Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

Nachwort der Redaction. 
Im Jahrgang 1876, Nr. 12, habe ich gelegentlich der Beschreibung meiner Theilnahme 
an der Naturforscher-Versammlung in Hamburg auch meinen Besuch beim Chirurgen 
C. A. Hoesft daselbst mitgetheilt, dessen Brochure, „Siche re Heilung der Diph 
therie" damals Aufsehen machte; seine Behandlung ist nur eine locale und be 
steht in Betupf ung des Pilzlagers mit acidum tannicum, dem Kali chloricum 
beigemischt ist, zwei Potenzen, mit denen man jeder Diphtherie siegesgewiß 
entgegentreten könne. Dieselben werden mit einem zolllangen Haarpinsel an 
dickem und langem Holzstiel auf den Belag gebracht und durch Drehung desselben um seine 
eigene Achse eine Ablösung der Pilze bewerkstelligt. Im Jahrgang 1873 und im 
vorigen habe ich zwar ein Langes und Breites über das Wesen und die Behandlung der 
Diphtherie, sowie den O e r t e l'schen Bericht über die diphtherische Erkrankung in Darm- 
stadt mitgetheilt und auch noch eine Controversfrage aufgenommen: Ob Diphtherie local 
oder mehr allgemein zu behandeln sei? und dadurch diese Angelegenheit hinlänglich 
ventilirt! — Wenn ich nun aber doch noch vorstehendem Artikel einen Platz gönne, so ge 
schieht es einestheils, weil viele unserer Leser durch die fatale Munde 'sche Fahnenflucht 
stutzig geworden sind, anderentheils weil mir darin quasi eine Satisfaction für die 
Canitz'schen grundlosen Angriffe gegeben wird , da Or. B i l f i n g e r mir im Wesentlichen 
beistimmt, wenngleich er statt des Kalkwassers — Chlorwasser anempfiehlt, was 
Jeder nach Belieben halten kann, denn alle Augenblicke wird ein anderes Pinselmittel 
vorgeschlagen, wie ich deren ja in den angegebenen Nummern eine Anzahl angesührt habe, 
auch 1873 schon den jetzt von Dr. Munde empfohlenen Alkohol in Form von Spiritus 
vini rectificatissimus — höchst rectificirtcr W e i n g e i st! Was ferner das von Munde 
noch empfohlene R i k l i 'sche Bettdampfbad anbelangt, so paßt das gar nicht 
hierher, denn dadurch wird kein Pilz getödtet und das vorhandene Fieber n u r 
noch gesteigert! 
Meine beiden Herbstrcisen von 1879 und 1880 
nach Ischl, Gastein, Meran, Görbersdorf und Gräfenbcrg. 
Vom Herausgeber. 
(Fortsetzung). 
Nachher ließ ich mich noch im schönsten Sonnenschein längere Zeit auf dem 
See herumfahren (zum Baden war mir das Wasser aber doch zu frisch, mein 
Taschenthermomcter zeigte nur auf f 14° R.), machte dann guten vcgetarianischcn 
Mittagstisch — cs war Freitag, katholischer Fasttag — und fuhr Nachmittags 
auf der Giselabahn weiter die interessante Strecke nach St. Johann in 
Tyrol, wo ich im Sinne hatte, auszusteigen und einen zweiten Abstecher 
auf den wegen seiner brillanten Aussicht gleichfalls berühmten ca. 2000 Meter 
hohen Bergkegel, genannt „das K i tz b ü h l e r h o r n, zu machen, nahe dessen 
Gipfel gleichfalls ein Gasthaus leidliches U>rterko>nmen bietet. Da das Wetter 
inzwischen umgeschlagen hatte (es regnete und schneite mitunter!), wie mir der 
wctterkundige Wirth auf der Schmittenhöhe prophczeiht halte, so verzichtete ich 
nicht allein auf diese Bergbesteigung, sondern auch auf die nahe dvitte, die ich 
mir gleichfalls vorgenommen hatte, nämlich die der „Hohen Salve" und 
fuhr gleich weiter nach Wörgl und von da auf der Südbahnlinie nach Inns- 
brück (weil auf mehre >vage in den Bergen schlechtes Wetter zu erwarten), 
wo ich Abends gegen 9 Uhr ankam. 
Anmerkung: Ich hatte unterwegs eine heitere Scene mit ein paar Frauen, die 
einen gewaltigen Spektakel machten, als ich das Fenster, neben dem ich sag, zur Halste 
herunterließ, iveil „die Luft ihnen schädlich sei", sie sagten mir noch zur Bekräftigung, daß 
sie nach Innsbruck fahren, wo ein Professor Rokitansky eine neue Heilmethode für 
Brustlcidende entdeckt habe, die Wunderbares leiste! Als ich darauf lachend erwiderte: 
„Ja, den Jnhalationsschwindel mit dem benzoösaureu Natron"!" da sahen sie mich groß 
an und frugen mich, ob ich denn nicht daran glaube? Meine Antwort aber lautete: 
Gehen Sie nur gläubig zu Ihrem Professor und ich wünsche Ihnen den besten Erfolg;
	        
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