Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

warum sie mich denn nicht früher schon um Rath gefragt habe, denn sie dürfe 
nicht erwarten, daß ich mich ihr von selbst anbiete resp. aufdringe; sie habe 
ja in den paar Jahren, welche ich bei ihr wohne, doch schon von manchem 
auffallenden Kurerfolge gehört, so daß sie wohl Vertrauen zu meiner Behand 
lung hätte fassen können, die sie ja so nahe, gleichsam vor der Thüre und 
umsonst habe; ich fragte sie ferner: weßhalb sie denn jetzt zu mir herüberge 
laufen komme, doch wohl nicht, daß ich mit ihr ein Klageduett anstimme, son 
dern vielleicht aus dem Grunde, um zu hören, ob der Wasserdvctvr 
noch helfen könne! Wenn dem so feie, so müsse ich sie bitten, zuerst mir 
ihrem Homöopathen Rücksprache zu nehmen, ob er mir diese seine „ausge 
gebene" Patientin 81116 ira (ohne Groll) überlassen wolle. Damit war meine 
Wirthin einverstanden, ging gleich zu ihrem Homöopathen und berichtete mir 
Abends, daß am andern Tage der Herr Doctor kommen und mit mir confe- 
riren werde. So geschah es auch; am andern Vormittag holte mich meine 
Wirthin in rhr Zimmer und stellte mich dem Herrn Dr. L., ihrem Hansarzte, 
vor, welcher mich artig begrüßte und äußerte, daß er in dem vorliegenden 
Falle von Werl hofscher Blutfleckenkrankheit Nichts mehr thun könne, er 
mir die Kranke daher gerne überlasse mit dem Wunsche, daß ich glücklicher sein 
möge, als er! — Nun übernahm ich die Behandlung, welche den Erfolg 
hatte, daß die Patientin nach 3 Wochen wieder in's Freie gehen konnte! — 
Wie cs kam, daß Mutter, Tochter und ein Sohn wieder ein paar Jahre 
später nach einander auf den Kirchhof getragen wurden, ist auch ein Glanz 
punkt der Homöopathie; ich behalte mir aber vor, an anderer Stelle darüber 
Zn berichten. 
Ich könnte hier noch manche akute wie chronische Fälle anführen, welche 
von Homöopathen aufgegeben waren, und die ich doch noch mit Wasser 
durchbrachte, als Beleg dafür, daß ich meine guten Gründe habe, wenn ich die 
Fahne der Hydrotherapie nicht verlasse und zur Homöopathie übergehe, welche 
allerdings viel weniger umständlich ist als jene, und wie Dr. Haupt behaup 
tet — „am sanftesten heilt", doch will ich es hiermit bewenden lassen. 
(Schluß folgt.) 
Zur Abiorhr: 
a) A. Rikli in der Chemnitzer Zeitschrift, mtb b) Dr. P. Niemeyer 
in seinen „ärztlichen Sprechstunden". 
Vom Herausgeber. 
Sine ira et studio! 
Auf deutsch: Nur gemüthlich heimgegeigt! 
ad a) In Nr. 5—7 der „Zeitschrift des Stammvercins" vom laufenden 
Jahre hat von A. Rikli ein Artikel, bet. „Meine Erfahrungen, Beobachtungen 
und ^Schlüsse über Vegetabildiät" Aufnahme gefunden, in welchem derselbe sich 
alle Mühe giebt, die Abfertigung, die ihm aufseinen offensiven gleichbetit 
Artikel in Nr. 5 und 6 des „N.-A." vom vor. Jahr in der Numiner 7 desselben 
nach dem Motto: „Wie man in den Wald hineinschreit, so hallt es wieder", 
geworden ist, einigermaßen abzuschwächen und sich ä la Reinecke-Fuchs — listiger 
weise als die gekränkte Unschuld hinzustellen! Ich habe schon in meiner 
Nr. 2 d. I., S. 31 eine Erklärung desselben in Nr. 1 der Chemnitzer Zeit 
schrift gehörig abgetrumpft, worin er sich beklagt, daß ich keine weiteren
	        
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