begreifen und als Schlüssel zum Verständniß der Erscheinungswelt zu
benutzen. Der lebhafte Kampf, welcher in ben letzten Jahren um die Entwick
lungslehre entbrannt ist, muß früher oder später nothwendig mit ihrer allge
meinen Anerkennung endigen. Dieser glänzendste Sieg des erkennenden Ver
standes über das blinde Vorurtheil, der höchste Triumph, den der menschliche Geist
erringen konnte, wird sicherlich mehr als alles Andere nicht allein zur geistigen