Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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geschrieben, weil ich selbst wenig davon verstanden, da Dr. Niemeyer hier w i e an 
derswo nicht frei vorgetragen, wie in den öffentlichen Blättern a n g e k ü n d i g t 
war, sondern hinter einem Stehpult sitzend aus einem Podium vom Blatte ab 
gelesen hat, wobei ich, obwohl ganz in seiner Nähe befindlick, vom Sprecher nur den 
behaarten Theil des Kopfes sehen konnte, was für mich, dem Dank der medicinischen Be 
handlung im Scharlachfieber in frühester Jugend mit einem Gehördefect Begnadigten, 
recht störend war, well das Absehen des Gesprochenen vom Munde bekanntlich das 
Hören wesentlich unterstützt; doch einem neben mir sitzenden g n t h ö r e n d e n Bekannten 
des Dr. Niemeyer ging es auch nicht besser, indem ich denselben öfters beide Hände 
hinter seine Ohren halten sah." 
Wie sv hier eine „böswillige Verleumdung" vorliegt, soll mir 
Niemeyer erst noch beweisen, denn ich habe blos eine Thatsache berichtet, die 
gegen 100 Personen bezeugen können, die an jenem Abend im hiesigen Ge- 
werbehaussaal den „angekündigten Vortrag" anzuhören gekommen 
waren, durch dieses schwer zu verstehende „Ablesen" aber sehr getäuscht 
nach Hause gingen! Da nun ein Vortrag und eine Ablesung 
zweierlei ist, so war ich im vollsten Recht, das Erlebte zu rügen, denn 
nicht gegen das Ablesen an sich wendet sich meine Rüge, sondern gegen die 
„als Vortrag" ausposaunte Vorlesung! Wenn Niemeyer bei der 
Wahrheit bleibt und „Vorlesungen" ankündigt, so kann kein Mensch etwas 
dagegen einwenden, so aber will der Mann mehr scheinen, als er in 
Wirklichkeit ist! Wie nun Niemeyer in seiner verletzten Eitelkeit dazu kommt, 
einen Mann einen Strolch zu nennen, der bereits von seiner Staatsheil 
kunde ausgegebene Kranke zu einer Zeit wieder herstellte, wo Er allo 
pathisch nicht einmal ein Bauchweh zu kuriren verstand, einen Mann, der die 
Hydrotherapie erst am eigenen Körper durch mehrjährige Kur erprobte, 
wo ihm die Staatsheilkunde nicht helfen konnte und der noch in Berlin unter 
Johann v. Müller exacte anthropologische Studie» machte 
und dann in einigen von approbirten Aerzten dirigirten Wasserheilanstalten als 
Assistent gediegene Erfahrungen sammelte und schließlich vom k. Mediz. Colle 
gium seiner Heimath Württemberg wie auch von der k. preußischen Regierung 
vor 1869 die Erlaubniß zur naturärztlichen Praxis erhielt — das kann ich 
mir nur aus dem Umstand erklären, daß Niemeyer, wie mir von verschiedenen 
Seiten mitgetheilt wird, als burschikoser Lebemann nach gehaltenen 
Vorlesungen in solch' niederen Kreisen sich zu bewegen pflegt, wo nur 
wirkliche Strolche verkehren! Eine Injurienklage gegen ein 
solches Jndividuunr deshalb einzuleiten, wie ich nach Versicherung meines 
Rechtsfreundes mit Fug und Recht thun könnte, unterlasse ich aber, denn der 
Mann ist mir n un mehr als Mensch zu erbärmlich! 
An die Munde einer naturgemäßen Lebens- und Heilmeise. 
Von einem Gesinnungsgenossen. 
Nach vieljährigem, ununterbrochenem Kümpfen und Ringen sind wir endlich 
soweit gekommen, um aus den Ergebnissen unserer Thätigkeit die Hoffnung 
zu schöpfen für das weitere Gelingen der Aufgabe, die wir uns gestellt haben. 
Noch stehen wir fern von dem Gipfel, den zu erklimmen wir beabsichtigen. 
Unser Ziel ist — im Großen und Ganzen nichts anderes, als die Neubelebung 
guter Sitten und Gebräuche für ein gesundes und zufriedenes Volks 
leben: die Gründung von Gesundheitsanstalten, in welchen Jeder die 
Hauptbedürfnisse für das praktische Leben zu schauen, zu lernen und zu 
üben vermag, so daß hierdurch das körperliche und damit auch das seelische
	        
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