Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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persönliche Gesundheitspflege im Allgemeinen zu sprechen und zu versuchen, 
wenigstens das Nothwendigste davon vorzutragen. 
Z' Ich beginne mit der Pflege der Haut, die ein volles Dritttheil der ganzen 
\ Gesundheitspflege ausmacht. Die Haut gehört zu den wichtigsten Organen 
unseres Körpers und hat für unser Wohlbefinden eine viel höhere Bedeutung, 
als die meisten Menschen glauben. Hufeland nennt fie geradezu „eine der 
Säulen unserer Gesundheit". Dieser aus 3 verschiedenen Schichten (Oberhaut, 
Lcderhaut und Unterhautzellgewebe), aus Nerven, Gefühlswärzchen, Lymph- 
und Blutgefäßen, Schweiß - und Talgdrüsen, Fettzellcn, Muskelfasern und 
Bindegewebe zusammengesetzte Apparat bekleidet nicht nur die äußere Oberfläche 
unseres Organismus mit einer Hülle, die unser Körperinneres vor niechanischen 
und chemischen Einwirkungen bewahrt, uns gegen die schädlichen Einflüsse der 
Temperatur und der Witterung schützt und uns in den Stand setzt, unter allen 
Himmelsstrichen leben zu können, sondern dient auch dem Gefühls- und Tastsinn 
als Grundlage. Ferner bildet die Haut durch ihren bedeutenden Blutgehalt 
und ihre Fähigkeit, % der ganzen Körperblutmenge in sich aufzunehmen, Schweiß 
zu erzeugen und abzudunsten und durch ihre Eigenschaft als schlechter Wärme 
leiter einen Regulator unserer Blntcirculation und Eigenwärme. Endlich be 
theiligt sich die Haut auch an der Athmung, indem sie Sauerstoff aufsaugt, 
Kohlensäure, Wasser, Kochsalz, Harnstoff, Fettsäuren und Ammoniak ausscheidet, 
und steht in lebhafter Wechselwirkung mit Lunge, Nieren und Darm. Um 
nun die Functionen dieses so vielseitig thätigen Organs in normalem Gange 
zu erhalten, ist es nöthig, einer Erschlaffung desselben vorzubeugen, es gegen 
äußere Einflüfse abzuhärten und dafür Sorge zu tragen, daß die feinen Haut 
öffnungen (Poren) offen bleiben. Zu diesem Zwecke giebt es kein besseres 
Mittel als das Wasser in seinen verschiedenen Temperaturen. Für die An 
wendung kühlen und kalten Wassers existirt eine Cardinalregel, die bei Laien 
und Aerzten leider sehr oft keine Berücksichtigung findet, wodurch der Nutzen 
der hydrotherapeutischen Proceduren ganz illusorisch, ja nicht fetten geradezu 
in das Gegentheil verwandelt wird. Ich meine die Regel, niemals und 
unter keiner Bedingung Wasser in niederen Tentperaturen 
aus eine kühle oder kalte Haut zu appliciren. Das Ideal der 
rationellen Hautpflege ist das sogenannte Halb bad, welches früh unmittelbar 
nach dem Ausstehen, wo der Körper »och gleichmäßig warm, genommen und 
nicht über 3 Minuten ausgedehnt werden soll. Es gehört dazu eine niedrige 
Wanne mit einem Wasserstande von ca. 10—15 cm Höhe. Schwächliche, 
blutarme und Leute mit schlecht gepflegter, schwachthätiger Haut thun wohl, 
das Wasser dazu nicht unter 24° R. zu nehmen, vollsaftige, kräftige Personen 
mögen bis auf —J— 20° R» heruntergehen. Während der Badende in der Wanne 
sitzt, muß er sich von einem Andern Arme, Rücken und Brust mit den wieder 
holt in's Wasser getauchten Händen kräftig reiben lassen und dies fortwährend 
selbst mit den Beinen thun. Zuletzt hat eine mehrmalige Uebergießung des 
ganzen Körpers stattzufinden, nach welcher der Badende rasch aus der Wanne 
steigt, in ein großes grobes Leintuch gehüllt und unter starkem Frottiren ab 
getrocknet wird. Hierauf ist schnelles Ankleiden und etwas Umhergehen im 
Zimmer oder noch besser ein Spaziergang im Freien nothwendig. Nichts unter 
stützt die Hautpflege in so wirksamer Weise als Bewegung in frischer , freier 
Luft. Schade nur, daß es so Wenige giebt, die sich alles dieses zu bieten 
vermögen! Auch ich bin nicht in der glücklichen Lage und benutze deshalb ein 
rundes Zinkgefäß von 1 in Durchmesser mit einem Rande von 8 cm Höhe, 
welches bis über die Hälfte mit Wasser gefüllt wird, stelle mich völlig entkleidet
	        
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