Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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211 hemnoth kommt. Die 2lbsonderung der Schleimhaut kann verschieden 
sein, nämlich dünnflüssig, wo sie dann leicht herausbefördert wird und 
der 2luswurf wie der Hustenreiz geringe Beschwerden verursachen, oder zähe, 
wodurch der Husten sehr quälend und anhaltend, der Act des 2lnswecfcns oft 
so heftig wird, daß die Augen ans ihren Höhlen hervortreten, das Gesicht blau 
wird und sogar die Adern anschwellen. Die Menge des Auswurfes ist eben 
falls verschieden; bei längerem Verweilen in den Bronchien nimmt er ferner 
einen schlechten Geruch an und ist oft auch die Ursache einer Erweiterung 
derselben, welche die Wissenschaft Bronchiektasie nennt, wozu noch kommt, 
daß durch den oft Jahre lang andauernden Husten die Elasticität und Con- 
tractilität der Muskeln und Fasern der Bronchien allmälich erlahmen, ja diese 
Erweiterung kann sich sogar auf die bläschenförmigen Endungen derselben 
erstrecken, welche Veränderung man dann Emphysem nennt; durch beide 
Zustände wird natürlich eine Beeinträchtigung der Athemfunction der Lungen 
hervorgerufen, welche schließlich das Leben bedroht. 
Ich will nicht unterlassen, hier passend der sogenannten physikalischen 
Untersuchungsmethode Erwähnung zu thun, welche darin besteht, daß 
man durch Beklopfen (Percussion) und Behorchen (Auscultation) des 
Körpers diejenigen Geräusche zu erforschen sucht, welche innerhalb desselben 
im gesunden wie im kranken Zustande entstehen, um daraus dann auf 
den jeweiligen Zustand der Organe zu schließen. Ein Wiener 2lrzt, Namens 
Auenbrugger, war es, welcher zuerst auf den Gedanken kam, den Brust 
korb mit der Hand zu beklopfen und aus dem verschiedenen Schalle, der 
dabei im Innern entsteht, weitere Symptome zu erschließen; er bildete dieses 
Verfahren weiter aus und empfahl es 1761 der ärztlichen Welt unter dem 
Namen Percussion; ein französischer 2lrzt, Namens C o r v i s a r t, suchte 
dieser deutschen Erfindung sodann Eingang bei seinen Collegen zu ver 
schaffen und ein anderer Franzose, Namens Piorry, vervollkommnete die 
Ausübung derselben, indem er lehrte, durch Vermittelung eines Elfenbein 
blättchens, Plessimeter genannt, (ein deutscher Arzt — Wintrich — 
erfand noch einen Hammer dazu) die Schallzeichen hervorzurufen. C o r v i - 
s a r t war es auch, der sein Ohr unmittelbar an die Brust anlegte, um nach 
Geräuschen zu forschen, und der französische Arzt L a e n n e c erfand dazu ein Hör 
rohr — Stethoskop genannt — um durch dasselbe hindurch jene große 
Reihe von Schallzeichcn aufzufangen, welche die Luft beim Durchstreichen der 
Lunge erzeugt und dem Plessimeter nicht zugänglich sind; so entstand die 
Auskultation oder Stethoskopic. 
Es konnte nun nicht fehlen, daß man alsdann in der Leiche nach den 
Veränderungen suchte, welche im Lebenden dieses oder jenes Geräusch 
verursachten und die so allmälich errungene Wissenschaft von den materiellen 
Veränderungen der Organe überhaupt nannte man — patholo 
gische Anatomie im Gegensatz zur Wissenschaft von der normalen Be 
schaffenheit derselben; ferner nannte man die Kunst, auf Grund augenfälliger 
Symptome und der durch die verschiedenen Untersuchungsmcthodcn festgestellten 
anatomischen Veränderungen die Krankheiten zu erkennen und zu unter 
scheiden — physikalische Diagnostik. 
Diese physikalische Diagnostik besteht nun heutigen Tages in Bestim 
mung der Temperaturverhältnisse, im Zählen der Pulse, Befühlen, Beklopfen und 
Behorchen, künstlicher Beleuchtung verborgener Organe, chemischer und mikro 
skopischer Prüfung der Auswurfsstoffe rc. 
Und was leistet oder hilft diese medicinische Errungenschaft der Neuzeit
	        
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